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Nietzsche: Jenseits von Gut und Bose / Zur Genealogie der Moral

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träumen! — unter Umständen sind sie es nämlich selbst,<br />

diese Gebildeten. Und gewiss ist es, dass alle Schauspieler<br />

des Geistes es schlechterdings nicht in ihr aushielten,<br />

— für sie ist sie lange nicht romantisch <strong>und</strong><br />

syrisch genug, lange nicht Theater -Wüste genug! Es<br />

fehlt allerdings auch in ihr nicht an Kameelen: darauf<br />

aber beschränkt sich die ganze Ähnlichkeit Eine willkürliche<br />

Obskurität vielleicht; ein Aus -dem -Wege -Gehn<br />

vor sich selber; eine Scheu vor Lärm, Verehrung, Zeitung,<br />

Einfluss; ein kleines Amt, ein Alltag, Etwas, das<br />

mehr verbirgt als an's Licht stellt; ein Umgang gelegentlich<br />

mit harmlosem heitren Gethier <strong>und</strong> Geflügel,<br />

dessen Anblick erholt; ein Gebirge zur Gesellschaft,<br />

aber kein todtes, eins mit Augen (das heisst mit Seen);<br />

unter Umständen selbst ein Zimmer in einem vollen<br />

Allerwelts - Gasthof, wo man sicher ist, verwechselt zu<br />

werden, <strong>und</strong> ungestraft mit Je<strong>der</strong>mann reden kann, —<br />

das ist liier „Wüste": oh sie ist einsam genug, glaubt<br />

es mirl Wenn Heraklit sich in die Freihöfe <strong>und</strong> Säulengänge<br />

des ungeheuren Artemis -Tempels zurückzog, so<br />

war diese „Wüste" würdiger, ich gebe es zu: weshalb<br />

fehlen uns solche Tempel? (— sie fehlen uns vielleicht<br />

nicht: eben gedenke ich meines schönsten Studirzimmers,<br />

<strong>der</strong> piazza dt San Marco, Frühling vorausgesetzt,<br />

insgleichen Vormittag, die Zeit zwischen lo<br />

<strong>und</strong> 12.) Das aber, dem Heraklit auswich, ist das<br />

Gleiche noch, dem wir jetzt aus dem Wege gehn: <strong>der</strong><br />

Lärm <strong>und</strong> dcis Demokraten-Geschwätz <strong>der</strong> Ephesier, ihre<br />

Politik, ihre Neuigkeiten vom „Reich" (Persien, man<br />

versteht mich), ihr Markt -Kram <strong>von</strong> „Heute", — denn<br />

wir Philosophen brauchen zu allererst vor Einem Ruhe:<br />

vor allem „Heute". Wir verehren das Stille, das Kalte,<br />

das Vornehme, das Feme, das Vergangne, Jegliches

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