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School Shooting - Universität Vechta

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<strong>School</strong> <strong>Shooting</strong> - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen<br />

Erörterung der bedeutenden Teilaspekte<br />

Robertz gibt dazu an, dass auch die Art und Weise der Medienberichterstattung<br />

hohen Einfluss ausübt. 183 Die überhöhte, zumeist einseitige Berichterstattung und<br />

Darstellung von Amokhandlungen beeinflusst die Sicht auf solche Taten.<br />

Gefährdete Jugendliche können diese als ultimative Möglichkeit sehen, ihren<br />

Wunsch nach Bekanntheit zu erfüllen. In der oftmals einseitigen Suche nach<br />

Motiven der Täter finden sich auf jeden Fall spezifische Problemlagen der<br />

betroffenen Jugendlichen. Der Amoklauf wird als mögliche Lösungsstrategie der<br />

Jugendlichen wahrgenommen, wobei die Medienberichterstattung mit als<br />

Rechtfertigungsmechanismus fungiert. Zusätzlich kann sie, gepaart mit den<br />

gewaltdurchzogenen Hobbys der Täter, die Tötungshemmung herabsetzen.<br />

Schuldgefühle werden vermindert, da andere Jugendliche mit scheinbar ähnlichen<br />

Problemlagen die ausgemalten Phantasien in die Tat umgesetzt haben und somit<br />

subjektiv empfunden scheinbare Kontrolle gewonnen haben.<br />

Der starke Wunsch nach Kontrollgewinn lässt sich jedoch in der Realität des<br />

Amoklaufes nicht umsetzen. 184 Während ihrer Tathandlungen sind beide Täter<br />

immer wieder unvorhergesehenen Situationen ausgesetzt, die ihnen vor Augen<br />

gehalten haben können, dass sie nicht die absolute Kontrolle über ihre Situation<br />

besitzen. Bei Bastian mag dies zum einen das Aufeinandertreffen mit seinem<br />

Bruder sein, bei Robert vielleicht die direkte Anrede durch einen Lehrer der<br />

Schule. Zudem wich Robert nach der Tötung eines Polizisten von seinem<br />

primären Tötungsziel ab und seine Schüsse wurden unkontrollierter. Er schoss<br />

durch geschlossene Türen des Gymnasiums und tötete dabei auch Schüler, ohne<br />

dass er sich dessen bewusst war.<br />

Ein weiterer Beleg für den Einfluss der Phantasieentwicklung lässt sich in der<br />

Verwendung einer Maskierung sehen. 185 Sie verknüpft die Phantasien der Täter<br />

mit der Realität. Die Vermummung als eine Identifikation mit den Protagonisten<br />

aus den Filmen und Spielen, die beide Täter schauten und spielten, bedeutet<br />

gleichzeitig eine Distanz zu den Opfern. Sie schlüpfen in die Rolle eines<br />

Protagonisten und werden zum anonymen Handelnden, der Macht und Kontrolle<br />

besitzt. Dazu kommt die Vorstellung, die sich aus dem Medieninteresse der Täter<br />

gebildet hat, berühmt und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Die<br />

Abnahme der Maske hebt die Wirkung ihrer damit verknüpften Phantasien auf<br />

183<br />

Vgl. Robertz, 2007, S.14f.<br />

184<br />

Vgl. Robertz, 2004, S.229ff.<br />

185<br />

Vgl. Pfeiffer, 2002, S.3f.

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