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Selbstverwaltung

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3.5.4.4.2. Finanzierungshilfen und Förderprogramme<br />

Im Gegensatz zur Schweiz gibt es in Deutschland für selbstverwaltete Betriebe zahlreiche Möglichkeiten,<br />

Gelder von Bund, Ländern oder Stiftungen 138 zu bekommen 139 . Einerseits existieren<br />

Förderprogramme 140 , die speziell für selbstverwaltete Betriebe und örtliche Beschäftigungsinitiativen<br />

geschaffen wurden, andererseits gibt es auch direkte Finanzhilfen der Wirtschaftsförderung<br />

141 – meist zinsgünstige Darlehen –, die auch konventionelle Betriebe anfordern können 142 .<br />

Ausserdem besteht die Möglichkeit, über diverse Arbeitsförderungsmassnahmen 143 Personalkosten<br />

einzusparen. Inwieweit von solchen Möglichkeiten tatsächlich Gebrauch gemacht wird, ist<br />

in der Literatur allerdings umstritten und wurde nur zu einem kleinen Teil untersucht 144 .<br />

3.5.5. Fazit<br />

Die in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführten Regionalstudien unterscheiden sich<br />

stark hinsichtlich ihrer Gegenstandsbestimmung und Fragestellung und weisen oft methodische<br />

Mängel auf. Mehrheitlich wurden strukturelle Merkmale von selbstverwalteten Betrieben erhoben.<br />

Bei einem Vergleich der Untersuchungen oder einer zusammenfassenden Darstellung der<br />

Ergebnisse – wie sie in der vorliegenden Arbeit gemacht wurde – sind die oben aufgeführten<br />

Schwächen immer mit zu berücksichtigen.<br />

Die empirischen Befunde widerlegen zahlreiche Behauptungen, die in der Debatte um selbstverwaltete<br />

Betriebe gemacht wurden. Tendenziell zeigen sie deutlich, dass im Laufe der Zeit ein<br />

Prozess der Ökonomisierung und Professionalisierung stattgefunden hat. Moderne <strong>Selbstverwaltung</strong>sbetriebe<br />

verfügen über eine effizientere betriebliche Organisation als früher und sind im<br />

Vergleich zu konventionellen Kleinbetrieben keineswegs wirtschaftlich schlechter gestellt.<br />

In ihrer Fragestellung unterscheiden sich die deutschen regionalen Bestandesaufnahmen jedoch<br />

stark von derjenigen der vorliegenden Arbeit. Offen bleibt in diesem Zusammenhang vor allem,<br />

inwieweit unterschiedliche formale Partizipationsregelungen innerhalb der bundesdeutschen<br />

138 Z.B. Stiftung Deutsche Klassenlotterie, Aktion Sorgenkind, Stiftung Deutsches Hilfswerk, Deutsche Fernsehlotterie,<br />

Stiftung Deutsche Jugendmarke, Bussgelder Sachwertlotterie (vgl. AG „Unter Geiern“ 1983).<br />

139 In den 80er Jahren wurden unter dem Schlagwort „Staatsknete“ hitzige Diskussionen über das Pro und Kontra von<br />

Staatsgeldern geführt.<br />

140 Eine Übersicht über die öffentlichen Förderprogramme für selbstverwaltete Betriebe und örtliche Beschäftigungsinitiative<br />

findet sich in Porada/Wolz (1990: 59ff.).<br />

141 Zu Finanzierungsmöglichkeiten vgl. Arbeitsgruppe „Unter Geiern“ (1983).<br />

142 In diesem Zusammenhang verweisen zahlreiche Autoren und Autorinnen darauf, dass selbstverwaltete Betriebe<br />

aufgrund ihrer kollektiven Strukturen gegenüber konventionellen Betrieben benachteiligt seien.<br />

143 So z.B. Eingliederungshilfen, Einarbeitungszuschüsse, Arbeitsförderung Behinderter und ABM-Massnahmen (vgl.<br />

AG „Unter Geiern“ 1983).<br />

144 In Nordrhein-Westfalen erwirtschaften rund 84% der untersuchten Betriebe mindestens 76% ihrer Einnahmen<br />

durch Verkauf von Gütern und Dienstleistungen am Markt (Beywl et al. 1990: 10). In Ostwestfalen/Mittlerer Nekkar<br />

(Domeyer et al. 1988) bezogen nur gerade drei Betriebe Darlehen der Mittelstandsförderung und zwei Betriebe<br />

städtische Zuschüsse/Spenden; dazu halten Funder/Voigt-Weber (1986: 154) fest: „Es hat sich allerdings gezeigt,<br />

dass nur wenige Betriebe sich um entsprechende Gelder [Existenzgründungsdarlehen] bemühen: sei es aufgrund von<br />

Unkenntnis über die vorhandenen Formen und Möglichkeiten dieser staatlichen Förderungsprogramme, der von den<br />

Gründern antizipierten Ablehnung ihrer Anträge oder des bewussten Verzichts auf staatliche Gelder, durch deren<br />

Inanspruchnahme Einschränkungen der betrieblichen Autonomie befürchtet werden.“ In Hessen hat gut die Hälfte<br />

der befragten Betriebe öffentlich geförderte Zuschüsse oder Darlehen beantragt, die Hessenstudie (Heider/Mevissen<br />

1991 und Heider et al. 1997) geben Auskunft über die Verteilung der wichtigsten Finanzierungsarten: Zu etwa einem<br />

Drittel wurde das „Hessische Förderprogramm für selbstverwaltete Betriebe“ (das Programm 1985 beschlossen,<br />

wurde zwei Jahre später von der CDU/FDP-Regierung wieder eingestellt) und zu weiteren 12% zinsverbilligte Kredite<br />

in Anspruch genommen. Zu je einem Viertel wurden Zuschüsse vom Arbeitsamt und andere Zuschüsse bezogen<br />

(vgl. Heider et al. 1997: 93). Beywl et al. (1990: 62) weisen zudem darauf hin, dass die Möglichkeiten, durch Transfereinkommen<br />

wie Arbeitslosenhilfe die schlechte Einkommenslage der Beschäftigten zu kompensieren, inzwischen<br />

stark begrenzt sind und ihnen keine Relevanz mehr zukommt.

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