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Johannes Tauler - DAS REICH GOTTES IN UNS - geistiges licht

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genug – inwendig – zu tun, und größere denn je. Es ist nicht zu ermessen, mit welcher Liebe Gott in<br />

dem Menschen wirkt, der ihm derart in sich Raum gibt und sich ihm gänzlich überläßt.<br />

Solch ein Gott gelassener Mensch war Timotheus. Die Schüler des Heiligen Dionysius wunderten<br />

sich darüber, daß Timotheus im Vergleich zu ihnen so unermeßlich zunahm und sie alle weit<br />

übertraf, obwohl sie doch alle ebenso viele gute Werke taten wie er.<br />

Der Meister antwortete ihnen, das käme daher, daß er ein gott-gelassener Mensch sei, der so tief in<br />

den Grund des eigenen Nichtseins, des Nicht-Ich, entsunken sei, daß er sich auch Gottes Werke<br />

nicht anmaße, sondern Gott das Seine lasse.<br />

Daß wir alle zu solchem Lassen und Gott-wirken-Lassen gelangen, dazu helfe uns Gott!<br />

VOM AUFNEHMEN CHRISTI<br />

"Mein Fleisch ist die rechte Speise und mein Blut ist der rechte Trank." Joh. 6; 55<br />

Alle Übungen und Gaben sind Wege und Mittel zur rechten Bereitung, daß wir in Gott kommen und<br />

Gott in uns wirke.<br />

Diese Gabe aber, daß wir "Christi Fleisch essen und sein Blut trinken", ist das Ziel und der Lohn;<br />

denn darin gibt er sich selbst dem Menschen unmittelbar und vereinigt sich hier mit dem Menschen<br />

einfaltig und vollkommen.<br />

"Mein Fleisch ist die wahre Speise, mein Blut der rechte Trank": die dies äußerlich, mit den Sinnen<br />

nehmen als leibliche Speise, als Brot und Wein, die schmecken und wissen nichts vom wirklichen<br />

Sinn des Abendmahls und von der Seligkeit der Einswerdung, die darin verborgen liegt.<br />

Die Nahrung, die der äußere Mensch zu sich nimmt, ist tot und wird erst zu Leben im Menschen.<br />

Die Speise aber, die der innere Mensch von Christus empfängt, ist lebendig, und wer sie in sich<br />

aufnimmt, "der wird leben in Ewigkeit" (Joh. 6; 58).<br />

Als diese Worte fielen, gingen viele, die Christum nachgefolgt waren, von ihm fort, weil sie seine<br />

Worte nicht verstanden. Sie nahmen buchstäblich, was geistig gemeint war. Denn diese Speise<br />

übersteigt alles den Sinnen Faßbare. Hier sind der Speisende und die Speise eins.<br />

Doch es ist schwer, mit Worten von etwas zu sprechen, was über alles Verstehen hinausgeht. Nur<br />

der innere Mensch, der ganz dem innersten lebt, vermag diese Speise zu schmecken und die Worte<br />

zu verstehen, wenn er es auch nicht mit Menschenworten aussprechen kann.<br />

Wer erfassen will, was es heißt, Christi Fleisch und Blut in sich aufzunehmen, der muß sich<br />

abgeschieden und lassend, innerlich und einig halten.<br />

Um dazu zu gelangen, müssen wir uns gewöhnen, auf unseren inneren Menschen zu achten und bei<br />

allem, was wir tun, in uns hineinzusehen: bei jedem Werk, bei jedem Zusammensein mit anderen<br />

Menschen sollen wir mit dem größten Teil unseres Wesens nach innen gewendet bleiben, und noch<br />

mehr in den Stunden der Muße und des Alleinseins: da sollen wir erst recht mit allen Sinnen und<br />

Kräften nach innen gesammelt und in den Seelengrund versunken sein. Denn hier ist es, wo die<br />

lebendige Speise, ,Fleisch und Blut', d. h. Wesen und Geist Christi mit dem inneren Menschen<br />

vereinigt wird, ihn gänzlich in sich zieht und in sich verwandelt.<br />

Diese Vereinigung übersteigt alle Wandlungen, die der Mensch begreift. Denn hier ist der Geist über<br />

alle Kreatürlichkeit hinausgehoben, geläutert und verklärt und so vollkommen über sich selbst und<br />

seine Weise erhoben und von Gott durchdrungen, daß er alle Gleichheit und Ebenbildlichkeit mit<br />

Gott verliert, zur Einheit gelangt und im Lichtmeer der Gottheit entwird.

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