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Selbstverwaltung

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3.1.2. Überblick über die Ideengeschichte und<br />

Theorieentwicklung<br />

Ideengeschichtlich sind die Ansätze der Frühsozialisten aus dem 18. Jh. sowie die daraus entstehende<br />

Genossenschaftsbewegung aus dem 19. Jh. bedeutungsvoll für die Entstehung und<br />

Verbreitung von <strong>Selbstverwaltung</strong>sbetrieben und -theorien. Wir werden auf diese beiden Strömungen<br />

kurz eingehen, da sie grundsätzlich postulierten, unter geeigneten Rahmenbedingungen<br />

würden die Menschen sozial und gemeinschaftlich handeln und nicht egoistisch nutzenmaximierend,<br />

wie dies die klassischen Wirtschaftstheorien annehmen. Die Frühsozialisten führten entsprechend<br />

auch für die Organisation wirtschaftlicher Aktivitäten die sozialrevolutionären Prinzipien<br />

„Demokratie“ und „Gemeinschaftsbesitz“ ein.<br />

Im Anschluss wurden diese Prinzipien praktisch und theoretisch weiter differenziert und formalisiert:<br />

In Form der „Genossenschaft“ konnten sie sich als spezifische, demokratischpartizipative<br />

Rechtsform für wirtschaftliche Zwecke staatsrechtlich etablieren. Die Genossenschaften<br />

wurden denn auch Gegenstand kontroverser wissenschaftlicher Debatten bezüglich der<br />

wirtschaftlichen oder sozialen Funktionalität und Relevanz von demokratisch strukturierten<br />

Unternehmensorganisationen. Die genossenschaftlichen Konzepte beschränken sich dabei<br />

grundsätzlich nicht auf Unternehmensformen, in denen die Mitglieder ihre Haupterwerbseinkommen<br />

erarbeiten. Die vollerwerbsorientierte „Produktivgenossenschaft“ stellt diesbezüglich<br />

einen Spezialfall und historisch eher die Ausnahme dar. Die verbreiteteren „Konsum- oder Kreditgenossenschaften“<br />

bezweckten vorwiegend Einkommensergänzungen und Kostenersparnisse<br />

für die Einzelwirtschaften ihrer Mitglieder; die genossenschaftlichen „Lebens- und Abeitsgemeinschaften“<br />

dagegen umfassten sehr viel weitere kollektivistische Ziele und wirtschaftliche<br />

Bereiche als moderne <strong>Selbstverwaltung</strong>sunternehmen.<br />

Die frühsozialistischen und genossenschaftlichen <strong>Selbstverwaltung</strong>sansätze sind in Kapitel 3.2.<br />

dargestellt.<br />

Im 20. Jh. wurden weitere Konzepte für selbstverwaltetes Arbeiten entwickelt, die als die „berühmtesten,<br />

beinahe schon klassischen <strong>Selbstverwaltung</strong>smodelle“ (Hettlage 1988: 60) in die<br />

Diskussion eingegangen sind: der israelische „Kibbuz“ und die jugoslawische „Arbeiterselbstverwaltung“.<br />

Beide hatten um die Mitte des 20. Jh. ihre Blütezeit und erhielten auch in wissenschaftlichen<br />

Kreisen Beachtung. Aus der Zeit des Kalten Kriegs stammt mit dem Prager „Modell<br />

des dritten Wegs“ ein weiterer Ansatz für Basisdemokratie auf Betriebsebene, der allerdings nie<br />

praktisch umgesetzt wurde.<br />

Die zu diesen <strong>Selbstverwaltung</strong>smodellen vorliegenden theoretischen Ansätze sind auf unseren<br />

Untersuchungsgegenstand jedoch nicht übertragbar, da in Bezug auf Grundsätze und Rahmenbedingungen<br />

der betrieblichen Organisation erhebliche Unterschiede zur heutigen Situation in<br />

der Schweiz bestehen. Bei allen drei Konzepten ist nämlich jeweils eine spezifische, politische<br />

Rahmenplanung zentral, die ein entsprechend günstiges wirtschaftliches und gesellschaftliches<br />

Umfeld bereit stellt. In Kapitel 3.3. sind die zentralen Punkte dieser Ansätze daher nur kurz<br />

umrissen.

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