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School Shooting - Universität Vechta

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<strong>School</strong> <strong>Shooting</strong> - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen<br />

Erörterung der bedeutenden Teilaspekte<br />

damit gefährdete Jugendliche einen Amoklauf als einzige Möglichkeit zur<br />

Problembewältigung ansehen. Auch Robertz geht von einem Modell aus, bei dem<br />

sowohl kurzfristige Faktoren, wie Auslöser und situative Einflüsse, als auch<br />

langfristige Faktoren, wie defizitäre bio-psycho-soziale Integrität, bedeutend<br />

sind. 275 Der Phantasie räumt er dahingehend eine wichtige Rolle ein, indem er sie<br />

als Bindeglied zwischen den beiden Einflussfaktoren ansieht und als wesentlich in<br />

der Entwicklung der Tatidee.<br />

<strong>School</strong> <strong>Shooting</strong>s werden demnach von Jugendlichen begangen, die gravierende<br />

Defizite innerhalb ihrer Persönlichkeit aufweisen. Auf Grund von mangelnder<br />

Bindungsfähigkeit, unzureichender Bewältigungsstrategien sowie narzisstischen<br />

Persönlichkeitstendenzen, konnten Faktoren wie fehlende Empathiefähigkeit und<br />

mangelnde Selbstkontrolle herausgearbeitet werden. Mit ihrer subjektiven<br />

Wahrnehmung von Lern- und Kontrolldefiziten glauben sie, dass sie im<br />

gesellschaftlichen Rahmen keine Anerkennung bekommen.<br />

In Hinblick auf die soziale Ebene fallen fehlende sichere Bindungen und<br />

Beziehungen innerhalb ihrer individuellen sozialen Netzwerke auf. Das Fehlen<br />

sicherer sozialer Netzwerke verstärkt ihre Sicht, sozial isoliert zu sein. Daraus<br />

ergibt sich bei ihnen die Annahme, auf gesellschaftlich anerkannten Wegen keine<br />

Bestätigung ihres Selbst zu erlangen. Kränkungen, Verletzungen und Krisen<br />

werden auf Grund ihrer nur gering ausgeprägten Identität als besonders<br />

schwerwiegend erlebt und stehen im Gegensatz zu ihrer übersteigerten<br />

Selbstsicht. Um Ohnmachtgefühle und Kontrollverlust auszugleichen, nimmt an<br />

dieser Stelle die eigene Phantasie einen hohen Stellenwert ein.<br />

Die Beschäftigung mit gewalttätigen Rollenvorbildern im Bereich von <strong>School</strong><br />

<strong>Shooting</strong>, das verstärkte Interesse an Waffen und deren symbolischer Bedeutung<br />

sowie der Rückzug innerhalb der virtuellen gewalthaltigen Medien, erhält gerade<br />

in Bezug auf die Rolle der Phantasie eine starke Brisanz. Die Phantasien steigern<br />

sich über einen längeren Zeitraum in ihrer Intensität und in ihrer dissozialen und<br />

zerstörerischen Ausrichtung. Dazu kommt der Zugang zu Waffen und fehlende<br />

oder unzureichende Reaktionen aus der Umwelt. Der sich steigernde Rückzug aus<br />

der realen Welt in ihre Phantasien, dient zu Beginn nur der Kompensation und<br />

zeichnet sich durch eine fiktive und spielerische Umsetzung aus. Die anfänglich<br />

fiktive Auseinandersetzung wandelt sich in eine umsetzungsorientierte<br />

275<br />

Vgl. Robertz, 2004, S.246.

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