13.07.2015 Aufrufe

viertei jahresschrift dfs instituts iur deutsche ostarbeit krakau

viertei jahresschrift dfs instituts iur deutsche ostarbeit krakau

viertei jahresschrift dfs instituts iur deutsche ostarbeit krakau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sonders leicht Folge leisten; zu einem anderen Teil istes das „bekannte unruhige <strong>deutsche</strong> Blut, der ungestillteW anderdrang“ , der den Handwerker in die Fernetrieb und zum Schöpfer, Förderer und Verbreiterwesteuropäischer Gesittung werden liess. Besonders anden Tuchmachern der altpolnischen Zeit bis zum Jahre1793 lässt sich die anspruchslose A rt der Menschenerkennen, die hier nach dem Osten kamen, undneben ihrem handwerklichen K önnen Fleiss, Beharrlichkeitund durch ihre Zunftgesetze höhere Formender Gesittung mitbrachten. Es waren allerdings Menschen,die keine politischen Pläne hegten, keineAnsprüche stellten, die über ihren eigenen Lebenskreishinausgingen, die auch oft den Undank ihres W irtsvolkesgeduldig in K a u f genommen haben und dieoftmals nur die „R ückw anderung in die H eim at v ordem völkischen Untergang retten konnte“ . Es sind dieselbenMenschen, in deren Familien v or ihrer Auswanderungnach Polen die N ot bereits ein häufiger Gast gewesen istund die hofften, hier ausreichende Daseinsmöglichkeitenzu finden. Sie kamen vorwiegend aus Westpreussen,Pom mern, Böhm en, Mähren, Schlesien und Sachsen.Das Buch gliedert sich in Darstellungen der Tuchm achergründungenin altpolnischer Zeit und bringt darin dieOrtsgeschichte der Entwicklung der Handwerke unddie Schicksale der Bevölkerung von der Gründungbis zur Gegenwart von 16 Tuchmachersiedlungen, beidenen W engrow und W ladislawow-Rosterschütz einenbesonders weiten Raum einnehmen, da sie wertvolleBerichte über das Zunftleben enthalten. Ein zweiterTeil behandelt den preussischen Einfluss und die Zeitdes Grossherzogtums W arschau bis zum W iener K on ­gress. Die sozialen und rechtlichen Verhältnisse und diewirtschaftlichen Voraussetzungen für die grosse T uchmachereinwanderungnach 1820 sind ebenfalls rechtausführlich behandelt. Einhundertfünfzig Seiten des260 Seiten umfassenden Buches gehören dieser grossenEinwanderung, die im Jahre 1820 beginnt und m it demJahre 1830 beendet ist. Dadurch, dass die Darstellungvon diesem Zeitpunkt an über die Sonderentwicklungeneinzelner Orte hinweg zusammenfassend die Fragen derNeugründungen, der Versorgung m it W olle, des A bsatzmarktes,der gesetzlichen Regelung des gewerblichenLebens, der Zollpolitik, des Erziehungswesens durchKirche und Schule und schliesslich, als das Entscheidungsvollste,die Frage der Mechanisierung und der Industrialisierungund die Folgen der R evolution von 1830/31behandelt, entsteht ein ausgezeichnetes kulturgeschichtlichesBild über diese Zeit, welches bis zuletzt die W e ­sensverschiedenheiten der Angehörigen der beiden V olkstumsgruppenim selben Lebensraum erkennen lässt.Das B uch schliesst m it dem Bericht über die Auswanderungund Neuansiedlung <strong>deutsche</strong>r Tuchm acher inRussland, Podlachien, W olhynien und der Ukraine. —Ein umfangreiches Ortsnamen- und Personenverzeichniserleichtert die Benutzung des W erkes bei der Beantwortungvon Fragen, die nur Teile des gesamten behandeltenostm itteleuropäischen Raum es betreffen.Dr. H einrich Gottong, KrakauHerbert Kranz, Das Buch vom <strong>deutsche</strong>n Osten. ErzählteGeschichte. — Leipzig: Schwarzhäupter Verlag1940. 403 Seiten und 8 Karten.N ach der W iedergewinnung der alten <strong>deutsche</strong>n Ostgebieteund der Errichtung der Schutzherrschaft überTschechen und Polen zeigt sich natürlicherweise einverstärktes Interesse auch der breiten <strong>deutsche</strong>n Öffentlichkeitfür die Ostfragen und ihre geschichtliche E ntwicklung.H. Kranz kom m t m it seinem „B u ch vom<strong>deutsche</strong>n Osten“ diesem Interesse entgegen. E r willkeine eigenen Forschungen vorlegen, sondern nur ausder Geschichte des Deutschtum s und seiner Begegnungenund Auseinandersetzungen m it den Ostvölkernerzählen. So hat er mehrfach Sagen, Legenden undA nekdoten in die Erzählung eingeflochten, um sie imH inblick auf sein Ziel anschaulicher zu gestalten. SeineDarstellung ist aber auch auf der Grundlage der neuerengelehrten Forschung nam entlich über die mittelalterliche<strong>deutsche</strong> Ostpolitik aufgebaut, deren Annahmen undErgebnisse in z. T. sehr engem Anschluss eingefügtsind, so z. B. diejenigen über die Awarenfeldzüge Karlsdes Grossen, über die Politik Ottos III. usw. So kannsich ein breiteres Publikum m it Gewinn über das „W erkder Sachsenkaiser“ , den „grossen Zug der Siedler“ und„d as Erwachen des Ostens“ unterrichten.Erscheinen die K apitel über die Beziehungen des frühundspätmittelalterlichen Deutschlands zum Osten alsdurchaus gelungen, so kann dasselbe nicht im gleichenMasse von den späteren Berichten über die Käm pfe„u m die V orm acht im Osten“ , „d as Zeitalter des A bsolutismus“und „das neunzehnte Jahrhundert“ gesagtwerden. M it der grösseren Vielfalt und Verwickeltheitder Ostgeschichte der Neuzeit verfällt die Darstellungetwas zu sehr in die Ausmalung von Einzelbildern,Episoden und teilweise sogar ganz Nebensächlichemohne Zusammenhang m it dem Thema auseinander. Sowaren z. B. die böhm ischen Ereignisse von 1618/20 inerster Linie durch den religiösen Gegensatz zwischenBöhm en und Habsburgern, in die noch der Gegensatzder Stände zur K rone hineinspielte, hervorgerufen, wiedenn auch der <strong>deutsche</strong> und tschechische Adel gemeinsamopponierten —■und bedeutsam mehr durch ihre Folgenfür die Länder der W enzelskrone als dass sie in sichselbst ein prägnantes politisches Ostproblem darstellten.Statt dessen erfahren wir bei Kranz auf 5 Seiten einDetail nach dem anderen über den — Prager Fenstersturz.Das Streben nach volkstüm licher Gestaltung seinesBuches führt den Verfasser auch später noch einigeMale zur Verwechslung fasslicher Behandlung m it Ausmalungvon Adiaphora. Zum Schluss erhalten wir soetwas wie einen Abriss der preussischen Polenpolitikim 19. Jahrhundert, wie überhaupt für die Neuzeitkein Gesamtbild der <strong>deutsche</strong>n Beziehungen zum Ostenherauskommt, was sich auch im Rahm en von Geschichtserzählungenhätte erreichen lassen.Dr. Gerhard Brauns, Krakau127

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!