Download BREKO-Jahresbericht
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Angesichts der sehr erfreulichen technologischen Dynamik<br />
des Telekommunikationssektors sind Verlässlichkeit<br />
und Planungssicherheit der Regulierung allerdings<br />
in Einklang zu bringen mit einer ständigen Offenheit<br />
für Innovationen. Das erfordert ein Mindestmaß an Flexibilität.<br />
In diesem Zusammenhang wird sich die EU-<br />
Kommission vor dem Hintergrund der Menge bereits<br />
veröffentlichter oder geplanter Empfehlungen mit der<br />
Frage auseinandersetzen müssen, wie viel Mikromanagement<br />
aus Brüssel tatsächlich erforderlich ist. Damit soll<br />
das Erfordernis einer europäischen Harmonisierung des<br />
grundlegenden Rahmens keineswegs in Abrede gestellt<br />
werden. Allerdings ist aus meiner Sicht gerade bei der<br />
Entwicklung hin zu hochleistungsfähigen Netzen die<br />
ausreichende Berücksichtigung nationaler Besonderheiten<br />
unerlässlich.<br />
Viele der Fragen, die sich in einem Multicarrier-<br />
Umfeld mit vielen verschiedenen Geschäftsmodellen<br />
stellen, müssen allerdings in den gesetzlich vorgesehenen<br />
Verfahren gelöst werden. Dabei setzt die Bundesnetzagentur<br />
immer auch darauf, dass die Marktakteure<br />
sich konstruktiv um marktliche Lösungen bemühen<br />
und regulatorische Eingriffe somit auf das unabdingbar<br />
erforderliche Maß reduziert werden können. Die<br />
Marktakteure haben es daher ein großes Stück weit<br />
selbst in der Hand, ob und inwieweit der Regulierer<br />
als neutraler Schiedsrichter eingreifen muss. Das von<br />
uns initiierte NGA-Forum ist der Beleg dafür, dass aus<br />
dem Dialog der Stakeholder wichtige Impulse für den<br />
Wettbewerb resultieren können. Die erarbeiteten Ergebnisse<br />
sind nun schnell in konkrete Angebote und<br />
Verträge umzusetzen.<br />
Vom Markt wird aktuell heftig darüber diskutiert, wie<br />
mit dem geplanten weiteren VDSL-Ausbau der Deutschen<br />
Telekom und dem angekündigten Einsatz der Vectoring-Technologie<br />
umzugehen ist. Zwar besteht unter<br />
den Marktakteuren weitgehend Einigkeit darüber, dass<br />
der Einsatz von Vectoring grundsätzlich zu befürworten<br />
ist und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Breitbandziele<br />
leisten kann. Unterschiedliche Vorstellungen<br />
bestehen aber darüber, welcher Anbieter Vectoring in einem<br />
Kabelverzweiger (KVz) einsetzen darf, weil nach den<br />
bisherigen technischen Erkenntnissen die Entbündelung<br />
am KVz dann nicht mehr möglich wäre. Der Einsatz von<br />
Vectoring hätte daher erhebliche Auswirkungen auf das<br />
bestehende TAL-Regulierungsregime. Über Änderungen<br />
daran müsste in entsprechenden Beschlusskammerverfahren<br />
entschieden werden. Mit Blick auf diese Verfahren<br />
fordere ich die Branche auf, von sich aus schnell und konstruktiv<br />
gemeinsam nach einvernehmlichen Lösungsmöglichkeiten<br />
zu suchen, die den Wettbewerb sichern und die<br />
unterschiedlichen Interessen zu einem vernünftigen Ausgleich<br />
bringen – und zwar im Sinne der Breitbandstrategie<br />
und ihren Zielen für den Ausbau hochleistungsfähiger<br />
TK-Netze. Das wird die Beschlusskammerverfahren zwar<br />
nicht entbehrlich, aber die Entscheidungsfindung mit Sicherheit<br />
einfacher machen. Ich bin optimistisch, dass bei<br />
gutem Willen aller Marktakteure in den Verfahren dann<br />
zügig sachgerechte Lösungen gefunden werden können,<br />
die den Breitbandausbau in Deutschland voranbringen.<br />
Obwohl zum Teil der Verzicht auf Investitionen auf<br />
ein behauptetes zu hohes „Regulierungsrisiko“ geschoben<br />
wird, darf die Bedeutung der Regulierung nicht<br />
überschätzt werden. Letztendlich ist es eine Vielzahl<br />
von Faktoren, die Investitionen beeinflusst. So hat der<br />
Regulierer z. B. keinen Einfluss darauf, dass die Endkunden<br />
offenbar heute nur eingeschränkt bereit sind, für<br />
höhere Bandbreite zu bezahlen. Auch die Entwicklung<br />
bandbreitenintensiver, massenmarkttauglicher Anwendungen<br />
liegt nicht im Verantwortungsbereich des Regulierers.<br />
Hier sind zuallererst die Unternehmen – auch<br />
die des <strong>BREKO</strong> – gefordert, mit Innovationen und interessanten<br />
Produkten die Nachfrage nach hochbitratigen<br />
Anschlüssen anzukurbeln. Die Bundesnetzagentur stellt<br />
hierfür das verlässliche regulatorische Umfeld sicher. <br />
Dr. Iris Henseler-Unger,<br />
Vizepräsidentin der<br />
Bundesnetzagentur<br />
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