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diplomarbeit die ambulante nachsorge nierentransplantierter ...

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Die Rollenzuschreibung des „Komplizen“ hat für den Interviewer unschätzbare<br />

Vorteile, da <strong>die</strong>ser auf weitgehende Offenheit und Ehrlichkeit der Antworten bauen<br />

kann und so vertrauliche Informationen sowie Einblick hinsichtlich der realen Strategien<br />

und Handlungsorientierungen des Befragten erhält. Als problematisch erscheint <strong>die</strong><br />

stillschweigende Übereinkunft hinsichtlich normativer Prämissen der Interviewpartner,<br />

da <strong>die</strong>se, soll das langwierig stabilisierte Vertrauensverhältnis nicht einseitig gebrochen<br />

werden, weitgehend unexpliziert bleiben müssen. 14<br />

8.4 Der Nutzen einer Interaktionstypologie<br />

Die beschriebene Interaktionstypologie ist nicht als erschöpfend zu betrachten, sondern<br />

basiert auf der Konstruktion verdichteter Extremfälle. Dies bedeutet, dass sie in der<br />

Interviewpraxis selten in ihrer Reinform auftreten, sondern sich während des Inter-<br />

viewverlaufs Kombinationen von spezifischen Kompetenz- und Machtzuschreibungen<br />

ergeben können. Weiters ist <strong>die</strong> Interaktionsstruktur während des Interviews kaum in<br />

seinem gesamten Verlauf einem oder mehreren Typen zuzuordnen – vielmehr werden<br />

<strong>die</strong> anfangs auf vagen Vermutungen basierenden Erwartungen und Zuschreibungen erst<br />

langsam während des Interviews stabilisiert bzw. revi<strong>die</strong>rt.<br />

Der Nutzen einer solchen Interaktionstypologie liegt nicht alleine in der Deskripti-<br />

on unterschiedlicher Zuschreibungen, ebenso besteht für den Interviewer <strong>die</strong> Möglich-<br />

keit, bestimmte Kompetenzzuschreibungen gezielt zu provozieren und für das eigene<br />

Forschungsinteresse strategisch nutzbar zu machen.<br />

Welche Rollenerwartung und Kompetenzzuschreibung <strong>die</strong> derzeit vorherrschende<br />

ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren, wie z.B. dem Alter und Geschlecht des Inter-<br />

viewers, dessen Qualifikationsstatus, seiner Fachkenntnisse über den interessierenden<br />

Gegenstand, <strong>die</strong> Beherrschung der fachspezifischen Terminologie, der Sprachkompe-<br />

tenz, institutionellen Herkunft und nicht zuletzt von der Ausstattung mit akademi-<br />

schen Titeln ab. Da <strong>die</strong>se Faktoren vom Interviewer naturgemäß nicht beeinflussbar<br />

sind, haben <strong>die</strong> Art der Selbstdarstellung und <strong>die</strong> Präsentation des Forschungsinteres-<br />

14 vgl. Bogner/Menz, 2002: 59f<br />

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