School Shooting - Universität Vechta
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<strong>School</strong> <strong>Shooting</strong> - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen<br />
Begriffsbestimmung<br />
Amoktaten bilden dementsprechend vielmehr eine Sonderform innerhalb des<br />
erweiterten Suizids. Die Taten werden eher als suizidale Handlungen im<br />
Zusammenhang mit Tötungshandlungen gesehen.<br />
Ebenso fordert unter anderem Welder, dass das Tatmotiv in der Mitnahme anderer<br />
Menschen und somit in altruistischen oder pseudoaltruistischen Motiven liegen<br />
muss. 28 Eine altruistische Motivation folgt stets einem höheren Prinzip als der<br />
Ermordung anderer (Staat, Freiheit, Religion, Leben der Freunde). Liegt diese<br />
Motivation bei Amoktätern an Schulen vor, so lässt sich auch von einem<br />
Opfersuizid sprechen, wobei der Täter sein eigenes Leben vorbehaltlos für eine<br />
höhere Idee einsetzt. 29<br />
Wolfersdorf weist darauf hin, dass der Suizidbegriff in Amokfällen um mehrere<br />
Aspekte erweitert werden muss. 30 Zu nennen ist hier die Einbeziehung anderer<br />
gegen deren Willen in den eigenen Suizid, sowie die Motivation des Ziels. Nach<br />
Ansicht von Wolfersdorf liegt hier die Motivation nicht in der eigenen<br />
Selbsttötung, sondern in der Vernichtung anderer, was den eigenen Suizid zur<br />
Mordwaffe werden lässt.<br />
2.4 Verwendung der Begriffe<br />
Der Begriff Amok ist nicht eindeutig auf den Bereich der Tötungsdelikte von<br />
Schülern an Schulen zugeschnitten. Heute wird an vielen Stellen bezweifelt, dass<br />
der Verweis auf den Begriffsursprung und die dazugehörige Kategorisierung/<br />
Definition solcher Taten sich auf heutige Vorfälle oder Bezeichnungen für<br />
Amoktaten übertragen lässt. Es ist fraglich, diese als Modernisierungsfolge zu<br />
sehen, mit einem Verweis auf die Kulturanthropologie des Begriffs. 31 Seine<br />
Übersetzung, die ein Bild von rasenden oder zornigen Tätern zeichnet, passt nicht<br />
auf Jugendliche und deren geplante und zielgerichtete Tötungsdelikte an Schulen.<br />
Weiterhin geht man bei dem Begriff meist davon aus, dass die Opfergruppe zwar<br />
ausgewählt, aber die Opfer selbst zufällig sind. Auch das trifft nicht auf die<br />
28<br />
Vgl. Wedler, 2002, S.<br />
29<br />
Vgl. Wedler. 2002, S.38f.<br />
30<br />
Vgl. Wolfersdorf, 2002, S.14 ff.; Vgl. Gallwitz, 2001, S.170.<br />
31<br />
Vgl. Hermanutz/ Kersten, 2003, S.138f.