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Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz

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Die Mantelstän<strong>der</strong>-Theorie<br />

In diesem ersten Ansatz wird Gen<strong>der</strong> als verän<strong>der</strong>barer Gegenpart zum<br />

unverän<strong>der</strong>lichen Faktum des biologischen Geschlechts gesehen. „’Gen<strong>der</strong>’ was<br />

developed and is still often used as a contrast term to ‘sex’, to depict that which is<br />

socially constructed as opposed to what is biologically given. Gen<strong>der</strong> is typically<br />

thought to refer to personality traits and behaviour <strong>in</strong> dist<strong>in</strong>ction from the body. Here,<br />

gen<strong>der</strong> and sex are un<strong>der</strong>stood as dist<strong>in</strong>ct” (Nicholson 1995, S. 39). Die Grenze<br />

zwischen Bee<strong>in</strong>flussbarkeit bzw. Verän<strong>der</strong>barkeit und dem naturgegebenen<br />

Unverän<strong>der</strong>lichen liegt bei diesem Ansatz also genau zwischen den beiden Begriffen<br />

Sex und Gen<strong>der</strong>. „Gen<strong>der</strong>“ – bezogen auf Verhalten und Persönlichkeitszüge – gilt als<br />

konstruiert, woh<strong>in</strong>gegen „Sex“ e<strong>in</strong>e unverän<strong>der</strong>liche Position zugesprochen wird. Der<br />

kurze Abriss <strong>der</strong> Geschichte des Wortes Gen<strong>der</strong> spiegelt die Position des Fem<strong>in</strong>ismus <strong>in</strong><br />

den 1960er Jahren wi<strong>der</strong>, die, um <strong>der</strong> biologischen Determ<strong>in</strong>iertheit <strong>der</strong> Unterschiede<br />

zwischen männlich und weiblich zu entkommen, e<strong>in</strong>e teilweise konstruierte Sicht auf<br />

<strong>Geschlechtlichkeit</strong> e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>t.<br />

Der Begriff Gen<strong>der</strong> wurde nicht entwickelt, um Sex zu ersetzen, son<strong>der</strong>n vielmehr als<br />

Vervollständigung des Begriffs. Da aber zur Zeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung dieses Begriffes die<br />

Me<strong>in</strong>ung vorherrschte, dass <strong>der</strong> Unterschied zwischen Mann und Frau biologisch<br />

begründet sei, basierten auch die Gen<strong>der</strong>-<strong>Konstruktion</strong>en auf diesem biologischen<br />

Unterschied. 1975 beschreibt Gayle Rub<strong>in</strong> ihr „gen<strong>der</strong>/sex system“ das genau den<br />

Zusammenhang zwischen diesen beiden Begriffen erklärt: „[the sex/gen<strong>der</strong> system is]<br />

the set of arrangements upon which a society transforms biological sexuality <strong>in</strong>to<br />

products of human activity, and <strong>in</strong> which these transformed sexual needs are satisfied.”<br />

(Rub<strong>in</strong> 1975, S. 159 zitiert nach Nicholson 1995, S. 40-41).<br />

Nicholson beschreibt diese Verb<strong>in</strong>dung später als „Mantelstän<strong>der</strong>-Theorie“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> das<br />

biologische Geschlecht als Areal gesehen wird, auf dem soziale und kulturelle<br />

<strong>Konstruktion</strong>en stattf<strong>in</strong>den. Dieser Ansatz birgt die Chance, dass sowohl<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten als auch Unterschiede zwischen Frauen und Frauengruppen, bzw.<br />

zwischen Männern und Männergruppen, erforscht werden konnten.<br />

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