Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz
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"Und was macht jetzt <strong>der</strong> Sozialarbeiter? Suchen? O<strong>der</strong> wie? Was macht<br />
<strong>der</strong> jetzt? Ich denk mir das ist noch nicht... nicht durchgedrungen wo da das<br />
wissenschaftliche Arbeiten ist. Und deswegen auch diese akademische<br />
Ausbildung und es ist im Gehaltsschema nicht dr<strong>in</strong>nen. Das ist, glaub ich,<br />
e<strong>in</strong> ganz wesentlicher Punkt. Und dann ... ist natürlich diese betreuende<br />
Tätigkeit am Patienten, für den Patienten, ... diese Dienstlei... ja es ist nach<br />
wie vor eher e<strong>in</strong>e Dienstleistung wie die Pflege sie macht, o<strong>der</strong> die<br />
Arbeitstherapie.. ja.. es ist so e<strong>in</strong>e .. wird es nach wie vor so als<br />
Dienstleistung gesehen." (Int_w2, Z. 44)<br />
Gleichzeitig mit <strong>der</strong> fehlenden Wissenschaftlichkeit wird die Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit e<strong>in</strong>er<br />
Dienstleistung, <strong>der</strong> Pflege verwandt, gleichgestellt. Dennoch gibt es konkrete<br />
Vorstellungen über die Inhalte <strong>der</strong> Ausbildung die "e<strong>in</strong>e Mischung aus Soziologie,<br />
Psychologie, die gesamte Gesellschaftskultur, -struktur, Theorien über Arbeit,<br />
Arbeitslosigkeit, Auswirkungen <strong>von</strong> Arbeitslosigkeit [...] und Entwicklung <strong>von</strong><br />
Nachbetreuungskonzepten" (Int_w2, Z. 46) be<strong>in</strong>halten könnte. Hier tätigt die<br />
Interviewpartner<strong>in</strong> also ganz konkrete und spezifische Aussagen über den fachlichen<br />
Inhalt <strong>der</strong> Ausbildung, was wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong> starkem Kontrast zur Darstellung <strong>der</strong> Arbeit,<br />
bzw. <strong>der</strong> für die Arbeit wichtigen Kriterien an sich steht. Diese werden sehr emotional<br />
beschrieben, SozialarbeiterInnen brauchen viel Gespür, Selbstsicherheit, Neugierde und<br />
vor allem Menschenliebe, um ihren Beruf gut zu machen. E<strong>in</strong>e fachliche Kompetenz<br />
wird hierbei, trotz <strong>der</strong> detaillierten Beschreibung möglicher Ausbildungs<strong>in</strong>halte,<br />
ansche<strong>in</strong>end nicht als grundlegendes Qualitätskriterium angesehen. E<strong>in</strong> möglicher<br />
Grund dafür könnte die Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit mit dem Begriff <strong>der</strong><br />
Mütterlichkeit se<strong>in</strong>, die hergestellt wird. Es wun<strong>der</strong>t daher nicht, "dass es sehr viele<br />
Frauen <strong>in</strong> diesem Bereich gibt, weil es sehr viel mit dieser Mütterlichkeit zu tun hat"<br />
(Int_w2, Z. 62). Dem Leitbild <strong>der</strong> Mütterlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialarbeit begegnet man auch<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit immer wie<strong>der</strong>. Sieht man sich Verb<strong>in</strong>dungsmöglichkeiten <strong>von</strong><br />
Ausbildung - mit konkreten Inhalten - und Mütterlichkeit an, so wird schnell klar, dass<br />
aufgrund <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach mütterlicher Sorge und Liebe (siehe den Ausdruck<br />
„Menschenliebe“) die Arbeit, die Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit und auch die Art und Weise wie<br />
gearbeitet wird, auf die Persönlichkeit des Sozialarbeiters / <strong>der</strong> Sozialarbeiter<strong>in</strong><br />
attribuiert wird und nicht auf die Ausbildung. Neben <strong>der</strong> Mütterlichkeit wird <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
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