Selbstverwaltung
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Bis Ende der 70er Jahre gab es in der Schweiz nur wenige Neugründungen, der Grossteil der Betriebe<br />
wurde im Zeitraum 1978 bis ca. 1989 gegründet 254 ; eine ähnliche Entwicklung wird auch in<br />
Deutschland beobachtet, wo eine rege Gründungstätigkeit selbstverwalteter Betriebe im Laufe<br />
der 80er Jahre konstatiert wird.<br />
Bei der Wahl der Rechtsform zeichnet sich eine Bevorzugung der Rechtsform Genossenschaft<br />
deutlich ab, daneben sind viele Betriebe als Verein organisiert, weitere Rechtsformen spielen eine<br />
untergeordnete Rolle 255 . Im Gegensatz dazu sind bundesdeutsche Betriebe sehr selten als Genossenschaft<br />
organisiert.<br />
3.7.3.3.3. Ergebnisse zur innerbetrieblichen Organisation und Partizipation<br />
Rotationsprinzip<br />
Die Ergebnisse aller neueren Untersuchungen zeigen deutlich, dass das Rotationsprinzip enorme<br />
Nachteile hat und mehrheitlich nicht mehr praktiziert wird. Während die ältere Untersuchung<br />
von Ohm (1981: 75) bei drei Vierteln der Betriebe, mindestens ansatzweise, die Anwendung des<br />
Rotationsprinzips festgestellt hat, hält Mounir fünfzehn Jahre später zusammenfassend fest:<br />
„War es in den sechziger Jahren ein Muss, ist es heute so geregelt, dass die Rotation eine<br />
weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen darstellt, welche aber unter<br />
Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Grenzen des wirtschaftlich Realisierbaren<br />
eingesetzt wird.“ (Mounir 1996: 228)<br />
Die gleiche Tendenz zeigt die Untersuchung von Amstutz:<br />
„Ging man früher von der Prämisse ‚alle machen alles‘ aus, ist man sich heute weitgehend<br />
einig, dass dies nicht mehr oder doch nur sehr beschränkt möglich ist.“ (Amstutz 1996:<br />
109)<br />
Lohn<br />
Eine Veränderung zeichnet sich auch bei der Lohnfrage ab: Ohm (1981) fand nur zwei Betriebe,<br />
die eine Abstufung des Lohns aufgrund unterschiedlicher Fähigkeiten praktizierten, die Untersuchung<br />
von Seiler (1996) dagegen zeigt, dass knapp ein Viertel der untersuchten Betriebe ein<br />
abgestuftes Lohnsystem praktizierten, zudem hat knapp die Hälfte der Betriebe eine Lohndifferenzierung<br />
aufgrund von unterschiedlichen sozialen Erfordernissen vorgenommen, nur ein knapper<br />
Drittel zahlt allen Beschäftigten einen Einheitslohn. Seiler postuliert zudem einen Zusammenhang<br />
zwischen strukturellen Merkmalen – der Grösse der Betriebs, der Branche, in welcher<br />
der Betrieb tätig ist, dem Grad an Arbeitsteilung, der berufsspezifischen Ausbildung der Beschäftigten<br />
– und dem gewählten Lohnsystem. Auch die Untersuchungen von Rippstein (1991),<br />
254 Während in Haslers Untersuchung (1991: 26) der älteste Betrieb 1891 gegründet wurde, fanden Ohm (1981: 68) und<br />
Rippstein (1991:13) die frühesten Gründungen in den Jahren 1968 resp. 1967. Ohm spricht von einem Gründungsboom<br />
seit 1978, Rippstein stellt fest, dass im Zeitraum 1978–1988 jährlich bis zu acht Betriebe gegründet wurden,<br />
während vorher zwei bis drei Neugründungen die Regel waren. Auch bei Hasler finden sich drei Viertel der Betriebsgründungen<br />
in den Jahren 1978–1988.<br />
255 In der Untersuchung von Ohm (1981: 99) sind gut 51% der Betriebe als Genossenschaft organisiert, weitere 19% als<br />
Verein und gut 12% als einfache Gesellschaft, andere Rechtsformen wie die Kollektiv- und Aktiengesellschaft, Stiftung<br />
und Kombinationen sind deutlich weniger vertreten. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Seiler (1990: 53): 57%<br />
der Betriebe sind als Genossenschaft, weitere 14% als Verein organisiert; die Rechtsformen einfache Gesellschaft,<br />
Stiftung, Kollektiv- und Aktiengesellschaft wurden deutlich weniger gewählt. Zu einem etwas anderen Ergebnis<br />
kommt Rippstein (1991), die von ihm befragten Betriebe waren zu 70% Genossenschaften; berücksichtigt werden<br />
muss in diesem Zusammenhang allerdings, dass Rippstein nur Mitgliedsbetriebe des Netzwerks für <strong>Selbstverwaltung</strong><br />
befragt hat.