Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz
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Wenn Themen [Anm.: <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunikation] entstehen, dann gibt es da<br />
natürlich e<strong>in</strong> Übergewicht und e<strong>in</strong>e Solidarität [Anm. <strong>der</strong> Frauen]und dem<br />
gegenüber natürlich auch e<strong>in</strong> … Verhalten uns gegenüber. Wo schon<br />
geurteilt wird, o<strong>der</strong> etwas abgesprochen wird, o<strong>der</strong> etwas verlangt wird …<br />
ich kann das jetzt nicht genauer sagen. Aber wenn man mehr Kollegen<br />
hätte, dann würde sich das än<strong>der</strong>n, dann hält sich das die Waage“ (vgl.<br />
Gruppengespräch Z. 89)<br />
Es wird also vermutet, dass es Erwartungen gibt, wie man sich als Mann im<br />
Sozialdienst zu verhalten hat. Mit an<strong>der</strong>en Worten steckt h<strong>in</strong>ter dieser Vermutung die<br />
Frage, wie man sich (als Mann) zu verhalten hat, um zu entsprechen. Während also<br />
männliche Kollegen die Möglichkeit bieten würden, sich als Mann zu def<strong>in</strong>ieren, wird<br />
<strong>in</strong> den Kolleg<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> wichtiger Indikator gesehen, wie diese Def<strong>in</strong>ition aussehen<br />
könnte o<strong>der</strong> sollte. Was auch den Hang zum „verstellen“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunikation mit<br />
Frauen erklärt, wenn e<strong>in</strong>em fremden Bild entsprochen werden soll. Auch dieser<br />
Def<strong>in</strong>itionszwang wäre nach Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> männlichen Sozialarbeiter ger<strong>in</strong>ger, wären<br />
mehr Männer im Sozialdienst beschäftigt.<br />
Vorzüge gegengeschlechtlicher Betreuung<br />
Was die Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit betrifft, wird <strong>von</strong> den Sozialarbeitern ke<strong>in</strong> Unterschied<br />
zwischen Frauen und Männern festgestellt. Jedoch werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> gegengeschlechtlichen<br />
Betreuung Vorteile gesehen. Dies gilt sowohl für die Arbeit <strong>von</strong> Sozialarbeitern auf<br />
Frauenstationen wie auch für Sozialarbeiter<strong>in</strong>nen auf Männerstationen. Die<br />
Sozialarbeiter beschreiben hier e<strong>in</strong>en „Aktivierungseffekt“, <strong>der</strong> sich sehr positiv auf die<br />
Betreuung <strong>von</strong> Patient<strong>in</strong>nen auswirkt. Alle<strong>in</strong>e durch das Mannse<strong>in</strong> als Sozialarbeiter<br />
werden manche Patient<strong>in</strong>nen motiviert, wenn es um Beratungsgespräche geht, sich<br />
„herrichten, sich e<strong>in</strong> schönes Gewand anziehen, sich fesch [zu] machen“ (vgl.<br />
Gruppengespräch Z. 102). Dieser Effekt geht bei e<strong>in</strong>er gleichgeschlechtlichen<br />
Betreuung verloren. Die <strong>Geschlechtlichkeit</strong>, und somit auch das Sichtbarmachen und<br />
Leben des eigenen Geschlechts, br<strong>in</strong>gt also e<strong>in</strong>en Vorteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betreuungsarbeit mit<br />
Patient<strong>in</strong>nen und Patienten.<br />
Im Gruppengespräch mit den männlichen Sozialarbeitern wurde nur <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong><br />
gegengeschlechtlichen Betreuung behandelt. Im Interview „Akademische Menschenliebe“<br />
(Int_w2) wird vor allem <strong>der</strong> Punkt <strong>der</strong> gleichgeschlechtlichen Betreuung<br />
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