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<strong>Magazin</strong> 04|14<br />
Der Ego-Shooter Wolfenstein aus<br />
dem Jahr 2009 enthielt versehentlich<br />
ein verfassungsfeindliches<br />
Symbol. Activision zog die betroffene<br />
Version sofort zurück.<br />
Die Auslieferung von<br />
South Park: Der Stab<br />
der Wahrheit musste<br />
in Deutschland und<br />
Österreich zunächst<br />
gestoppt werden,<br />
da ein verfassungswidriges<br />
Symbol<br />
übersehen wurde.<br />
In der deutschen<br />
USK-Version von Call of<br />
Duty: World at War fehlte<br />
ein Mehrspielermodus,<br />
in dem man gegen<br />
Nazi-Zombies kämpfen<br />
musste.<br />
Im Handbuch der CE von Silent Hunter 5 wurde ein<br />
verfassungsfeindliches Symbol übersehen. Folge:<br />
Ubisoft zog die Sammleredition zurück.<br />
Im pädagogischen Adventure<br />
Generation Zero geht es um das<br />
Nachkriegsdeutschland. Der<br />
Entwickler möchte ungerne auf<br />
die Darstellung von Hakenkreuzen<br />
verzichten, da das Szenario<br />
sonst nicht authentisch wäre.<br />
Auf der Verpackung von The Secret Weapons of the<br />
Luftwaffe war ein kleines Hakenkreuz zu sehen.<br />
Publisher hatte für die deutsche<br />
Version vermeintlich alle Hakenkreuze<br />
aus dem Spiel entfernt und<br />
auch eine USK-Freigabe erhalten.<br />
Jedoch hatten die Zuständigen<br />
ein NS-Symbol auf einem Plakat<br />
im Krankenhaus-Level des Spiels<br />
übersehen, also hat Activision den<br />
Titel sofort vom Markt genommen,<br />
um schwerwiegenden Konsequenzen<br />
aus dem Wege zu gehen.<br />
Ganz so professionell ging es<br />
übrigens in den frühen 90er-Jahren<br />
in der Spielebranche nicht immer<br />
zu, wie eine Anekdote von Boris<br />
Schneider-Johne verdeutlicht.<br />
Schneider-Johne, der heute im<br />
Marketing für die Windows-Sparte<br />
von Microsoft tätig ist, arbeitete<br />
damals für Softgold. Das Unternehmen<br />
vertrieb in Deutschland<br />
die Spiele von Lucasarts und hatte<br />
unter anderem das Adventure Indiana<br />
Jones and the Last Crusade und<br />
die Flugsimulation Secret Weapons<br />
of the Luftwaffe im Sortiment. Bei<br />
Indiana Jones and the Last Crusade<br />
entfernte Boris Schneider-Johne<br />
erfolgreich alle Hakenkreuze mit<br />
dem Malprogramm Deluxe Paint.<br />
Bei The Secret Weapons of the<br />
Luftwaffe hatte Softgold sich sogar<br />
rechtlich so weit abgesichert, dass<br />
in der Anleitung des Spiels zeitgeschichtliche<br />
Fotos ohne Retusche<br />
dargestellt werden durften, da es<br />
sich um historische Dokumente<br />
handelte. Was die Verantwortlichen<br />
bei Softgold aber übersehen hatten,<br />
war ein winziges Hakenkreuz auf<br />
der Spieleverpackung. Um den Titel<br />
trotzdem auf den Markt zu bringen,<br />
mussten die Mitarbeiter von Softgold<br />
kurzerhand zum schwarzen<br />
Edding greifen und auf den ersten<br />
paar Tausend gedruckten Exemplaren<br />
die NS-Symbole übermalen.<br />
Dass die Spieleindustrie und<br />
auch die Spiele als solches erwachsener<br />
geworden sind als es noch in<br />
den 90ern der Fall war, wird kaum jemand<br />
bestreiten. Tiefgründige Titel<br />
wie etwa Braid (2008) oder Papers,<br />
Please (2013) mit einer Botschaft<br />
auf der sogenannten Metaebene<br />
haben in unseren Augen demonstriert,<br />
dass Spiele tatsächlich eine<br />
Kunstform sind. Ob sich deshalb die<br />
Sachlage bei der Darstellung von<br />
Hakenkreuzen in Computerspielen<br />
in nächster Zeit verändern wird, wagen<br />
wir aber zu bezweifeln. Für uns<br />
als Spieletester macht es tatsächlich<br />
für die Spielspaßbewertung auch<br />
wenig Unterschied, ob in einem Titel<br />
nun verfassungsfeindliche Symbole<br />
zu sehen sind oder nicht. Was jedoch<br />
mehr als wünschenswert wäre,<br />
ist die Gleichstellung von Unterhaltungsfilmen<br />
und Computerspielen.<br />
Da Filme als Medium längst etabliert<br />
sind und Spiele derweilen noch immer<br />
mit vielen Vorurteilen zu kämpfen<br />
haben, wird es sehr wahrscheinlich<br />
noch viele Jahre dauern, bis für<br />
beide die gleichen Regeln gelten.<br />
Wir sind aber aufgrund der jüngeren<br />
Geschichte guter Dinge, dass es<br />
irgendwann so weit sein wird. Denn<br />
auch Filme mussten sich in der Entstehungszeit<br />
des Mediums durchkämpfen,<br />
um die gleichen Rechte<br />
zu bekommen wie etwa die Literatur<br />
oder die bildende Kunst.<br />
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