Selbstverwaltung
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nur noch von einer Gesamtzahl von 1800 96 bis 2800 97 Betrieben ausgegangen werden. Eine zuverlässige<br />
Aussage über die Zahl der selbstverwalteten Betriebe in der BRD ist also nicht möglich.<br />
Mit Sicherheit kann nur festgestellt werden, dass die Bedeutung der <strong>Selbstverwaltung</strong>swirtschaft<br />
in beschäftigungspolitischer Hinsicht marginal ist.<br />
3.5.3.2. Wirtschaftsbereiche und geografische Lage<br />
Die Mehrzahl der selbstverwalteten Betriebe ist im tertiären Sektor (v.a. Dienstleistungen und<br />
Handel) oder im verarbeitenden Gewerbe tätig. Viele Betriebe sind in Bereichen tätig, die traditionell<br />
stark mit den neuen sozialen Bewegungen verbunden sind (Naturkost, Fahrradläden,<br />
Gastgewerbe, Buchhandlungen, Druckereien u.a.).<br />
Der grösste Teil der Betriebe befindet sich in städtischen Ballungsräumen. Ein allgemeiner Zusammenhang<br />
zwischen einem hohen Anteil an Studierenden (Hochschulstädte) und der Häufigkeit<br />
selbstverwalteter Betriebe – wie schon behauptet worden ist 98 – kann empirisch nicht überzeugend<br />
nachgewiesen werden. Dagegen zeigt sich, dass Hochschulstädte, die einen hohen Anteil<br />
an Studierenden geisteswissenschaftlicher Fächer haben, eine überdurchschnittlich hohe Betriebsdichte<br />
selbstverwalteter Betriebe aufweisen 99 . Generell wird festgehalten, dass die Häufigkeit<br />
selbstverwalteter Betriebe durch ein den neuen sozialen Bewegungen nahe stehendes Umfeld<br />
begünstigt wird 100 .<br />
Ebensowenig kann aufgrund der empirischen Daten – wie dies aufgrund von regionalen Ergebnissen<br />
behauptet worden ist 101 – generell von einem bundesdeutschen „Nord-Süd-Gefälle“ bezüglich<br />
der geografischen Verteilung selbstverwalteter Betriebe ausgegangen werden.<br />
3.5.3.3. Alter, Geschlecht und Bildungsstand der Beschäftigten<br />
Der Grossteil der Beschäftigten ist zwischen 26 und 35 Jahren alt 102 ; die neue Hessenstudie<br />
(Heider et al. 1997), die allerdings nur Betriebe berücksichtigt, die seit mindestens zehn Jahren<br />
bestehen, weist sogar einen hohen Anteil an über 36-jährigen Gesellschafterinnen und Gesellschaftern<br />
nach 103 . Wie der Vergleich mit der Länge der Betriebszugehörigkeit der Beschäftigten<br />
zeigt, scheinen die meisten von ihnen „mit ihren Betrieben älter geworden zu sein“ (Heider et al.<br />
1997: 63). Aufgrund des in vielen Studien festgestellten hohen Anteils an über 30-Jährigen und<br />
96 Errechnet auf der Grundlage von Beywl et al. (1990).<br />
97 Errechnet auf der Grundlage von Heider/Mevissen (1991).<br />
98 So z.B. Daviter et al. (1987: 14).<br />
99 Dieser Zusammenhang wird insbesondere von Domeyer et al. (1989: 15) und Heider/Mevissen (1991: 67f.) betont.<br />
100 Vgl. dazu beispielsweise Daviter (1987: 14), Beywl et al. (1990: 95), Heider/Mevissen (1991: 193ff.).<br />
101 Kreutz et al. (1989) haben den Unterschied der Betriebsdichte in der Region Hannover gegenüber der Region Nürnberg<br />
als Unterschied zwischen Norden und Süden interpretiert (zur methodologischen Kritik vgl. Daviter 1987: 13).<br />
Die Befunde von Heider/Mevissen, die sogar von einem ausgeprägten „Süd-Nord-Gefälle“ sprechen (1991: 67),<br />
Beywl et al. (1990) und insbesondere der Vergleich der Regionen Ostwestfalen und Mittlerer Neckar (Domeyer et al.<br />
1989) zeigen, dass sich diese These nicht empirisch belegen lässt, sondern andere Faktoren eine Rolle spielen.<br />
102 Insgesamt liegt der Anteil an Beschäftigten, die zwischen 26 und 35 Jahre alt sind, zwischen rund 60% und 70%;<br />
generell besteht ein Zusammenhang zwischen Alters- und Qualifikationsstruktur der Beschäftigten: In Regionen mit<br />
einem hohen Anteil an Beschäftigten mit Hochschulabschluss, ist auch das durchschnittliche Alter der Beschäftigten<br />
höher. Das individuelle Alter der Beschäftigten wurde allerdings nicht in allen Studien erhoben.<br />
103 Allerdings werden die Angaben sowohl für nicht mehr selbstverwaltete Betriebe als auch für selbstverwaltete<br />
Betriebe – nämlich die schon 1986 befragten Betriebe (Heider/Mevissen 1991) – gemacht. Die Hälfte der Gesellschafterinnen<br />
und Gesellschafter ist demnach in Betrieben beschäftigt, die nicht mehr selbstverwaltet sind (vgl. Heider et<br />
al. 1997: 63).