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Nietzsche: Jenseits von Gut und Bose / Zur Genealogie der Moral

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-. 417 —<br />

mehr noch, er fiirchtet sich vor <strong>der</strong> Störung durch BUtze,<br />

er schreckt vor <strong>der</strong> Ungeschütztheit eines allzu isolirten<br />

<strong>und</strong> preisgegebnen Baums zurück, an dem jedes schlechte<br />

Wetter seine Laune, jede Laune ihr schlechtes Wetter<br />

auslässt. Sein „mütterlicher" Instinkt, die geheime Liebe<br />

zu dem, was in ihm wächst, weist ihn auf Lagen hin,<br />

wo man es ihm abnimmt, an sich zu denken; in gleichem<br />

Sinne, wie <strong>der</strong> Listinkt <strong>der</strong> Mutter im Weibe die abhängige<br />

Lage des Weibes überhaupt bisher festgehalten<br />

hat. Sie verlangen zuletzt wenig genug, diese Philosophen,<br />

ihr Wahlspruch ist „wer besitzt, wird besessen" —<br />

nicht, wie ich wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> sagen muss, aus einer<br />

Tugend, aus einem verdienstlichen Willen zur Genügsamkeit<br />

<strong>und</strong> Einfalt, son<strong>der</strong>n weil es Üir oberster Herr<br />

so <strong>von</strong> ihnen verlangt, klug <strong>und</strong> unerbittlich verlangt:<br />

als welcher nur für Eins Sinn hat <strong>und</strong> Alles, Zeit, Kraft<br />

Liebe, Interesse nur dafür sammelt, nur dafür aufspart<br />

Diese Art Mensch liebt es nicht, durch Feindschaften<br />

gestört zu werden, auch durch Fre<strong>und</strong>schaften nicht:<br />

sie<br />

vergisst o<strong>der</strong> verachtet leicht<br />

Geschmack, den Märtyrer zu machen; „fttr<br />

Es dünkt ihr ein schlechter<br />

die Wahrheit<br />

zu leiden" — das überlässt sie den Ehrgeizigen <strong>und</strong><br />

Bühnenhelden des Geistes <strong>und</strong> wer sonst Zeit genug<br />

dazu hat (— sie selbst, die Philosophen, haben Etwas<br />

für die Wahrheit zu thun). Sie machen einen sparsamen<br />

Verbrauch <strong>von</strong> grossen Worten; man sagt, dass ihnen<br />

selbst das Wort „Wahrheit" wi<strong>der</strong>stehe: es klinge<br />

gfrossthuerisch<br />

. . . Was endlich die „Keuschheit" <strong>der</strong> Philosophen<br />

anbelangt so hat diese Art Geist ihre Fruchtbarkeit<br />

ersichtlich wo an<strong>der</strong>s als in Kin<strong>der</strong>n; vielleicht<br />

wo an<strong>der</strong>s auch das Fortleben ihres Namens, ihre kleine<br />

Unsterblichkeit (noch unbescheidner drückte man sich<br />

im alten Indien unter Philosophen aus „wozu Nach-<br />

Niet zsciie, Werke l!;ind VII. 87

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