Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz
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Auf die Frage, ob unterschiedliche Herangehensweisen <strong>von</strong> Sozialarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />
Sozialarbeitern, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit und im Umgang mit PatientInnen sichtbar wären, trifft <strong>der</strong><br />
Befragte die Unterscheidung, dass Frauen – vor allem jene, die selbst auch Mütter s<strong>in</strong>d<br />
– die Nöte und Sorgen <strong>der</strong> PatientInnen besser „verstehen“ würden, woh<strong>in</strong>gegen<br />
Männer „pflichtgemäß“ arbeiten würden (vgl. Int_m3, Z. 36). So wird wie<strong>der</strong> das<br />
Leitbild <strong>der</strong> Mutter zur Beschreibung <strong>von</strong> Teilaspekten <strong>der</strong> Sozialarbeit herangezogen.<br />
Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit als Beziehungsarbeit (Int_w3)<br />
Im Mittelpunkt dieses Interviews steht die sehr persönliche Arbeitsbeziehung zwischen<br />
<strong>der</strong> Sozialarbeit und <strong>der</strong> Station <strong>der</strong> Befragten. Diese Vertrautheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitsbeziehung<br />
– die sich auf <strong>der</strong> persönlichen Ebene als Freundschaft zeigt – zieht sich<br />
durch die meisten im Interview angesprochen Themen. So wurde <strong>in</strong> diesem Gespräch<br />
<strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> befragten Person nicht <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Sozialarbeiter<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Sozialarbeiter gesprochen, son<strong>der</strong>n <strong>von</strong> <strong>der</strong> Person A (die Person wurde mit dem<br />
Vornamen genannt). Die Beschreibung <strong>von</strong> Sozialarbeit an sich, Arbeitsmethoden<br />
sowie Eigenschaften und Kompetenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialarbeit waren hauptsächlich<br />
Beschreibungen <strong>von</strong> Person A. und <strong>der</strong> freundschaftlichen Beziehung mit ihr. Sowohl<br />
Qualität <strong>der</strong> Arbeit als auch Methodik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit werden über persönliche<br />
Eigenschaften <strong>der</strong> Sozialarbeiter<strong>in</strong> / des Sozialarbeiters def<strong>in</strong>iert.<br />
Den Grundtenor dieses Gesprächs gibt folgende Stelle wie<strong>der</strong>: „Wenn er [e<strong>in</strong><br />
Sozialarbeiter / e<strong>in</strong>e Sozialarbeiter<strong>in</strong>] diese Fähigkeiten mitbr<strong>in</strong>gt, die ich beschrieben<br />
habe [Menschlichkeit, Herzlichkeit und Teamfähigkeit], dann liegt er, denke ich, richtig.<br />
Kompetenz h<strong>in</strong>, Kompetenz her.“ (Int_w3, Z. 93). Eigenschaften, die<br />
SozialarbeiterInnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit haben sollen, werden also re<strong>in</strong> auf<br />
emotionaler Ebene beschrieben und als ausreichend für e<strong>in</strong>e professionelle und<br />
qualitativ hochwertige Arbeit gesehen. Kompetenzen können nicht genannt werden, da<br />
die Interviewpartner<strong>in</strong> sagt: „bei mir fallt das eigentlich alles eher unter Eigenschaften.<br />
Ich denk mir, wenn man diese Eigenschaften mitbr<strong>in</strong>gt, kommt alles an<strong>der</strong>e eben mit<br />
<strong>der</strong> Praxis.“ (Int_w3, Z. 29). In kurzen Worten: Eigenschaften und<br />
Persönlichkeitsmerkmale werden <strong>in</strong> diesem Fall als essentiell und vor allem wichtiger<br />
als erlernte Kompetenzen beschrieben.<br />
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