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Sprachliche Konstruktion von Geschlechtlichkeit in der ... - LSF Graz

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Kulturkreises falsch generalisiert, da die Unterscheidung zwischen biologischer Ursache<br />

und sozialer <strong>Konstruktion</strong> schwer fällt.<br />

Butlers radikaler Konstruktivismus<br />

In den beiden vorangegangenen Ansätzen wurde da<strong>von</strong> ausgegangen, dass weibliche<br />

wie männliche Identität sozial und kulturell konstruiert s<strong>in</strong>d, und somit variabel und vor<br />

allem verän<strong>der</strong>bar s<strong>in</strong>d. Gerade dieser Verän<strong>der</strong>barkeit wird jedoch durch das Faktum<br />

<strong>der</strong> Biologie e<strong>in</strong>e Grenze gesetzt. Der geschlechtliche Körper ist mit <strong>der</strong><br />

Geschlechterkonstruktion direkt verbunden. Judith Butler g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den 1990er Jahren<br />

noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter und verteidigt <strong>in</strong> ihrem Buch „Das Unbehagen <strong>der</strong><br />

Geschlechter“ die These, dass nicht nur Gen<strong>der</strong> sozial konstruiert sei, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong><br />

geschlechtliche Körper, beziehungsweise das biologische Geschlecht. Um die<br />

„Radikalität“ des Ansatzes <strong>von</strong> Butler zu verstehen bedarf es e<strong>in</strong>er kurzen Erläuterung<br />

ihres Verständnisses <strong>von</strong> <strong>Konstruktion</strong>. So schreibt Butler: „construction is neither a<br />

subject nor its act, but a process of reiteration by which both ‘subjects’ and ‘acts’ come<br />

to appear at all […] Performativity 1 must be un<strong>der</strong>stood not as a s<strong>in</strong>gular or deliberate<br />

‘act’, but, rather, as the reiterative and citational practice by which discourse produces<br />

the effects that it names.” (vgl. Butler 1993, S. 2-9 zitiert nach Moser 2003).<br />

<strong>Konstruktion</strong> wird also nicht als “Sache an sich” verstanden, son<strong>der</strong>n als Wie<strong>der</strong>holung<br />

e<strong>in</strong>zelner Handlungen und Prozesse gesehen, <strong>in</strong> denen sowohl die handelnden<br />

Menschen wie auch die Handlungen an sich sichtbar werden.<br />

„In Gen<strong>der</strong> Trouble entwickelt Butler den Performativitätsbegriff mit Blick<br />

auf die sex-gen<strong>der</strong>-Unterscheidung weiter. Der sche<strong>in</strong>bare Grund <strong>der</strong><br />

Geschlechtsidentität, das biologische Geschlecht und <strong>der</strong> Körper als<br />

Oberfläche kultureller E<strong>in</strong>schreibungen, ist nach Butler <strong>der</strong> performative<br />

Effekt e<strong>in</strong>er diskursiven Praxis. Performativität wird hier folglich nicht als<br />

1 Der Ausdruck "performativ" ist e<strong>in</strong>e Wortprägung des Oxfor<strong>der</strong> Sprachphilosophen John L. Aust<strong>in</strong>.<br />

Während konstative Äußerungen e<strong>in</strong>en bestehenden Sachverhalt beschreiben o<strong>der</strong> Tatsachen behaupten<br />

und folglich wahr o<strong>der</strong> falsch s<strong>in</strong>d, vollziehen performative Äußerungen e<strong>in</strong>e Handlung, die sie benennen.<br />

Mit performativen Sprechakten werden Handlungen vollzogen, Tatsachen geschaffen und Identitäten<br />

gesetzt. In diesem S<strong>in</strong>ne können sie zwar nicht wahr o<strong>der</strong> falsch se<strong>in</strong>, jedoch gel<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong> fehlschlagen.<br />

(Posselt 2003)<br />

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