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School Shooting - Universität Vechta

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<strong>School</strong> <strong>Shooting</strong> - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen<br />

Erörterung der bedeutenden Teilaspekte<br />

Überträgt man die Ergebnisse der Bindungstheorie auf Amokläufer an Schulen, so<br />

kann man bei ihnen entweder von einem unsicher–ambivalenten oder unsicher–<br />

vermeidenden Bindungsstil sprechen. 157<br />

Im Falle eines unsicher–ambivalenten Bindungsstils würde das für Amokläufer<br />

bedeuten, dass primäre Bindungspersonen von Beginn an kein konsistentes<br />

Handlungsmuster im Umgang mit ihnen gezeigt haben. Zuneigung und Sicherheit<br />

sind für sie nur bedingt erfahrbar gewesen. Als Folge davon wird das Verhalten<br />

anderer Menschen oftmals als feindselig eingeschätzt. Ein positiver Umgang mit<br />

Konflikten wird verhindert, der Ärger staut sich im Inneren an und es stehen keine<br />

geeigneten Ressourcen zur Konfliktbewältigung zur Verfügung. 158<br />

Ein unsicher–vermeidendes Bindungsmuster kann bedeuten, dass sie sich<br />

bemühen, besonders unabhängig zu sein. Andere Menschen werden ebenso wie<br />

beim unsicher–ambivalenten Muster eher als negativ eingestuft und Bindungen<br />

werden in der Regel abgewertet. In Problemsituationen, in denen Ärger oder Wut<br />

eine natürliche Reaktion wäre, würden Menschen mit unsicher–vermeidendem<br />

Bindungsmuster ihren Ärger verneinen, aber trotzdem physiologisch eindeutige<br />

Merkmale von Wut oder Aggressivität aufweisen. 159<br />

Bezieht man diese Ergebnisse auf die Handlungsmuster von Robert und Bastian,<br />

scheinen sie nicht über angemessene Handlungsstrategien verfügt zu haben und<br />

auch das Unvermögen sich gegenüber anderen Bindungspersonen mitzuteilen,<br />

verweist auf das Fehlen sicherer Bindungsstrukturen. Das innere Arbeitsmodell,<br />

welches starken Einfluss auf die Wahrnehmung und das Verhalten hat, war bei<br />

Bastian nicht in der Lage, angemessen auf Kränkungen aus der Umwelt,<br />

insbesondere auf Gewalterfahrungen in der Schule, zu regieren. Als Folge stauten<br />

Aggressionen und Wut sich in ihm immer weiter auf. Dies ist aus seinem Hass auf<br />

die Gesellschaft, den er immer wieder erwähnte, zu schließen. Versuche, sich der<br />

Außenwelt mitzuteilen, wie der Eintrag auf der Online-Beratungsseite, scheiterten<br />

oder wurden nicht beachtet. Wie oben bereits erwähnt wurde, konnte auch Robert<br />

mit Frustrationen nicht umgehen. Ihm fehlte es an Handlungsalternativen und die<br />

Beziehungen zu Freunden und Familie nahm er nicht als sicher und vertrauensvoll<br />

genug wahr, um sich ihnen mitzuteilen.<br />

157<br />

Vgl. Füllgrabe, 2000, S.227.<br />

158<br />

Vgl. Eisenberg, 2002, S.90f.<br />

159<br />

Vgl. Christ, 2002, S.94ff.

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