Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz
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die meisten Auswertungskriterien orientieren sich entlang dieser Grenze. Durch die<br />
Beschreibung <strong>der</strong> Gefährlichkeit kommt es zu e<strong>in</strong>er Teilung <strong>der</strong> <strong>Geschlechtlichkeit</strong><br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> praktischen Arbeit. Somit wird klar, dass es auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
strukturellen und praktischen Arbeit sowohl weibliche als auch männliche<br />
Zuschreibungen gibt. In den Interviews zeigte sich das beispielsweise durch die<br />
Beschreibung <strong>von</strong> strukturellen Arbeiten als „Schriftstücke schreiben“ o<strong>der</strong><br />
„Telefonanrufe“ tätigen (vgl. Int_w1, Int_m3). Hier werden typische<br />
Sekretariatstätigkeiten angesprochen, wobei diese als weiblich gewertet werden (vgl.<br />
Geschlecht des Sekretär<strong>in</strong>nenberufs im Kapitel Auswertungskriterium „Angeborene<br />
Eigenschaften und erlernte Kompetenzen“). Im Gegensatz dazu f<strong>in</strong>den wir das Leitbild<br />
des Vaters auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beschreibung <strong>von</strong> betreuenden Tätigkeiten im direkten<br />
KlientInnenkontakt. Trotz dieser „Beidgeschlechtlichkeit“ <strong>der</strong> Arbeitsbereiche bleibt die<br />
Trennung <strong>in</strong> männlich-strukturelle und weiblich-praktische Arbeit aufrecht.<br />
Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass <strong>in</strong> den Beschreibungen <strong>der</strong><br />
Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit sowohl männliche als auch weibliche Anteile gesehen und<br />
beschrieben werden. Die zentrale Grenze verläuft zwischen struktureller und praktischer<br />
Arbeit, nach <strong>der</strong> sich fast alle Auswertungskriterien ausrichten. Der Bereich <strong>der</strong><br />
betreuenden KlientInnenarbeit wird <strong>von</strong> <strong>der</strong> Außenperspektive her als wichtigster Teil<br />
<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit beschrieben und vor allem durch das Leitbild <strong>der</strong> Mutter<br />
beschrieben. Durch diese Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Arbeit mit Mütterlichkeit entsteht die starke<br />
weibliche Färbung <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit. Sowohl die Weiblichkeit <strong>der</strong> praktischen, als<br />
auch die Männlichkeit <strong>der</strong> strukturellen Arbeit, s<strong>in</strong>d so stark ausgeprägt, dass sie die<br />
jeweils an<strong>der</strong>sgeschlechtlichen Anteile <strong>in</strong> den Arbeitsbereichen <strong>in</strong> den Beschreibungen<br />
überdecken.<br />
Die Hypothese <strong>von</strong> Isolde Albrecht „dass die mo<strong>der</strong>ne Kultursprache für weiblich<br />
tradierte <strong>in</strong>terpersonale Arbeit nicht nur an<strong>der</strong>e, son<strong>der</strong>n auch unpräzisere Begriffe<br />
vorhält als für technisch-<strong>in</strong>strumentelles Produzieren“ (Albrecht 2008, S. 15) kann<br />
durch die Ergebnisse <strong>der</strong> durchgeführten Interviews gestärkt werden. Die<br />
Beschreibungen wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr undifferenzierten emotional gefärbten Sprache<br />
gegeben, Fachbegriffe wurden – wenn überhaupt – nur für die Beschreibung <strong>der</strong><br />
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