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Nietzsche: Jenseits von Gut und Bose / Zur Genealogie der Moral

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— 472 _<br />

nerische Wille, in dem sich sein gegnerisches Ideal<br />

ausdrückt?" Dazu steht die Wissenschaft lange nicht<br />

genug auf sich selber, sie bedarf in jedem Betrachte<br />

erst eines Werth-Ideals, einer wertheschaflFenden Macht,<br />

in <strong>der</strong>en Dienste sie an sich selber glauben darf,<br />

— sie selbst ist niemals wertheschaffend. Ihr Verhältniss<br />

zum asketischen Ideal ist an sich durchaus noch nicht<br />

antagonistisch; sie stellt in <strong>der</strong> Hauptsache sogar eher<br />

noch die vorwärtstreibende Kraft in dessen innerer Ausgestaltung<br />

dar. Ihr Wi<strong>der</strong>spruch <strong>und</strong> Kampf bezieht<br />

sich, feiner geprüft, gar nicht auf das Ideal selbst,<br />

son<strong>der</strong>n nur auf dessen Aussenwerke, Einkleidung, Maskenspiel,<br />

auf dessen zeitweilige Verhärtung, Verholzung,<br />

Verdogmatisirung, — sie macht das Leben in<br />

ihm wie<strong>der</strong><br />

frei, indem sie das Exoterische an ihm verneint Diese<br />

Beiden, Wissenschaft <strong>und</strong> asketisches Ideal, sie stehen<br />

ja auf Einem Boden — ich gab dies schon zu verstehn<br />

— : nämlich auf <strong>der</strong> gleichen Überschätzung <strong>der</strong><br />

Wahrheit (richtiger: auf dem gleichen Glauben an die<br />

U n abschätzbarkeit, U n kritisirbarkeit <strong>der</strong> Wahrheit), eben<br />

damit sind sie sich nothwendig B<strong>und</strong>esgenossen, —<br />

so dass sie, gesetzt, dass sie bekämpft werden, auch<br />

immer nur gemeinsam bekämpft <strong>und</strong> in Frage gestellt<br />

werden können.<br />

Eine Werthabschätzung des asketischen<br />

Ideals zieht unvermeidlich auch eine Werthabschätzung<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft nach sich: dafür mache man sich bei<br />

Zeiten die Augen hell, die Ohren spitz ! (Die Kunst, vorweg<br />

gesagt,<br />

denn ich komme irgendwann des Längeren<br />

darauf ziwück, — die Kunst, in <strong>der</strong> gerade die Lüge<br />

sich heiligt, <strong>der</strong> Wille zur Täuschung das gute Gewissen<br />

zur Seite hat, ist dem asketischen Ideale viel<br />

gr<strong>und</strong>sätzlicher entgegengestellt als die Wissenschaft:<br />

so empfand es <strong>der</strong> Instinkt Plato's, dieses grössten

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