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Johannes Tauler - DAS REICH GOTTES IN UNS - geistiges licht

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GOTT RUFT UND BERUFT <strong>UNS</strong><br />

"Ich, der in Gott Gebundene, bitte euch, würdig zu wandeln in der Berufung, zu der ihr berufen<br />

seid, und die Einheit im Geiste zu wahren." Eph. 4; 1 f.<br />

In den Worten, mit denen Paulus uns bittet, unserer Berufung zu folgen, sind vier Dinge zu<br />

beachten:<br />

Das erste ist: Wer uns hier ruft und beruft.<br />

Das zweite: Wozu er uns ruft, wohin er uns haben will.<br />

Das dritte: Welches sein Ruf ist und wann er uns ruft.<br />

Und das vierte: Wie man dem Rufe würdig folgt.<br />

Nun zum ersten: Wer uns ruft, das ist Gott, und er ruft uns mit allem, was er ist, hat und vermag. Er<br />

ruft und lädt uns zu sich: seine Güte, Liebe und Weisheit lädt und leitet uns zu ihm und in ihn.<br />

In Wahrheit: Gott hat Verlangen nach uns, als ob seine Seligkeit in uns liege. Was immer seine<br />

Liebe und Weisheit im Himmel und auf Erden schufen, das geschah nur, daß er uns damit in<br />

unseren Ursprung zurückrufe, und daß wir heimkehren in sein Reich, das auf uns wartet.<br />

Das zweite ist: Wozu er uns ruft. Er ruft uns zu seinem Sohn, damit wir uns als seine Brüder<br />

erkennen und als Miterben des Reiches. Er ruft uns, Christi Vorbild zu folgen; denn er ist der Weg,<br />

den wir gehen sollen, die Wahrheit, die uns leuchten soll, und das Leben, das unser Ziel sein soll.<br />

Das dritte: Welches der Ruf sei und wann er ruft. Der Ruf, mit dem Gott uns zu sich lockt, ist<br />

mannigfacher Art: innerlich, im Seelengrund, ruft Gott uns ohne Unterlaß, und ebenso im inneren<br />

Menschen Tag und Nacht, und äußerlich mit allen Schickungen, die er uns zuteil werden läßt, seien<br />

sie freudvoll oder leidvoll. In alledem ruft er uns.<br />

Würden wir das erkennen und seinem Rufe folgen, bedürfte es oftmals nicht der drängenden<br />

Stimme in Gestalt leidvoller Schickungen.<br />

Und das vierte: Wie wir dem Rufe würdig folgen. Das geschieht eben durch Geduld und<br />

Hörbereitschaft, Sanftmut und gelassene Hingabe an seinen Ruf und seinen Willen.<br />

Damit erhebt sich die weitere Frage: Wen ruft Gott. Dreierlei Menschen ruft er: zunächst die<br />

Anfänger im Leben aus dem Geiste, dann die Fortgeschrittenen und schließlich die Vollkommenen.<br />

Die einen werden auf die untere Stufe, die anderen auf die zweite Stufe und die letzteren auf die<br />

oberste Stufe der Vollkommenheit gerufen.<br />

Das möge niemand mißverstehen; denn wen Gott auch immer ruft und auf welche Stufe er ihn<br />

beruft: wir sollen alle Christus gleichförmig und vollkommene Kinder Gottes werden.<br />

Nun sagen zwar manche, Gott sei ihnen über alles lieb. Aber in Wahrheit wollen sie die Dinge und<br />

Wesen nicht lassen, an denen sie weit fester hängen als an Gott. Sie suchen in ihnen mehr Lust und<br />

Befriedigung als in Gott. Das sind die Ungelassenen. Wenn sie das einsehen und lernen, Gott über<br />

alles zu lieben und ihre Nächsten wie sich selbst, haben sie die unterste Stufe erreicht, auf der sie<br />

dem Rufe Gottes folgen, und sind auf dem Wege, zu Gott zu kommen und von ihm berufen zu<br />

werden.<br />

Nun gibt es eine zweite Stufe, die höher ist; und jene, die auf ihr dem Ruf und Rat Gottes folgen,<br />

gelangen wesentlich weiter. Sie horchen auf die Stimme Gottes und gehen den Weg, den Gott sie<br />

weist, der ihrer göttlichen Berufung gemäß ist.<br />

Um den Rat Gottes zu vernehmen und seine Berufung zu erkennen, muß man sich oft nach innen<br />

wenden und schweigend nach innen lauschen. Aber wie wenige wenden sich einwärts und<br />

vernehmen den Ruf! Heute wollen sie dies, morgen tun sie jenes – je nach den Anrufen und

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