Förderatlas 2012 als Gesamtdokument - DFG
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Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
111<br />
4.1 Geistes- und<br />
Sozialwissenschaften<br />
Die Geistes- und Sozialwissenschaften stellen<br />
nicht nur mehr <strong>als</strong> ein Drittel der Professorinnen<br />
und Professoren aller Wissenschaftseinrichtungen<br />
in Deutschland, sondern auch die<br />
Anzahl der forschenden Hochschulen und außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen<br />
ist in diesem Wissenschaftsbereich besonders<br />
groß 1 .<br />
Lange Zeit galten die Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
<strong>als</strong> eher drittmittelfern. Eine<br />
im Auftrag der <strong>DFG</strong> durchgeführte Professorenbefragung<br />
des Instituts für Forschungsinformation<br />
und Qualitätssicherung (iFQ) bietet<br />
Anlass, dieses Image zu hinterfragen. Dort<br />
gaben auf die Frage nach der Antragsaktivität<br />
in den vergangenen fünf Jahren 85 Prozent<br />
aller befragten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler<br />
und 79 Prozent aller dem Fachgebiet<br />
Geisteswissenschaften zugeordneten Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler an, mindestens<br />
einen Drittmittelantrag mit einem<br />
Volumen von mehr <strong>als</strong> 25.000 Euro gestellt<br />
zu haben. Als „primärer Drittmittelgeber“<br />
wurde dabei hier (wie auch in allen anderen<br />
Fachgebieten) die <strong>DFG</strong> benannt (vgl. Böhmer<br />
et al, 2010: 36ff).<br />
<strong>DFG</strong>-interne Berechnungen ergeben hierzu<br />
ergänzend den Befund, dass fachübergreifend<br />
etwa zwei von drei Universitätsprofessoren<br />
in einem Zeitraum von fünf Jahren (2006<br />
bis 2010) mindestens einen Antrag bei der<br />
<strong>DFG</strong> eingereicht haben. Für die Geisteswissenschaften<br />
ergibt sich ein Wert von über<br />
50 Prozent, für die Sozial- und Verhaltenswissenschaften<br />
von etwa 45 Prozent. Beide Anteile<br />
liegen somit zwar unter dem allgemeinen<br />
Durchschnitt. Aber sie begründen kaum<br />
das Argument der „Drittmittelferne“: Im<br />
Wettbewerb einzuwerbende Drittmittel sind<br />
auch für den Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
zu einer Selbstverständlichkeit<br />
geworden 2 .<br />
1 Entsprechende Daten sind für das Hochschulpersonal<br />
in Tabelle A-3 zu finden. Die im Anhang<br />
geführten Kennzahlentabellen weisen jeweils im<br />
Fußbereich aus, wie viele Hochschulen bzw. außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtungen in einem<br />
Wissenschaftsbereich bzw. Fachgebiet aktiv waren.<br />
2 Gleichwohl, dies wurde anhand von Tabelle A-6<br />
im Anhang schon in Kapitel 2 thematisiert, ist das<br />
Drittmittelvolumen, das in den Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
pro Kopf eingeworben wird, bei<br />
weitem nicht mit den Beträgen zu vergleichen, die<br />
für die „hard sciences“ typisch sind.<br />
4.1.1 Überblick<br />
Tabelle 4-1 zeigt die Förderbilanzen von Wissenschaftseinrichtungen<br />
bei den Mittelgebern<br />
<strong>DFG</strong>, Bund und EU. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
hat für die Fächer, die<br />
in diesem Wissenschaftsbereich zusammengefasst<br />
sind, zwischen 2008 und 2010 insgesamt<br />
über 950 Millionen Euro Fördermittel<br />
an Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />
in Deutschland bewilligt.<br />
Demgegenüber fällt das Mittelvolumen,<br />
das von deutschen Wissenschaftseinrichtungen<br />
in den geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />
Programmen des 7. Forschungsrahmenprogramms<br />
der EU eingeworben wurde, mit<br />
knapp 20 Millionen Euro nach wie vor sehr<br />
gering aus. Bei den Bundesministerien haben<br />
Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen<br />
insgesamt 452 Millionen Euro einwerben<br />
können. Gegenüber den im Förder-<br />
Ranking 2009 berichteten Zahlen (38 Millionen<br />
Euro) ist dies ein sehr deutlicher Zuwachs<br />
3 .<br />
<strong>DFG</strong> größter Einzelförderer<br />
Im Vergleich der drei Förderer stellen die<br />
durch die <strong>DFG</strong> ausgesprochenen Bewilligungen<br />
damit eine der Haupteinnahmequellen<br />
für drittmittelfinanzierte Forschungsvorhaben<br />
in den Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
dar 4 .<br />
3 Zum Teil ist dieser Zuwachs auf Fördermaßnahmen<br />
(vor allem für die neuen Länder) zurückzuführen,<br />
die in der Leistungsplansystematik, die dem<br />
Förder-Ranking 2009 zugrunde lag, noch <strong>als</strong> eigene<br />
Rubrik „Infrastrukturelle Querschnittsmaßnahmen“<br />
zusammengefasst wurden. Diese schlagen jetzt mit<br />
rund 195 Millionen Euro zu Buche – gut 40 Prozent<br />
der hier betrachteten Beträge. Auch ohne<br />
diese Umstellung in der Berichtssystematik bleibt<br />
der Zuwachs allerdings beachtlich.<br />
4 Zieht man die eben zitierte Tabelle A-6 im Anhang<br />
heran, lässt sich allerdings leicht hochrechnen,<br />
dass die <strong>DFG</strong> auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
in einen breiten Set weiterer Förderer<br />
eingebunden ist: Den 900 Millionen Euro der <strong>DFG</strong><br />
in drei Jahren stehen dort jährliche Drittmitteleinnahmen<br />
von 800 Millionen Euro gegenüber. Auch<br />
für die Geistes- und Sozialwissenschaften gelten<br />
damit mit Bezug auf die <strong>DFG</strong> die aus Abbildung<br />
2-7 in Kapitel 2 bekannten Größenverhältnisse,<br />
wonach etwa 30 bis 40 Prozent aller Drittmittel an<br />
Hochschulen durch die <strong>DFG</strong> bereitgestellt werden.<br />
Statt Bund und EU sind es in diesem Fall vor allem<br />
Stiftungen, aber auch Kirchen, Gewerkschaften<br />
und Verbände, die geistes- und sozialwissenschaftliche<br />
Forschung fördern.