School Shooting - Universität Vechta
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<strong>School</strong> <strong>Shooting</strong> - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen<br />
Bestehende Forschungsergebnisse<br />
Als Ergebnis der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Theorien zur<br />
Phantasie und zur Rolle der Realität bei Jugendlichen, hat Robertz ein eigenes<br />
Modell entwickelt. Zentral wird darin die Relevanz der Phantasie für die<br />
Begehung von Mehrfachtötungen durch Jugendliche gesehen. 67 Dieses Modell<br />
wurde abschließend auf den Amoklauf des Robert Steinhäuser in Erfurt im Jahre<br />
2002 bezogen. Das Ergebnis der Studie kann wie folgt zusammengefasst werden:<br />
„[...] <strong>School</strong> <strong>Shooting</strong>s [werden] nur von Jugendlichen begangen, die<br />
gravierende Schädigungen in ihrer bio–psycho–sozialen Integrität, ihrem<br />
sozialen Band und ihrer Selbstkontrolle aufweisen, sowie zudem durch<br />
subjektive Lern- und Kontrolldefizite glauben, auf gesellschaftlich<br />
vorgezeichneten Wegen keine Anerkennung erreichen zu können.“ 68<br />
Gefährdete Jugendliche werden durch Kränkungen und eigenes Versagen<br />
besonders hart getroffen. Dies kann nur durch einen wunscherfüllenden<br />
Kontrollausgleich in ihrer Phantasie abgemildert werden. Daraus entsteht eine<br />
Über–Identifikation mit starken Rollenvorbildern, die im Bereich von<br />
Amokläufern an Schulen eine zusätzliche Brisanz erfährt. Steigernd kommt noch<br />
die Art der Berichterstattung durch die Medien hinzu. Dies lässt den Tätern<br />
Amokhandlungen als ultimativen Weg des Kontrollgewinns erscheinen.<br />
Weitere Faktoren in der Persönlichkeit und dem sozialen Umfeld wirken sich<br />
steigernd auf die dissozialen–destruktiven Tendenzen des Jugendlichen aus. 69 Die<br />
zunächst fiktiven Phantasien orientieren sich im Laufe der Zeit immer weiter an<br />
einer umsetzungsorientierten Vorstellung und die letztendliche Entscheidung<br />
erfolgt dann aus einem auslösenden Moment im Vorfeld der Tat.<br />
3.3.3 Jens Hoffmann<br />
Die Untersuchung von Jens Hoffmann ist relativ neu und die Ergebnisse wurden<br />
aus einer Veröffentlichung im Sommer 2007 entnommen. Als Grundparameter<br />
wurden die Ergebnisse der Studie des US Secret Service und des Department of<br />
Education herangezogen. 70 Zunächst wurden sieben Vorfälle in Deutschland von<br />
1999 bis 2006 mit Hilfe von unterschiedlichen Informationsquellen rekonstruiert<br />
67<br />
Vgl. ebenda, S.151ff.<br />
68<br />
Ebenda, S.245.<br />
69<br />
Vgl. ebenda, S.245f.<br />
70<br />
Vgl. Hoffmann, 2007, S.25ff.