Noch vor dem 1512 erfolgten Tode des Bischofs Lukas Watzenrode siedelte Nikolaus Kopernikusals Kanzler des Domkapitels wieder nach Frauenburg über, wo er spätestens Ende des Jahres1510 anwesend ist. Er bezog den nordwestlichen Eckturm der Wehrmauer als seine Wohnung,die ihm einen sehr guten Blick zum Sternenhimmel bot und zugleich als seine „Sternwarte“bezeichnet werden kann.Zweimal noch hat Kopernikus in der Folgezeit Frauenburg für längere Dauer verlassen; vomNovember 1516 bis zum November 1519 war er als Landpropst des Domkapitels (obersterVerwaltungsbeamter des landesherrlichen Gutes) in Allenstein tätig und auf der dortigenBurg des Frauenburger Domkapitels ansässig. Kaum nach Frauenburg zurückgekehrt, mussteer des inzwischen ausgebrochenen „Reiterkrieges“ wegen mit den meisten Domherren nachAllenstein zurück, um dort in der festen Burg Zuflucht und Sicherheit zu suchen. Vom November1520 bis zum Juni 1521 war er dann nochmals als Landpropst in Allenstein tätig. Währendbeider Aufenthalte in Allenstein hat sich Nikolaus Kopernikus neben der Erfüllung seiner dienstlichenPflichten in gleicher Weise seinen astronomischen Studien gewidmet.Nachdem Kopernikus dann endgültig nach Frauenburg zurückgekehrt war, führten ihn auchdann noch mehrfach Reisen nach auswärts, insbesondere zur Teilnahme an den preussischenLandtagen, auf denen er als Vertreter des Domkapitels oder für den Bischof anwesend war.Seine Beanspruchung für Dienste des Domkapitels reichte bis in sein hohes Alter, was durch dieuns bekannt gewordenen Tatsachen, dass er noch 1541 die Verwaltung der Dombaukasse innehatteund in Landesangelegenheiten tätig war, bezeugt wird.Die enge, durch seine langjährige Anwesenheit und vor allem durch seine administrative Tätigkeitbedingte Verbundenheit mit dem Bistum Ermland und seinen politischen Verhältnissenerfordert einen kurzen Überblick über dieselben. Zurzeit des Eintretens von NikolausKopernikus in das Frauenburger Domkapitel waren der Bischof und alle Domherren wie diegesamte Bevölkerung des Bistums Deutsche. Dies blieb auch zunächst so, obwohl bereits1464, also 9 Jahre vor der Geburt von Kopernikus, der politische Anschluss an Polen in derWeise vollzogen worden war, dass die Schirmvogtei über das Bistum, die bisher demHochmeister des Deutschordens zugekommen, auf den Polenkönig übergegangen war. Inder Folgezeit wurden die Auseinandersetzungen jedoch stärker. Polnischerseits versuchteman auf den verschiedensten Wegen Polen als Domherren oder gar als Bischöfe durchzusetzen,während das Frauenburger Domkapitel mit allen Kräften für die Erhaltung seines Deutschtumskämpfte. Über den Papst gelang es dem Polenkönig schliesslich, einzelne Polen in dasFrauenburger Domkapitel hineinzubringen, sodass zur Zeit des Todes von Kopernikusvier bzw. sechs der sechzehn Frauenburger Domherren dem polnischen Volkstum angehörten.Die Stellungnahme, die Nikolaus Kopernikus in diesen Fragen einnahm, war stets klar undeindeutig deutsch.Diese Verhältnisse beeinflussten auch die Nachfolgeschaften des Bischofs Lukas Watzenrode,dem zu Lebzeiten des Kopernikus die Deutschen Fabian von Lossainen (1512— 1523),Maritius Ferber (1523— 1537) und Johannes Dantiscus (1537— 1548) nachfolgten. MitAusnahme von Dantiscus, der als Domherr ein ausschweifendes Leben geführt hatte und alsBischof sich plötzlich ganz gegenteilig gebärdete und dem die Denkungsart der FrauenburgerDomherren in den kirchlichen Auseinandersetzungen seiner Zeit mit Luther und seinen Anhängernzu milde und tolerant war, der einige Schwierigkeiten bereitete, kam Kopernikus mitden seinem Onkel nachfolgenden Bischöfen recht gut aus.Neben seiner administrativen und politischen Wirksamkeit war Kopernikus während seinerFrauenburger Zeit wiederholt auch als Arzt tätig. Alle Biographen berichten, dass er keinem13
