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Numismatische Zeitschrift - Medievalcoinage.com

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Josef Tautenhayn senior. 167<br />

Es sind überhaupt verhältnismäßig nicht sehr viele Medaillen,<br />

die zu schaffen ihm vergönnt war. Ganz im Gegensätze zu seinem<br />

Freunde Scharff, der sich viel und gerne in großer Gesellschaft<br />

bewegte, überall Zutritt fand und besonders in seinen Spätjahren mit<br />

Aufträgen geradezu überhäuft war, hat Tautenhayn immer ein zurückgezogenes<br />

Leben in der Familie geliebt; wer sich seiner Kunst<br />

bedienen wollte, mußte ihn aufsuchen. Wenn er nun vielleicht als<br />

Porträtist, wohl infolge seiner ungleich geringeren Inanspruchnahme,<br />

hinter seinem großen Eivalen zurückblieb, so steht<br />

aber Tautenhayn,<br />

was die Gestaltung der figuralen Rückseiten betrifft, unter den<br />

deutschen und österreichischen Medailleuren bis<br />

heute unübertroffen<br />

da. Wie schon die Wahl seiner Stoffe eine echt historische Auffassung<br />

bekundet, so ist seine Formgebung immer von einer gewissen antiken<br />

Vornehmheit und jenem ernsten Pathos, welche der Charakter und<br />

die Bestimmung des Erzgusses zu verlangen scheinen. Und eben<br />

nach dieser Seite hin kamen ihm seine Ausbildung und seine<br />

wachsende Beschäftigung als Plastiker vorzüglich zu statten.<br />

Daß nun aber Tautenhayn trotz seiner amtlichen Stelle als<br />

Hof-Kammermedailleur und Leiter der Graveurakademie überhaupt<br />

Gelegenheit gefunden hat, sich als Großplastiker zu bewähren, ist<br />

allerdings eine der freundlichsten Fügungen seines Geschickes. Er<br />

weiß es selbst nicht so recht, wie das kam. Eines Tages, voll Verdruß<br />

und übler Laune über dies und jenes, was ihm zugestoßen war, in<br />

einer Stimmung, die sich am liebsten mit der Faust Luft schaffen<br />

möchte, warf Meister Tautenhayn eine Zeichnung hin (s. Seite 168):<br />

Den Kampf der Kentauren mit den Lapithen.<br />

Das einmal begonnene Werk wurde fortgesetzt, die Zeichnung<br />

modelliert — es entstand der berühmte Schild. Hofrat v. Eitelberger,<br />

der vielvermögende Direktor des österreichischen Museums für Kunst<br />

und Industrie, sah das fertige Werk und versprach, voll Entzücken<br />

darüber, sich dafür einzusetzen, daß es in Metall ausgegossen werde.<br />

Aber das zog sich lange hin. Inzwischen gelang es Tautenhayn, den<br />

damaligen Oberstkämmerer des Kaisers, den kunstsinnigen Feldzeugmeister<br />

Grafen von Crenneville, dafür zu interessieren ; dieser bestellte<br />

den Schild für den Allerhöchsten Hof und beauftragte die Firma<br />

Klinkosch, denselben in Silber auszugießen und bis zur Pariser Weltausstellung<br />

im Jahre 1878 zu vollenden. Klinkosch, um die Arbeit in

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