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Nietzsche: Jenseits von Gut und Bose / Zur Genealogie der Moral

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— 428 —<br />

es die Asketen <strong>der</strong> Vedänta- Philosophie thaten, die<br />

Leiblichkeit zur Illusion herabsetzen, den Schmerz insgleichen,<br />

die Vielheit, den ganzen Begriffs -Gegensatz<br />

„Subjekt" <strong>und</strong> „Objekt" — Irrthümer, Nichts als Irrthümer!<br />

Seinem Ich den Glauben versagen, sich selber<br />

seine „Realität" verneinen — welcher Triumph! — schon<br />

nicht mehr bloss über die Sinne, über den Augenschein,<br />

eine viel höhere Art Triumph, eine Vergewaltig-ung <strong>und</strong><br />

Grausamkeit an <strong>der</strong> Vernunft: als welche Wollust<br />

damit auf den Gipfel kommt, dass die<br />

asketische Selbstverachtung,<br />

Selbstverhöhnung <strong>der</strong> Vernunft dekretiert:<br />

es giebt ein Reich <strong>der</strong> Wahrheit <strong>und</strong> des Seins, aber<br />

gerade die Vernunft ist da<strong>von</strong> ausgeschlossen!". . .<br />

(Anbei gesagft: selbst noch in dem Kantischen Begriff<br />

„intelligibler Charakter <strong>der</strong> Dinge" ist Etwas <strong>von</strong> dieser<br />

lüsternen Asketen - Zwiespältigkeit rückständig, welche<br />

Vernunft gegen Vernunft zu kehren liebt: „intelligibler<br />

Charakter" bedeutet nämlich bei Kant eine Art Beschaffenheit<br />

<strong>der</strong> Dinge, <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Intellekt gerade<br />

soviel begreift, dass sie für den Intellekt — ganz <strong>und</strong><br />

gar unbegreiflich ist) — Seien wir zuletzt, gerade<br />

als Erkennende, nicht <strong>und</strong>ankbar gegen solche resolute<br />

Umkehrungen <strong>der</strong> gewohnten Perspektiven <strong>und</strong> Werthungen,<br />

mit denen <strong>der</strong> Geist allzulange scheinbar freventlich<br />

<strong>und</strong> nutzlos gegen sich selbst gewüthet hat:<br />

<strong>der</strong>gestalt einmal an<strong>der</strong>s sehn, an<strong>der</strong>s-sehn-w ollen ist<br />

keine kleine Zucht <strong>und</strong> Vorbereitung des Intellekts zu<br />

seiner einstmaligen „Objektivität", — letztere nicht als<br />

„interesselose Anschauung" verstanden (als welche ein<br />

Unbegriff <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>sinn ist), son<strong>der</strong>n als das Vermögen,<br />

sein Für <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gewalt zu haben <strong>und</strong><br />

aus- <strong>und</strong> einzuhängen: so dass man sich gerade die<br />

Verschiedenheit <strong>der</strong> Perspektiven <strong>und</strong> <strong>der</strong> Affekt-

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