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Nietzsche: Jenseits von Gut und Bose / Zur Genealogie der Moral

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~ 418 —<br />

kommenschaft Dem, dessen Seele die Welt ist"?).<br />

Darin<br />

ist Nichts <strong>von</strong> Keuschheit aus irgend einem asketischen<br />

Skrupel <strong>und</strong> Sinnenhass, so wenig es Keuschheit ist,<br />

wenn ein Athlet o<strong>der</strong> Jockey sich <strong>der</strong> Weiber enthält;<br />

so will es vielmehr, zum Mindesten für die Zeiten <strong>der</strong><br />

grossen Schwangerschaft, ilir dominiren<strong>der</strong> Instinkt<br />

Je<strong>der</strong> Artist weiss, wie schädlich in Zuständen grosser<br />

geistiger Spannung <strong>und</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Beischlaf wirkt;<br />

für die mächtigsten <strong>und</strong> instinktsichersten unter ihnen<br />

gehört dazu nicht erst die Erfahrung, die schlimme<br />

Erfahrung, — son<strong>der</strong>n eben ihr „mütterlicher** Instinkt<br />

ist es, <strong>der</strong> hier zum Vortheil des werdenden Werkes<br />

rücksichtslos über alle sonstigen Vorräthe <strong>und</strong> Zuschüsse<br />

<strong>von</strong> Kraft, <strong>von</strong> vigor des animalen Lebens verfügt: die<br />

grössere Kraft verbraucht dann die kleinere. — Man<br />

lege sich übrigens den oben besprochnen Fall Schopenhauer's<br />

nach dieser Interpretation zurecht: <strong>der</strong> Anblick<br />

des Schönen wirkte offenbar bei ihm als auslösen<strong>der</strong><br />

Reiz auf die Hauptkraft seiner Natur (die Kraft <strong>der</strong><br />

Besinnung <strong>und</strong> des vertieften Blicks); so dass diese dann<br />

explodirte <strong>und</strong> mit Einem Male Herr des Bewusstseins<br />

wurde. Damit soll durchaus die Möglichkeit nicht ausgeschlossen<br />

sein, dass jene eigenthümliche Süssigkeit<br />

<strong>und</strong> Fülle, die dem ästhetischen Zustande eigen ist,<br />

gerade <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ing^redienz „Sinnlichkeit" ihre Herkunft<br />

nehmen könnte, (wie<br />

aus <strong>der</strong>selben Quelle jener „Idealismus"<br />

stammt, <strong>der</strong> mannbaren Mädchen eignet) — dcuss<br />

somit die Sinnlichkeit beim Eintritt des ästhetischen Zustandes<br />

nicht aufgehoben ist,<br />

wie Schopenhauer glaubte,<br />

son<strong>der</strong>n sich nur transfigurirt <strong>und</strong> nicht als Geschlechtsreiz<br />

mehr in's Bewusstsein tritt. (Auf diesen Gesichtspunkt<br />

werde ich<br />

ein andres Mal zurückkommen, im Zusammenhang<br />

mit noch delikateren<br />

Problemen <strong>der</strong> bisher

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