■I«— — — — I Hl— i 'IliTiiii il—- j ~r ^Armen seine ärztliche Hilfe verweigert habe. Aus den uns heute bekannten Unterlagen wissenwir jedoch nur von den bedeutenden Zeitgenossen, denen er ärztliche Hilfe zuteil werden liess.Oben war schon von seiner Anwesenheit als Arzt am Hofe seines Onkels, des Bischofs LukasWatzenrode, berichtet worden. Auch den nachfolgenden Bischöfen, vor allem dem häufigkränkelnden Ferber, sowie seinem Freunde Tiedemann Giese, der als früherer FrauenburgerDomherr Bischof von Kulm (und nach Kopernikus’ Tode als Nachfolger von Dantiscus Bischofvon Ermland) wurde, hat Kopernikus ärztlichen Beistand geleistet. Bekannt ist die Tatsache,dass der grosse Astronom, fast 70jährig, einer Bitte des Herzogs Albrecht von PreussenFolge leistete und ungeachtet der verschiedenen Konfession, was ein bezeichnendes Licht aufseine kirchliche Stellungnahme wirft, als Arzt an das Krankenlager des herzoglichen FreundesGeorg von Kulenheim nach Königsberg eilte, wo er sich längere Zeit aufgehalten hat.Manche der von Kopernikus benützten medizinischen Bücher, die fast durchweg in Schwedenlagern, geben mit seinen eigenhändig hinterlassenen Notizen näheren Aufschluss über sein ärztlichesund medizinisches Denken.Ein weiterer Wirkungsbereich des Kopernikus während seiner Frauenburger und seiner ermländischenZeit war seine Befassung mit der neuen Preussischen Münz-Ordnung. Die Neuordnungdes preussischen Münzwesens war ein dringendes Erfordernis und Gegenstand mehrererSitzungen des Preussischen Landtages. Sein erstes Gutachten aus dem Jahre 1519 in <strong>deutsche</strong>rSprache hat Kopernikus nach nochmaliger Überarbeitung 1522 auf dem Landtage selbst vorgetragen.Später erstellte er eine erweiterte Denkschrift in lateinischer Sprache. Die Vorschlägedes Kopernikus wurden als geeignete Grundlage der erforderlichen Neuordnung empfunden.Sie wurden jedoch, da es zu keiner endgültigen Einigung kam, nicht verwirklicht.Tragender Mittelpunkt all der vielfältigen, verantwortungsvollen und bedeutsamen Wirksamkeitdes Kopernikus in Frauenburg und im Ermland aber war sein astronomisches Schaffen,über das der folgende Abschnitt ausführlich berichtet.Astronomisches Schaffen und kopernikanisches WeltgebäudeAufbauend auf den Kenntnissen und Erkenntnissen, die er aus Krakau und vor allem aus Italienmitgebracht hatte, widmete sich Kopernikus in den rund 40 Jahren seiner Frauenburger undermländischen Tätigkeit mit Ernst und Hingabe seinem astronomischen Studium und Schaffen.Seine ihm als Domherr und in den anderen von ihm zeitweise versehenen Stellungen obliegendendienstlichen Verpflichtungen Hessen ihm hierzu an allen Orten, an denen er tätig war, die erforderlicheZeit.Ihr Ergebnis war jene revolutionäre Wendung, wie sie für alle Zeiten mit der Persönlichkeitund dem Werk des Kopernikus verbunden ist, der aus dem uralten germanischen Sucher- undForscherdrang heraus sein neues Weltbild schuf und mit ihm eine neue Epoche der Naturerkenntnisund des Geisteslebens überhaupt einleitete.Im gesamten Denken und Schaffen des grossen Nikolaus Kopernikus sind folgende Wesenszügebesonders offenbar, die bei allen späteren grossen arisch-germanischen Naturforschern in gleicherWeise wieder zu finden sind:1. Das Herangehen an die Erforschung und Erklärung der Natur mit einer bestimmten Idee.2. Die gleichzeitige Begründung der neuen Erkenntnis durch Beobachtungen.3. Der Grundsatz, dass alles, was an Ergebnissen erzielt wird, erst vielfältigen Nachprüfungenstandhalten und jede nur mögliche Verbesserung und Begründung erfahren muss, ehe es14an die Öffentlichkeit gebracht wird.
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