Kinder schreiben für Kinder 2009

Kinder schreiben für Kinder Deuerling
Ein Kirchturm,
so schön wie kein anderer
Vor langer, langer Zeit war die Kirche in Deuerling
baufällig und der Kirchturm war bereits eingestürzt.
Eines Tages kam ein Kirchenbaumeister aus der
Umgebung vorbei und fragte den Pfarrer, ob er vielleicht
den Turm wieder aufbauen sollte und die Kirche
renovieren dürfte. Zu dieser Zeit aber war Deuerling
eine arme Gemeinde und so bot der Pfarrer ihm
folgendes an: „Wenn dir ein geringer Lohn und freie
Verpflegung und Unterkunft für dich und deine Familie
reicht, kannst du die Arbeit gern erledigen. Gottes
Lohn wird dir sicher sein.“ Sofort lief der Kirchenbaumeister
nach Hause, um die Vorbereitungen zu treffen
und einen Bauplan zu zeichnen. Auf dem Heimweg
und auch an den folgenden Tagen erzählte er allen,
die er traf, dass er einen Kirchturm bauen würde, der
weit und breit der schönste sein sollte.
Davon bekam auch der Teufel Wind und es ärgerte
ihn, dass der Turm nicht für ihn gebaut wurde. Es
war ein warmer, sonniger Tag in Deuerling. Die Vögel
zwitscherten und es war kein einziges Wölkchen am
Himmel zu sehen. Die Kinder lachten und tobten herum.
Der Kirchenbaumeister saß in seinem Häuschen
und zeichnete die letzten Pläne für den Kirchturm. Plötzlich war alles still, die Vögel hörten auf zu zwitschern
und die Kinder verstummten. Alle Augen waren auf die große und zugleich unheimliche Gestalt gerichtet, die
die Straße entlang kam. Die Kinder wurden in die Häuser geholt und die Fenster und Türen verschlossen. Sogar
die Vögel verkrochen sich in ihren Nestern und gaben keinen Mucks von sich.
Da hielt die furchteinflößende Person vor dem Haus des Kirchenbaumeisters und klopfte laut an die Tür. Die
Haustür wurde einen Spalt geöffnet, und ängstlich streckte der Kirchenbaumeister den Kopf hinaus. Er wollte
sie sofort wieder schließen, doch die Gestalt war blitzschnell ins Haus geschlüpft. Der Kirchenbaumeister erkannte
sofort, dass der Teufel im Haus war und stotterte: „Wwwas … was wwwillst … dddu … von … mmmir?“
Der Teufel antwortete; „Ich möchte, dass du anstatt Gott mir diesen Turm baust. Du würdest weltweit
berühmt und über alle Maßen reich werden!“
Der Kirchenbaumeister war jedoch ein gläubiger Mann und so antwortete er dem Teufel mutig: „Nein, ich
baue diesen Turm für meinen Gott und nicht für dich!“ Daraufhin ging der Teufel wütend zur Tür, öffnete sie
und rief noch: „Das wirst du büßen!“, knallte die Tür zu und verschwand in einem rauchenden Nebel. Der
Kirchenbaumeister erzählte seiner Frau vom Besuch des Teufels und konnte seine Angst vor seiner Frau nicht
verbergen.
Ruhelos beschloss die Frau des Baumeisters spät in der Nacht noch zum Friedhof zu gehen und beim Grab
ihrer Eltern um Hilfe zu beten. Als sie sich gerade vor das Grab kniete und betete, hörte sie eine Stimme bei der
Kirche. Sie schlich dort hin und hörte angespannt zu. Voller Entsetzen sah sie den Teufel im Kreis herumtanzen
und hörte ihn diesen Spruch murmeln: „Hier auf diesem Fleck kein Mäuerchen aus Stein, soll höher als sechs
Ellen sein!“ Es war genau der Platz, auf dem der Turm errichtet werden sollte!
Die Frau des Kirchenbaumeisters rannte so schnell sie nur konnte nach Hause. Sie weckte ihren Mann und
erzählte ihm die Geschichte. Dazu gab sie ihm noch als Ratschlag: „Baue den Turm auf die gegenüberliegende
Seite, dann wird der Turm nicht einstürzen.“ Das befolgte der Kirchenbaumeister und der Turm blieb stehen.
Noch heute ist er weit und breit der schönste Kirchenturm im Labertal. Als der Teufel aber erkannte, dass er
überlistet worden war, stürzte er sich vor Zorn den Baderfelsen hinunter und wurde nie wieder in Deuerling
gesehen.
Rebecca Fleischmann VS Deuerling Klasse 4a
Landkreis Regensburg | 53