23.02.2014 Aufrufe

Download BREKO-Jahresbericht

Download BREKO-Jahresbericht

Download BREKO-Jahresbericht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

VECTORING – STEILVORLAGE FÜR DEN BREITBANDAUSBAU ODER PASS INS<br />

WETTBEWERBSPOLITISCHE ABSEITS?<br />

Kaum ein Thema beschäftigt die Phantasie der Telekommunikationsbranche<br />

aktuell so stark wie „Vectoring“.<br />

Während die Telekom Vectoring als Schlüsseltechnologie<br />

für den Breitbandausbau und Surrogat für<br />

einen zügigen FTTB/FTTH-Ausbau anpreist, bewerten<br />

andere Experten das Potenzial der neuen Technik<br />

zurückhaltender.<br />

Was kann Vectoring tatsächlich? Durch die Ausschaltung<br />

des „Cross-Talk-Effekts“ (zu den technischen Aspekten<br />

siehe den Hintergrundbericht Seite 100) können<br />

via VDSL auf der Kupferleitung Bandbreiten von 80<br />

bis 100 MBit/s im download und bis zu 40 MBit/s im<br />

upload erreicht werden. Allerdings hängt der mögliche<br />

Leistungsgewinn von einer Reihe von Faktoren ab. Der<br />

wichtigste limitierende Faktor ist dabei die Länge der<br />

Kupferleitung. Bereits ab einer Leitungslänge von 500m<br />

reduziert sich der Vectoring-Effekt ganz erheblich, ab<br />

einer Leitungslänge von 800 m ist er nicht mehr feststellbar.<br />

Das bedeutet, dass zumindest fraglich ist, inwieweit<br />

ländliche Regionen, in denen die Kupferleitung<br />

vom Kabelverzweiger (KVz) zum Endkunden oft länger<br />

als 800 m ist, vom Vectoring profitieren können.<br />

Allerdings geht es der Telekom bei der Vectoring-<br />

Thematik auch nicht um eine Verbesserung der Breitbandversorgung,<br />

schon gar nicht im ländlichen Raum.<br />

Vielmehr instrumentalisiert der Ex-Monopolist die<br />

neue Technologie für seine wettbewerbspolitischen<br />

Ziele. So stellt die Telekom in Aussicht, bis 2016 möglicherweise<br />

bis zu 24 Mio. Haushalte in Deutschland<br />

mit VDSL-Vectoring zu versorgen, fordert dafür aber<br />

im Gegenzug von Politik und Regulierung nicht weniger<br />

als ein „Roll-back“ des Infrastrukturwettbewerbs<br />

in Deutschland. Zum einen möchte die Telekom die<br />

Vectoring-Technologie exklusiv nutzen können, also<br />

ein neues (Vectoring-)Monopol aufbauen dürfen. Zum<br />

anderen fordert sie ihr bereits überwundenes Infrastrukturmonopol<br />

an den Kabelverzweigern (KVz) zurück,<br />

indem sie von der Verpflichtung befreit werden<br />

will, ihren Wettbewerbern dort einen entbündelten<br />

Zugang anbieten zu müssen. Dies soll sogar die Kabelverzweiger<br />

betreffen, die die Wettbewerber bereits<br />

heute mit Glasfaser erschlossen haben.<br />

Stellt man die seitens der Telekom erhobenen regulierungspolitischen<br />

Forderungen nach einem Vectoring-<br />

und KVz-Monopol auf den Prüfstand, so stellt<br />

sich schnell heraus, dass diese mit dem Vectoring selbst<br />

faktisch nichts zu tun haben, sondern rein strategischer<br />

Natur sind. Warum nicht auch die Wettbewerber an<br />

den von ihnen mit Glas erschlossenen Kabelverzweigern<br />

Vectoring einsetzen sollen, lässt sich weder technisch<br />

noch ökonomisch begründen.<br />

Aber auch die Forderung nach der Aufhebung ihrer<br />

KVz-Entbündelungsverpflichtung ist nicht plausibel.<br />

Zwar ist es richtig, dass Vectoring (jedenfalls heute) nur<br />

dann funktioniert, wenn alle VDSL-Leitungen eines<br />

Bündels darin einbezogen sind und eine Entbündelung<br />

den Vectoring-Effekt aufheben könnte. Das von der Telekom<br />

aus diesem Umstand abgeleitete vermeintliche<br />

„Investitionsrisiko“, mit dem sie ihre Forderung nach<br />

einer Rücknahme der ihr obliegenden Entbündelungsverpflichtung<br />

begründet, besteht allerdings faktisch<br />

schon wegen der Ökonomie des VDSL-Ausbaus nicht.<br />

Vectoring setzt auf VDSL auf und damit einen Glasfaserausbau<br />

bis zum Kabelverzweiger (KVz) voraus. Wegen<br />

der hiermit verbundenen Kosten und den zu ihrer<br />

Amortisierung erforderlichen hohen Marktanteilen, ist<br />

die Wahrscheinlichkeit äußerst gering, dass ein Wettbewerber<br />

einen von der Telekom bereits mit Glasfaser<br />

versorgten KVz seinerseits noch einmal mit Glas überbaut<br />

und dort die Entbündelung nachfragt. Der von der<br />

Telekom konstruierte Kollisionsfall kommt daher in der<br />

Praxis nicht vor.<br />

Zudem erschließt die Telekom Kabelverzweiger – im<br />

Gegensatz zum Wettbewerb wie die im Breitbandkompass<br />

aufgeführte Projektübersicht deutlich belegt - fast<br />

ausschließlich in Ballungsräumen. Der von der Telekom<br />

in Form eines Wegfalls der Entbündelungsverpflichtung<br />

102

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!