Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz
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Arten gibt Isolde Albert typische Beispiele <strong>von</strong> beschreibenden Worten, die <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang verwendet werden. So wird die tätige Perspektive, bzw. <strong>der</strong><br />
hervorbr<strong>in</strong>gende Subjektbegriff mit Worten wie "exakt", "konstruieren",<br />
experimentieren" o<strong>der</strong> "operieren" beschrieben, während zur Beschreibung<br />
<strong>in</strong>tersubjektiver Tätigkeiten Worte wie "kümmern", "sorgen" o<strong>der</strong> "nähren" verwendet<br />
werden. Es ist zu erkennen, dass Begriffe, die <strong>der</strong> tätigen Perspektive zugeordnet<br />
werden, sich mit d<strong>in</strong>glichen Objekten beschäftigen und so nicht direkt auf<br />
<strong>in</strong>tersubjektive Tätigkeiten übertragen werden können. Zieht man hier e<strong>in</strong>e Parallele zur<br />
Sozialarbeit, so ist wenig so verpönt wie "die KlientInnen wie Objekte zu behandeln".<br />
Gerade durch die Beschäftigung mit an<strong>der</strong>en Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit wird viel Wert<br />
darauf gelegt, sprachlich eben ke<strong>in</strong>e objektivierenden Worte zu verwenden, was mit e<strong>in</strong><br />
Grund se<strong>in</strong> kann für e<strong>in</strong>e eher undifferenzierte Sprache <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beschreibung <strong>von</strong><br />
Sozialarbeit im Allgeme<strong>in</strong>en und Kl<strong>in</strong>iksozialarbeit im Speziellen.<br />
Da die Kompetenzen, die für die Reproduktionsarbeit notwendig s<strong>in</strong>d, vor allem Frauen<br />
als natürlich gegeben zugeschrieben werden, ist e<strong>in</strong>e systematische Methodik <strong>in</strong> diesen<br />
Arbeiten oftmals nicht erkennbar. In <strong>der</strong> Folge kann man die Beschreibung e<strong>in</strong>er<br />
"<strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktiven Sozialarbeit", wie beispielsweise <strong>in</strong> folgendem Gesprächsausschnitt: "Und<br />
dann denk‘ ich, dass die sich die Krankengeschichte anschauen und mit den Patienten<br />
reden und dann e<strong>in</strong> G'spür dafür haben, wo <strong>der</strong> h<strong>in</strong>passen könnte..." (Int_w1, Z. 14)<br />
auch dah<strong>in</strong>gehend <strong>in</strong>terpretieren, dass e<strong>in</strong>e "Begriffs- und Gedankenlosigkeit" (Albrecht<br />
2008, S. 303) unterstellt wird. Hier wird e<strong>in</strong> Bild gezeichnet, <strong>in</strong> dem nicht mehr klar ist,<br />
<strong>von</strong> wem die professionelle Entscheidung für bestimmte Nachsorgee<strong>in</strong>richtungen<br />
getroffen wird. Durch die Sozialarbeit o<strong>der</strong> durch die KlientInnen die das Gefühl, das<br />
die SozialarbeiterInnen spüren, produzieren. Streng genommen wird hier semantisch<br />
ke<strong>in</strong>e professionelle Entscheidung beschrieben, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e willkürliche<br />
"Entscheidung aus dem Bauch heraus", was auf lange Sicht die Sozialarbeit als nicht<br />
seriös arbeitend darstellen würde.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass die Methoden, <strong>der</strong>er sich die Sozialarbeit bedient, zu<br />
e<strong>in</strong>em großen Teil als Kulturtechniken angesehen werden, wird die systematische<br />
Anwendung eben dieser Werkzeuge nicht erkannt und deshalb sprachlich auch nicht<br />
umgesetzt. Als Beispiel für verschiedene Begriffsbildungen aufgrund <strong>der</strong> Bekanntheit<br />
systematischen Handelns, möchte ich hier e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Unterschiede zwischen Therapie<br />
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