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diplomarbeit die ambulante nachsorge nierentransplantierter ...

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Interviewer vorausgesetzt werden kann. Typisch für eine solche Interaktionsstruktur ist<br />

das Nachfragen des Befragten, inwiefern <strong>die</strong>ser den fachlichen Kontext seiner Ausfüh-<br />

rungen erläutern soll. Dies nicht zuletzt mit der Absicht, sich auf den fachlichen und<br />

disziplinären Hintergrund des Interviewers einzustellen und dessen Erkenntnisinteresses<br />

gerecht zu werden. Dadurch verweist der Befragte gleichzeitig darauf, dass nicht nur<br />

Differenzen bezüglich des „technischen“ Fachwissens erwartet werden, sondern eben-<br />

so hinsichtlich der normativen Prämissen. Verdeutlicht wird <strong>die</strong>s durch den Hinweis,<br />

<strong>die</strong> geäußerte Einstellung des Befragten sei ausschließlich auf <strong>die</strong> eigene fachliche und<br />

berufliche Erfahrung zurückzuführen.<br />

Die Rolleneinschätzung des Interviewers als Experte einer anderen Wissenskultur<br />

entspricht der realen Kompetenzzuschreibung in weit größerem Maß als jene des In-<br />

terviewers als Co-Experten. So muss erstgenannter ebenso im Laufe des Interviews <strong>die</strong><br />

Erwartungshaltung des Befragten aktiv aufrecht erhalten, doch – im Gegensatz zum<br />

Co-Experten – sein Fachwissen nicht permanent unter Beweis stellen. Unwissenheit be-<br />

züglich des fachlichen Handlungsfeldes des Befragten, unprofessionelles Auftreten und<br />

alltagssprachliche Formulierungen des Interviewers führen auch hier zur Revi<strong>die</strong>rung<br />

der Kompetenzzuschreibung seitens des Befragten. Der Gesprächsverlauf von Inter-<br />

views unter der Kompetenzeinschätzung des Interviewers als Experten einer anderen<br />

Wissenskultur kann unterschiedliche Dynamiken entwickeln. So reagiert der Befrag-<br />

te im „Idealfall“ interessiert und sensibel auf das Erkenntnisinteresse des Interviewers<br />

und orientiert sich hinsichtlich seiner Ausführungen an <strong>die</strong>sem. Dabei existiert eine<br />

gegenseitige Akzeptanz bezüglich der divergierenden Formen des Hintergrundwissens<br />

und unterschiedlichen normativen Implikationen beider Wissenskulturen. Im Gegen-<br />

satz dazu kann das Interview jedoch in jeweils zwei entgegengesetzte Richtungen von<br />

<strong>die</strong>sem Verlauf abweichen. Zum Einen fühlt sich der Befragte dazu gedrängt, seine<br />

eigene Wissens- bzw. Fachkultur gegenüber dem Interviewer zu verteidigen und seine<br />

Überlegenheit gegenüber einer sozialwissenschaftlichen Herangehensweise unter Beweis<br />

zu stellen. Im Extremfall entwickelt sich hierbei der Gesprächsverlauf in Richtung jener<br />

Rollenerwartung, <strong>die</strong> den Interviewer als „potentiellen Kritiker“ präten<strong>die</strong>rt. Zum an-<br />

deren demonstriert der Befragte eine übertriebene Gutwilligkeit, sich auf sozialwissen-<br />

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