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Johannes Tauler - DAS REICH GOTTES IN UNS - geistiges licht

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Groschen ist die Seele.<br />

Drei Eigenschaften hat der Groschen: sein Gewicht, seine Materie, die aus Gold oder Silber besteht,<br />

und seine Prägung, d. h. sein Bild.<br />

Das Gewicht der Seele ist unwägbar: sie wiegt mehr als Himmel und Erde und alles, was darin<br />

beschlossen ist. Denn Gott ist in ihr; darum wiegt sie soviel wie Gott.<br />

Ihre Materie ist das Gold der göttlichen Wesenheit, die in sie eingesenkt ist, die sich mit der<br />

Überwesentlichkeit ihrer göttlichen Liebe in den Geist, sich selbst, versenkt und ihn ganz mit sich<br />

verbunden, verschmolzen, vereint hat.<br />

Um das zu erkennen und den verlorenen Schatz zu finden, mußt Du einen anderen Weg gehen als<br />

jene, die der äußere Mensch geht, mögen es auch die edelsten Wege geistiger Übung sein. Und<br />

welchen?<br />

Die Frau "entzündete ein Licht und kehrte das Haus um." Was hier entzündet wird, ist das Licht der<br />

ewigen Gottesweisheit. Und was sie entzündet, ist die Liebe.<br />

Sie muß das Licht zur Entflammung und zum Brennen bringen.<br />

Aber wie wenige wissen, was Liebe ist! Liebe ist nicht sinnliches Wohlgefühl und Wollust des<br />

Besitzes, sondern Liebe ist jenes unstillbare brennende Verlangen nach völliger Hingabe seiner<br />

selbst, nach willigem Lassen und gelassenem Gott-Wirkens-Lassen: das ist es, wodurch das Licht<br />

entzündet wird.<br />

Und nun kehrt sie das Haus gänzlich um und sucht den güldenen Groschen. Wie geschieht dies<br />

Suchen? Es ist sowohl ein Tun wie ein Lassen.<br />

Das tätige Suchen findet statt, wenn der Mensch sucht, im lassenden Suchen wird er gesucht.<br />

Das tätige Suchen ist wiederum zweifach: äußerlich und innerlich. Das äußere Gottsuchen besteht<br />

in guten Werken und geistigen Übungen, in Gewöhnung an Sanftmut, Stille, Gelassenheit und alle<br />

anderen Tugenden, die man durch Übung mehren kann.<br />

All das ist gut; aber hoch über dem steht das innere Suchen: es ist so hoch über allem äußeren<br />

Suchen wie der Himmel über der Erde, und ihm ganz ungleich. Es besteht darin, daß der Mensch in<br />

seinen eigenen Seelengrund eingeht, in sein Allerinnerstes, und dort Gott sucht gemäß dem Worte<br />

Jesu Christi: "Das Reich Gottes ist inwendig in euch."<br />

Wer dieses innere Reim finden will – und das ist Gott mit all seinem Reichtum und seinem<br />

selbsteigenen Wesen –, der muß es da Suchen, wo es ist, nämlich im innersten Grunde seines<br />

Wesens, wo Gott der Seele weit näher und inwendiger ist, als sie sich selber ist.<br />

Dieser innerste Seelen- und Gottesgrund muß gesucht und gefunden werden. In diese Wohnstatt<br />

Gottes muß der Mensch eingehen und entsinken und sich allem, was sinnenhaft ist und seinem<br />

äußeren Menschen zugehört, allem, was an Bildern und Formen mit den Sinnen erfaßt wird, ebenso<br />

entziehen wie allem, was Phantasie und Vernunft innerlich an Bildern und Zielen gestalten.<br />

Wenn der Mensch in diesen Grund gelangt und Gott da sucht, wird, das Haus umgekehrt', und<br />

alsdann sucht nicht mehr er Gott, sondern Gott sucht ihn. So geschieht es diesem Menschen: wenn<br />

er in diese Wohnstätte Gottes kommt und hier, im Seelengrund sucht, kommt Gott und sucht den<br />

Menschen und kehrt das Haus gänzlich um.<br />

Nun will ich etwas aussprechen, was nicht jeder versteht, auch wenn ich deutsch spreche.<br />

Einleuchten wird es nur dem, der schon vom inneren Licht berührt ward:<br />

Das suchende Hineinsehen besteht nicht darin, daß man zuweilen hineingeht und dann wieder<br />

herausgeht und sich wieder mit den Kreaturen und der Welt zu schaffen macht. Sondern die rechte<br />

Einkehr und innere Umkehr, bei der aus dem Gottsucher ein Gottgesuchter wird, besteht eben darin,<br />

daß, wenn der Mensch in dieses Haus, in den inwendigen Grund kommt, ihm alles, was nicht Gott

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