Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz
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Der Überblick über die e<strong>in</strong>zelnen Teilbereiche <strong>der</strong> Sozialarbeiter, <strong>der</strong> im Gespräch<br />
erarbeitet wurde, def<strong>in</strong>iert erstmals, dass die Sozialarbeit über Wissen verfügt, das <strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>en Berufsgruppen nicht vorhanden ist. Die Sprache, die <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews an<br />
dieser Stelle verwendet wurde, war durchwegs diffus; man sprach nicht <strong>von</strong> Wissen,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>von</strong> Ahnung, und wenn überhaupt, wurde dem Sozialdienst lediglich „mehr<br />
Ahnung“ <strong>von</strong> D<strong>in</strong>gen zugeschrieben. Im Gruppengespräch mit den Sozialarbeitern wird<br />
über das Thema „Wissen“ e<strong>in</strong>e Sozialarbeit beschrieben, die spezialisiert ist, und <strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
wichtiger Part im multiprofessionellen Team zukommt. In den Worten e<strong>in</strong>es<br />
Gesprächsteilnehmers:<br />
„im Team als Sozialarbeiter […] se<strong>in</strong>e Identität als Spezialist zu suchen.<br />
Dass es immer wie<strong>der</strong> <strong>von</strong> Nöten ist, sich <strong>in</strong> diesem Team klar zu<br />
positionieren, klar zu sagen, welche Aufgaben man als Sozialarbeiter hat.<br />
Ja so e<strong>in</strong>e berufliche Identität mitzubr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> diese Arbeit“ (vgl.<br />
Gruppengespräch Z. 34)<br />
Während <strong>in</strong> <strong>der</strong> Außensicht die Sozialarbeit oft als allzuständig beschrieben wurde und<br />
SozialarbeiterInnen als GeneralistInnen gesehen wurden, wird <strong>von</strong> den Sozialarbeitern<br />
die Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit als Gebiet für Spezialisten def<strong>in</strong>iert.<br />
Das Spannungsfeld zwischen Beharrlichkeit und Kompromissbereitschaft f<strong>in</strong>det sich<br />
ebenfalls <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>terviews. Während dort die Kompromissbereitschaft als<br />
„diplomatische Fähigkeit“ (Int_w2, Z. 38) und positive Kompetenz <strong>von</strong><br />
SozialarbeiterInnen beschrieben wird, wird <strong>von</strong> den Sozialarbeitern sowohl diese<br />
Fähigkeit als auch das Gegenteil – die Beharrlichkeit – als Kompetenz und Stärke<br />
gewertet. Bei dem Versuch die beiden Kommunikationsmuster „beharrlich“ und<br />
„kompromissbereit“ geschlechtsspezifisch zuzuordnen, kommt man, wenn man<br />
weiblichen und männlichen Gesprächsstil berücksichtigt, zu dem Schluss, dass die<br />
Kompromissbereitschaft als weiblicher Stil gewertet wird, woh<strong>in</strong>gegen die<br />
Beharrlichkeit als eher männliche Gesprächseigenschaft gesehen wird. So vergleicht<br />
Frie<strong>der</strong>ike Braun e<strong>in</strong>en kooperativen Gesprächsstil <strong>der</strong> Frauen mit e<strong>in</strong>em kompetitiven<br />
Stil <strong>der</strong> Männer:<br />
„Übere<strong>in</strong>stimmend mit den stereotypen Rollenerwartungen zeigen sich<br />
Frauen angepasster und rücksichtsvoller, sie streben nach kooperativen und<br />
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