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Nietzsche: Jenseits von Gut und Bose / Zur Genealogie der Moral

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— 3i6 —<br />

als eine Blutvergiftung nehmen (er hat die Rassen<br />

durch einan<strong>der</strong> gemengt) — ich wi<strong>der</strong>spreche nicht;<br />

unzweifelhaft ist aber diese Intoxikation gelungen.<br />

Die „Erlösung" des Menschengeschlechts (nämlich <strong>von</strong><br />

„den Herren") ist auf dem besten Wege; Alles verjüdelt<br />

o<strong>der</strong> verchristlicht o<strong>der</strong> verpöbelt sich zusehends<br />

(was liegt an Worten!). Der Gang dieser Vergiftung,<br />

durch den ganzen Leib <strong>der</strong> Menschheit hindurch,<br />

scheint<br />

unaufhaltsam, ihr tempo <strong>und</strong> Schritt darf sogar <strong>von</strong> nun<br />

an immer langsamer, feiner, unhörbarer, besonnener<br />

sein — man hat ja Zeit . . . Kommt <strong>der</strong> Kirche in dieser<br />

Absicht heute noch eine nothwendige Aufgabe,<br />

überhaupt noch ein Recht auf Dasein zu? O<strong>der</strong> könnte<br />

man ihrer entrathen? Quaerüur, Es scheint, dass sie<br />

jenen Gang eher hemmt <strong>und</strong> zurückhält, statt ihn zu<br />

beschleunigen? Nun, eben das könnte ihre Nützlichkeit<br />

sein . . . Sicherlich ist sie nachgerade etwas Gröbliches<br />

<strong>und</strong> Bäurisches, das einer zarteren Intelligenz, einem<br />

eigentlich mo<strong>der</strong>nen Geschmacke wi<strong>der</strong>steht Sollte sie<br />

sich zum Mindesten nicht etwas raffinieren? . . . Sie<br />

entfremdet heute mehr, als dass sie verführte . . . Wer<br />

<strong>von</strong> uns würde wohl Freigeist sein, wenn es nicht die<br />

Kirche g-äbe? Die Kirche wi<strong>der</strong>steht uns, nicht ihr<br />

Gift . . . Von <strong>der</strong> Kirche abgesehn lieben auch wir das<br />

Gift ..." — Dies <strong>der</strong> Epilog eines „Freigeistes" zu<br />

meiner Rede, eines ehrlichen Thiers, wie er reichlich<br />

verrathen hat, überdies eines Demokraten; er hatte mir<br />

bis dahin zugehört <strong>und</strong> hielt es nicht aus, mich schweigen<br />

zu hören. Für mich nämlich giebt es an dieser<br />

Stelle viel zu schweigen. —

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