Förderatlas 2012 als Gesamtdokument - DFG
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6 Nationale und internationale Kooperation<br />
im Spiegel bibliometrischer Daten – das Beispiel „Chemie“<br />
Die in diesem Bericht vorgestellten Kennzahlen<br />
fokussieren maßgeblich auf Drittmittel.<br />
Deren Wert <strong>als</strong> Indikator für Forschungsaktivität<br />
und auch Forschungsqualität stößt<br />
insbesondere dort auf hohe Akzeptanz, wo<br />
Drittmittel a) im Wettbewerb eingeworben<br />
werden und b) die Empfehlung für eine Mittelzusage<br />
im Rahmen wissenschaftlicher Begutachtung,<br />
das heißt im Peer-Review-Verfahren<br />
erfolgt: Hochschulen, die in großem<br />
Umfang und bei einer Vielzahl von Förderern<br />
Drittmittel einwerben, verfügen, so die Annahme,<br />
über ein deutlicher ausgeprägtes Forschungsprofil<br />
<strong>als</strong> Hochschulen, die nur geringe<br />
Drittmittelaktivitäten zeigen.<br />
Weitere Indikatoren, die ebenfalls auf breite<br />
Akzeptanz stoßen, sind publikationsbasiert.<br />
Die Zahl der Publikationen wird dabei in<br />
der Regel <strong>als</strong> Maß für Forschungsproduktivität<br />
betrachtet. Die Zahl der Zitationen wiederum,<br />
die auf die Publikationen der Autoren<br />
und Autorinnen eines Standorts entfallen,<br />
gilt darüber hinaus <strong>als</strong> Maß für Resonanz<br />
oder „Wirkung“ – und wird nicht selten gar<br />
<strong>als</strong> Indikator für „Forschungsqualität“ interpretiert<br />
1 .<br />
Das <strong>DFG</strong>-Förder-Ranking hat zuletzt in seiner<br />
Ausgabe von 2003 publikations- und zitationsbasierte<br />
Kennzahlen veröffentlicht.<br />
Dam<strong>als</strong> konnte eine hohe Korrelation zwischen<br />
dem von einer Hochschule bei der <strong>DFG</strong><br />
eingeworbenen Drittmittelvolumen und der<br />
Zahl der von den dort tätigen Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern in bibliometrischen<br />
Datenbanken erfassten Veröffentli-<br />
1 Der im Mai 2011 veröffentlichte Bericht „Instrumente<br />
der Qualitätsfeststellung in der Hochschulforschung<br />
– Erfahrungen der Länder“ der Kultusministerkonferenz<br />
dokumentiert praktisch flächendeckend für<br />
alle an der Erhebung beteiligten Länder den Einsatz<br />
von Kennzahlen für Zwecke der leistungsorientierten<br />
Mittelvergabe (LOM). Dabei ragen insbesondere<br />
drittmittelbasierte Kennzahlen heraus, gefolgt<br />
von Kennzahlen zur Publikationsaktivität. Verweise<br />
auf die Verwendung zitationsbasierter Kennzahlen<br />
finden sich dagegen nur vereinzelt (vgl. KMK,<br />
2011).<br />
chungen in internationalen Fachzeitschriften<br />
nachgewiesen werden (vgl. <strong>DFG</strong>, 2003: 112ff).<br />
Und der auf das Fachgebiet Medizin beschränkte<br />
Vergleich von <strong>DFG</strong>-Drittmittelvolumen<br />
und Zitationserfolg zeigte, dass im Bewilligungs-Ranking<br />
führend platzierte Hochschulen<br />
gegenüber dem weltweiten Vergleichswert<br />
einen deutlich überdurchschnittlichen<br />
relativen Zitationsindex (RZI) erzielten, während<br />
niedriger platzierte Hochschulen unterhalb<br />
dieses Weltmaßstabs lagen (vgl. <strong>DFG</strong>,<br />
2003: 124f).<br />
Auch für diese Ausgabe des <strong>Förderatlas</strong> war<br />
es wiederum möglich, auf bibliometrische<br />
Daten zuzugreifen. In diesem Fall haben wir<br />
uns für eine Sonderanalyse zum Fachgebiet<br />
Chemie entschieden. Die Chemie zählt zu den<br />
wenigen Fächern, für die bibliometrische<br />
Analysen ohne aufwendige Zusatzerhebungen<br />
und somit direkt unter Nutzung einer der<br />
beiden bekanntesten und am häufigsten genutzten<br />
Datenbanken von Thomson Reuters<br />
(Web of Science) und von Elsevier (Scopus)<br />
möglich sind 2 . So gilt zum einen das von diesen<br />
Datenbanken nahezu ausschließlich abgedeckte<br />
Publikationsformat „Aufsatz in internationalen<br />
Fachzeitschriften“ in der Chemie<br />
<strong>als</strong> Standardformat – anders <strong>als</strong> etwa in<br />
den Geistes- und Sozialwissenschaften oder<br />
in den Ingenieurwissenschaften, die auf der<br />
einen Seite nach wie vor das Buch bzw. den<br />
Sammelband und auf der anderen Seite „Proceedings“<br />
zu internationalen Konferenzen<br />
präferieren (vgl. Butler/Visser, 2006).<br />
Zum anderen nutzen Chemiker international<br />
auch ganz überwiegend englischsprachige<br />
Zeitschriften zur Veröffentlichung ihrer Arbeiten.<br />
In den genannten Datenbanken sind<br />
vor allem diese sehr gut repräsentiert. Schließ-<br />
2 Neben der Chemie weist die Datenbank von Thomson<br />
Reuters nach einer Studie von Henk Moed<br />
auch für die Molekularbiologie und die Biochemie,<br />
die humanbezogenen Biowissenschaften, die klinische<br />
Medizin sowie für die Physik und die Astronomie<br />
„exzellente“ (> 80 Prozent) Abdeckungsraten<br />
auf (vgl. Moed, 2005: 138).