Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz
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Familienstruktur entnommen, o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d mit Hausarbeit verbunden. Auf männlicher<br />
Seite f<strong>in</strong>den sich nur zwei Leitbil<strong>der</strong> „aus <strong>der</strong> Familie“.<br />
Trotz dieser so unterschiedlichen Beschreibungen s<strong>in</strong>d emotionale HelferInnen-<br />
KlientInnen-Beziehungsbeschreibungen sowohl auf weiblicher wie auf männlicher Seite<br />
anzutreffen. Sab<strong>in</strong>e Her<strong>in</strong>g schreibt dazu, „dass es [...] signifikante Unterschiede gibt,<br />
dass sich aber ganz grundsätzlich <strong>in</strong> den weiblichen wie den männlichen Leitbil<strong>der</strong>n<br />
eher die Vielfalt und die Diffusität des Berufsfeldes wi<strong>der</strong>spiegeln, als e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />
geschlechtsspezifische Segregation.“ (Her<strong>in</strong>g 2006, S. 26)<br />
Auch wenn sich die geschlechtsspezifische Teilung <strong>von</strong> Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Sozialarbeit nicht strikt nach diesen Leitbil<strong>der</strong>n richtet, so dient die Verwendung dieser<br />
Bil<strong>der</strong> und Begrifflichkeiten dennoch als gen<strong>der</strong>relevantes Kriterium <strong>von</strong><br />
Berufsbeschreibungen im Allgeme<strong>in</strong>en, da männliche wie weibliche Stereotype<br />
transportiert werden.<br />
Differenziertheit <strong>der</strong> Sprache / Fachterm<strong>in</strong>i<br />
Die sprachliche Differenziertheit mit <strong>der</strong> Berufe beschrieben werden kann als Indiz für<br />
Männer- o<strong>der</strong> Frauendom<strong>in</strong>iertheit gewertet werden. Isolde Albrecht stellt <strong>in</strong> ihrem<br />
Buch „Sprache, Arbeit und geschlechtliche Identität“ folgende These auf: "Me<strong>in</strong>e These<br />
dazu lautet, dass die mo<strong>der</strong>ne Kultursprache für weiblich tradierte <strong>in</strong>terpersonale Arbeit<br />
nicht nur an<strong>der</strong>e, son<strong>der</strong>n auch unpräzisere Begriffe vorhält als für technisch<strong>in</strong>strumentelles<br />
Produzieren" (Albrecht 2008, S. 15). Wie die Unterteilung <strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>terpersonale Arbeit und technisch-<strong>in</strong>strumentelles Produzieren entstanden ist und sich<br />
dies gen<strong>der</strong>relevant auf die sprachliche Beschreibung <strong>von</strong> Berufsgruppen auswirkt, wird<br />
hier <strong>in</strong> kurzen Zügen erläutert.<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n sollte jedoch die geschichtliche Unterscheidung zwischen Arbeit und Beruf<br />
getroffen werden. In <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Arbeit entstand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Renaissance e<strong>in</strong> Trend,<br />
<strong>der</strong> den Begriff <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> Erwerbsarbeit und Reproduktionsarbeit teilt, wobei aus <strong>der</strong><br />
Begrifflichkeit abgeleitet werden kann, dass Erwerbsarbeit mit dem heutigen<br />
Verständnis <strong>von</strong> Beruf gleich zu setzen ist. "Mit dem Bedeutungszuwachs<br />
handwerklicher Arbeit und <strong>der</strong> Ausweitung des Handels hat sich seit dem Aufkommen<br />
<strong>der</strong> neuzeitlichen Naturwissenschaften und Techniken e<strong>in</strong> Arbeits- und<br />
Rechtsverständnis herausgebildet, das produkterzeugende Arbeit als Ursache <strong>von</strong><br />
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