Selbstverwaltung
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zungen um die Umsetzung der ideologischen Ansprüche in die Wirklichkeit: Während die einen<br />
in arbeitsteiligen Strukturen und in vermehrt betriebswirtschaftlicher Orientierung eine Abkehr<br />
von der <strong>Selbstverwaltung</strong> sahen, argumentierten die andern, dass für das wirtschaftliche Überleben<br />
des Betriebs und die Erhaltung einer befriedigenden Arbeitsqualität Modifikationen der<br />
Strukturen unumgänglich seien.<br />
Wie die Beiträge der 90er Jahre zeigen, haben sich die Pragmatikerinnen und Pragmatiker der<br />
<strong>Selbstverwaltung</strong> durchgesetzt; in den meisten Betrieben haben sich arbeitsteilige Strukturen und<br />
professionelles Arbeiten etabliert; teilautonome Entscheidungen, die Beschränkung der Betriebsführung<br />
auf einen Teil der Beschäftigten und die Aufhebung der Lohngleichheit sind in vielen<br />
Betrieben zur Normalität geworden, ohne dass der prinzipielle Anspruch, in demokratischen<br />
Strukturen zu arbeiten, aufgegeben wurde. Im Allgemeinen wird selbstverwalteten Betrieben in<br />
den 90er Jahren in Bezug auf ihre Produkte eine hohe Professionalität attestiert und ihr wirtschaftlicher<br />
Erfolg zeigt, dass sie längerfristig am Markt erfolgreich bestehen können.<br />
3.7.3. Wissenschaftliche und empirische Beiträge zur<br />
<strong>Selbstverwaltung</strong><br />
3.7.3.1. Einleitung<br />
Zum Thema <strong>Selbstverwaltung</strong> in der Schweiz wurden nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen<br />
verfasst. Die meisten Arbeiten wurden im Rahmen von Diplom- und Lizentiatsarbeiten<br />
gemacht und geben Aufschluss über die Situation selbstverwalteter Betriebe der 80er bis Anfang<br />
der 90er Jahre.<br />
Martina Ohm erfasste 1981 erstmals die Organisationsstruktur selbstverwalteter Betriebe in der<br />
Schweiz. 1983 verfasste Markus Schärli eine theoretische Abhandlung über <strong>Selbstverwaltung</strong><br />
aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Im Jahr 1986 folgte die Lizentiatsarbeit von Rainer Portmann,<br />
der einen selbstverwalteten Gastwirtschafts- und Kulturbetrieb einer arbeits- und betriebspsychologischen<br />
Analyse unterzogen hat. 1991 publizierte das Netzwerk für <strong>Selbstverwaltung</strong> die<br />
Befragung seiner Mitgliedsbetriebe, in der sowohl strukturelle Daten als auch Daten zur innerbetrieblichen<br />
Organisation erhoben wurden. 1996 gab Isidor Walliman, ein profunder Kenner der<br />
<strong>Selbstverwaltung</strong> in der Schweiz, den Sammelband „<strong>Selbstverwaltung</strong>. Soziale Ökonomie in<br />
schwierigen Zeiten“ heraus, in dem vier empirische Studien und eine theoretische Untersuchung,<br />
die anfangs der 90er Jahre im Rahmen von Lizentiatsarbeiten verfasst wurden, präsentiert werden.<br />
Im Folgenden werden die erwähnten Untersuchungen vorgestellt und die wichtigsten Ergebnisse<br />
jeweils kurz zusammengefasst. Im Anschluss folgt eine kritische Bewertung der vorgestellten<br />
Untersuchungen und ein zusammenfassender Überblick über die für die Fragestellung der vorliegenden<br />
Arbeit zentralen Ergebnisse.