School Shooting - Universität Vechta
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<strong>School</strong> <strong>Shooting</strong> - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen<br />
Präventionsansätze<br />
6. Präventionsansätze<br />
Es hat sich im Kapitel 5 eindeutig gezeigt, dass dem <strong>School</strong> <strong>Shooting</strong> keine<br />
monokausalen Ursachen und Motive zuzuschreiben sind. Eine Neuregulierung der<br />
Waffengesetzgebung nach dem Amoklauf von Robert Steinhäuser hat einen<br />
erneuten Vorfall nicht verhindern können. Auch die Diskussion um ein Verbot<br />
von gewalthaltigen Computerspielen kann als unangemessen eingestuft werden.<br />
Ego-Shooter produzieren keine jugendlichen Amokläufer und eine eindeutige<br />
Kausalität kann bis heute nicht bewiesen werden. Gerade die multifaktoriellen<br />
Bedingungen erschweren die Möglichkeiten, präventive Maßnahmen zu<br />
entwickeln oder bei Verdacht frühzeitig intervenieren zu können. Es lassen sich<br />
Bedingungen sowohl auf individueller psychischer Ebene der Täter, als auch in<br />
der engeren und weiteren sozialen Umwelt feststellen.<br />
Bei Robert und auch bei Bastian ist zu erkennen, dass sich im zeitlichen Verlauf<br />
der individuellen Biografie ihre Handlungsalternativen immer weiter<br />
eingeschränkt haben. Kennzeichnend sind dafür Krisen, mit denen sie konfrontiert<br />
wurden und deren Lösung ihnen nicht möglich war. Am Ende sahen sie in der<br />
Tötung anderer Menschen den einzigen Ausweg, der Krisensituationen zu<br />
entfliehen.<br />
Wichtig wäre demnach, Jugendlichen auf pädagogischer Ebene Hilfestellungen<br />
bei ihrer Identitätsbildung zu bieten. Eine positive und sichere Identitätsbildung<br />
beinhaltet die Einbindung in stabile Beziehungen und die Entwicklung adäquater<br />
Lösungsstrategien im Falle von Krisen. Eine frühe und umfassende Stabilisierung<br />
der bio-psycho-sozialen Integrität und die Möglichkeit des Erlebens einer<br />
emphatischen und prosozialen Gemeinschaft kann individuelle Schutzschilde<br />
Jugendlicher verbessern und destruktive Phantasien auf ein Minimum<br />
reduzieren. 276<br />
Eine so breit angelegte Hilfestellung müsste frühzeitig und in allen wichtigen<br />
Lebensbereichen von Jugendlichen einsetzen. Dies erweist sich jedoch in<br />
Anbetracht der gesellschaftlich begrenzten Leistungsmöglichkeiten sicherlich als<br />
utopisch. Bedeutungsvoll ist es dennoch, dass das soziale Umfeld Jugendlicher<br />
sensibilisiert sein muss, um eingreifen zu können, wenn sich Jugendliche aus<br />
Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht immer weiter zurückziehen. Daher ist es<br />
276<br />
Vgl. Robertz, 2004, S.250.