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Nietzsche: Jenseits von Gut und Bose / Zur Genealogie der Moral

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— 346 —<br />

souveraine Individuum, das nur sich selbst gleiche,<br />

das <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sittlichkeit <strong>der</strong> Sitte wie<strong>der</strong> losgekommene,<br />

das autonome übersittliche Individuum (denn „autonom"<br />

<strong>und</strong> „sittlich" schliesst sich aus), kurz den Menschen<br />

des eignen unabhängigen langen Willens, <strong>der</strong> versprechen<br />

darf — <strong>und</strong> in ihm ein stolzes, in allen<br />

Muskeln zuckendes Bewusstsein da<strong>von</strong>, was da endlich<br />

errungen <strong>und</strong> in ihm leibhaft geworden ist, ein eigentliches<br />

Macht - <strong>und</strong> Freiheits - Bewusstsein ,<br />

ein Vollendungs-<br />

Gefühl des Menschen überhaupt Dieser Freigewordne,<br />

<strong>der</strong> wirklich versprechen darf, dieser Herr<br />

des freien Willens, dieser Souverain — wie sollte er<br />

es nicht wissen, welche Überlegenheit er damit vor<br />

Allem voraus hat, was nicht versprechen <strong>und</strong> für sich<br />

selbst gut sagen darf, wie viel Vertrauen, wie viel<br />

Furcht, wie viel Ehrfurcht er erweckt — er „verdient"<br />

alles Dreies — <strong>und</strong> wie ihm, mit dieser Herrschaft über<br />

sich, auch die Herrschaft über die Umstände, über die<br />

Natur <strong>und</strong> alle willenskürzeren <strong>und</strong> unzuverlässigeren<br />

Creaturen nothwendig in die Hand gegeben ist? Der<br />

„freie" Mensch, <strong>der</strong> Inhaber eines langen unzerbrechlichen<br />

Willens, hat in diesem Besitz auch sein Werthmaass:<br />

<strong>von</strong> sich aus nach den An<strong>der</strong>n hinblickend,<br />

ehrt er o<strong>der</strong> verachtet er; <strong>und</strong> eben so nothwendig als<br />

er die ihm Gleichen, die Starken <strong>und</strong> Zuverlässigen<br />

(die welche versprechen dürfen) ehrt, — also Je<strong>der</strong>mann,<br />

<strong>der</strong> wie ein Souverain verspricht, schwer, selten,<br />

langsam, <strong>der</strong> mit seinem Vertrauen geizt, <strong>der</strong> auszeichnet,<br />

wenn er vertraut, <strong>der</strong> sein Wort giebt als<br />

Etwas, auf das Verlass ist, weil er sich stark genug<br />

weiss, es selbst gegen Unfälle, selbst „gegen dcis<br />

Schicksal" aufrecht zu halten —<br />

: eben so nothwendig<br />

wird er seinen Fusstritt für die schmächtigen Wind-

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