School Shooting - Universität Vechta

School Shooting - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen
School Shooting in Deutschland
4.1.1 Vorgeschichte und Tatvorbereitung
Im Februar 1999 meldete sich Robert S. für eine externe Prüfung an, um seinen
Realschulabschluss zu machen. Diese brach er jedoch schon im Juni des Jahres
wieder ab und wurde in das 11. Schuljahr versetzt, ohne einen vorherigen
Schulabschluss gemacht zu haben. 75 Während des gesamten 11. Schuljahres
wurde Robert in seiner Schule mehrmals auffällig. Er drohte auf einer
Klassenfahrt einem Lehrer und bekam dafür einen Verweis der Schule, auch seine
Noten verschlechterten sich in diesem Schuljahr immer weiter. Auf Grund der
Vorkommnisse hatte er mit seiner Mutter ein Beratungsgespräch zu seinen
schlechten Leistungen in der Schule. Dies blieb für ihn zunächst ohne
Konsequenzen und er blieb weiterhin den Unterricht fern. Trotz der
Schwierigkeiten innerhalb des Schuljahres, wurde ein Antrag seiner Eltern
genehmigt und er durfte das 11. Schuljahr nochmals wiederholen.
Im Laufe der späteren Ermittlungen stießen die Beamten bei einer Auswertung
auf Computerdaten, die sich auf dem Computer des Vaters befanden. Diese legten
offen, dass Robert eine Internetrecherche zum Littleton School Shooting vom
20.04.1999 vorgenommen hatte. Nach Angaben seiner Freunde, war das School
Shooting in Littleton auch bei ihnen Gesprächsthema gewesen, wobei Robert sich
von den Handlungen gleichzeitig fasziniert und abgestoßen gefühlt hatte. 76
Im Oktober 2000 trat Robert mit Erlaubnis seiner Eltern dem Erfurter
Schützenverein Domblick bei und trainierte in der Folgezeit auf verschiedenen
Schießanlagen. Der Thüringer Schützenverein stimmte seinem Antrag auf Erwerb
einer Waffenbesitzkarte im September 2001 zu, da er an Wettkämpfen nach den
Regeln des Schützenbundes ordnungsgemäß teilgenommen hatte. Die Karte
erlaubte ihm den Besitz einer Sportpistole mit 9 mm und einer Flinte 12/70. 77 Am
18.10.2001 stellte das Ordnungsamt in Erfurt Robert S. die Waffenbesitzkarte
offiziell aus.
Auch das von Robert wiederholte Schuljahr verlief nicht besser. Er bekam eine
weitere Mahnung auf Grund vieler Fehlstunden und seine schulischen Leistungen
führten erneut zu einem schlechten Jahreszeugnis. Im September 2001 legte
Robert S. seiner Schule ein offensichtlich gefälschtes Attest als
75
Vgl. Billerbeck/ Schwelien., 2003, S.6.
76
Vgl. Gasser u.a. (2004), www.thueringen.de/imperia/md/content/text/justiz/bericht_der_kommission_gutenberg_gymnasium.pdf,
15.06.2007, S.12f.
77
Vgl. ebenda, S.14ff.