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School Shooting - Universität Vechta

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<strong>School</strong> <strong>Shooting</strong> - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen<br />

Erörterung der bedeutenden Teilaspekte<br />

„Die Vorstellung, andere Menschen zerstören und in Furcht und Schrecken<br />

versetzen zu können, wird zu einer Quelle von Macht- und<br />

Überlegenheitsgefühlen. Um der eigenen narzißtischen Katastrophe zu<br />

entgehen und unerträgliche Gefühle von Angst, Ohnmacht und Hilflosigkeit<br />

abzuwehren, wird das eigene Innere nach außen gestülpt und mörderischselbstmörderisch<br />

in Szene gesetzt.“ 170<br />

Die innere Spannung des Täters richtet sich nach außen, bevor sie das eigene<br />

Selbst zerstört. Die Täter haben mit der Gesellschaft in der sie leben<br />

abgeschlossen und ihr Ausbruch wird durch die verwendeten Schusswaffen und<br />

Sprengsätze symbolisch unterstützt. Der Täter will demnach sein eigenes<br />

Selbstbild retten und stellt diese Wahrung über das eigene Überleben.<br />

Gewalttätiges Verhalten ist laut Kernberg das Ergebnis eines übermäßigen<br />

Aggressionstriebes, bedingt durch unlustvolle Erlebnisse und Affektdisposition. 171<br />

Sie führen zu einer Fixierung, der auf Spaltung bezogenen Abwehrvorgänge. Eine<br />

Integration der Selbst- und Objektrepräsentanzen scheitert und führt zu einer<br />

Schwächung und pathologischen Entwicklung von „Ich“ und „Über-Ich“<br />

Strukturen. Narzisstische Wutausbrüche erfolgen demnach, wenn die eigenen<br />

Bedürfnisse nicht in Einklang mit den Bedürfnissen anderer Menschen gebracht<br />

werden können oder die Betroffenen merken, dass die von ihnen wahrgenommene<br />

Realität sich nicht nach ihrem Willen ausrichtet. Sie vermitteln der narzisstischen<br />

Persönlichkeit Sicherheit, weil destruktive Ansätze gegen andere gerichtet werden<br />

können. Würden sie gegen das eigene Selbst gerichtet werden, wäre dies<br />

divergent zu dem Bezug auf das eigene, überzogene Ego. Andererseits bedeutet<br />

die nach außen gerichtete Wut einen subjektiv empfundenen Kontrollgewinn der<br />

eigenen Person.<br />

Dieser Wunsch nach Kontrollgewinn lässt sich auch bei Robert und Bastian<br />

finden. Der Einsatz von Schusswaffen beinhaltete gleichzeitig auch Macht. Sie<br />

versuchten mit ihrem Amoklauf in extremster Weise Kontrolle über ihre Situation<br />

und dementsprechend auch über ihre als negativ empfundene Realität zu<br />

gewinnen. Die Emotionen anderer Menschen und in diesem Fall ganz besonders<br />

das Leben anderer Menschen berührte die Täter nicht und zeigt ihr Unvermögen,<br />

sich in Andere hineinzuversetzen.<br />

170<br />

Ebenda, S.25.<br />

171<br />

Vgl. Kernberg, 1983, S. 136.

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