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Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz

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Durch das Bild <strong>der</strong> Mutter wird auch die Form <strong>der</strong> Beziehung zu den KlientInnen<br />

beschrieben, es wird e<strong>in</strong>e Mutter-K<strong>in</strong>d-Beziehung festgelegt, die durch (Für-)Sorge und<br />

Mutterliebe bestimmt ist. Die auf diese Weise beschriebene Beziehung zwischen<br />

SozialarbeiterIn und KlientIn basiert auf e<strong>in</strong>er emotionalen Ebene, welche die Frauen<br />

„naturgegeben“ ist.<br />

Leitbild <strong>der</strong> Geistigen Mutter<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Geistigen Mutter wurde 1860 <strong>von</strong> Henriette Schrade-Breymann geprägt.<br />

Zu dieser Zeit kam es zu e<strong>in</strong>er vermehrten Loslösung erzieherischer und fürsorglicher<br />

Tätigkeiten heraus aus <strong>der</strong> familiären <strong>in</strong> die öffentliche Sphäre. Dadurch war <strong>der</strong> Begriff<br />

<strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Mütterlichkeit o<strong>der</strong> Mutter nicht mehr passend. Die Transformation<br />

mütterlicher Tätigkeiten <strong>in</strong> öffentliche Aufgaben wurde sprachlich mit dem Zusatz <strong>der</strong><br />

Geistigkeit vollzogen.<br />

In weiterer Folge verwendete Alice Salomon diesen Begriff auch als sie 1908 die Erste<br />

Soziale Frauenschule <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> gründete. Der Unterschied zum Leitbild <strong>der</strong> Mutter liegt<br />

<strong>in</strong> Arbeits- und Lebensumständen <strong>der</strong> Frauen begründet. Die mit dem Leitbild <strong>der</strong><br />

Mutter verbundenen Eigenschaften bleiben zwar erhalten, jedoch sollte die beruflich<br />

arbeitende Erzieher<strong>in</strong>, im Gegensatz zur „ehrenamtlichen Mutter“ e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />

haben und <strong>in</strong>stitutionell gebunden se<strong>in</strong>.<br />

Leitbild <strong>der</strong> Schwester<br />

Das Leitbild <strong>der</strong> Schwester zeichnet sich durch e<strong>in</strong>e strenge E<strong>in</strong>gebundenheit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Hierarchie aus. Die Schwester arbeitet – teilweise mit Ausbildung – aber immer unter<br />

Anleitung und ist somit <strong>in</strong>stitutionell gebunden. Meistens arbeitet sie <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen,<br />

<strong>der</strong>en fachliche Führung Ärzten o<strong>der</strong> Geistlichen unterliegt.<br />

Leitbild <strong>der</strong> Neuen Schwester<br />

In den 1970er und 1980er Jahren wurde das Leitbild <strong>der</strong> Schwester durch die<br />

Frauenbewegung <strong>in</strong> abgewandelter Form wie<strong>der</strong> populär. Die Neue Schwester<br />

entstammt dem „Wir-Gefühl“ <strong>der</strong> neuen Frauenbewegung: „’sisterhood is good!’ die<br />

jungen Frauen, die <strong>in</strong> den 1970er Jahren damit begonnen haben, Frauenhäuser,<br />

Notrufgruppen und Beratungsstellen zu gründen, wollten ke<strong>in</strong>esfalls dem<br />

Mütterlichkeitsmythos vorausgegangener Generationen verfallen. […] Der Begriff <strong>der</strong><br />

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