D E U T S C H E M A L E R E I I N P O L E NV O N D R . E W A L D B E H R E N S , K R A K A UDas Problem der Neugestaltung Deutscher Kunst auf dem Gebiete der Malerei in Polen bedarf imZuge der kunsthistorischen Forschung einer eingehenden Befassung mit den schöpferisch in diesemRaum tätigen, blutsmässig dem <strong>deutsche</strong>n Volkstum ungehörigen Meistern, ihren Schulen undKunstrichtungen, der Mentalität ihrer Werke und Stil und Technik ihrer Arbeiten. Dem mussals logische Unterbauung ein zusammenfassender Überblick vorangestellt werden, der eine generelleEinführung in das Gesamtgebiet <strong>deutsche</strong>r Malerei in Polen vermittelt.Die enge Verbundenheit des Reiches der ersten Piasten mit dem Reich der <strong>deutsche</strong>n Kaiser hatin einer Reihe wertvoller Handschriften Niederschlag gefunden, die teils im Reiche geschaffenwurden, teils in Polen unter unmittelbarem <strong>deutsche</strong>m Einfluss entstanden. Eine Geschichteder <strong>deutsche</strong>n Buchmalerei des 11. Jahrhunderts ist unvollständig, wenn sie nicht der drei prachtvollenHandschriften gedenkt, die damals in bzw. für Polen entstanden: das Evangeliar aus Plozk1),der Emmeraner Evangelien-Kodex im Archiv des Domkapitels in Krakau2) und das Sakramentariumaus Tinz3).Ornamentfreudig, lebhaft und volkstümlich die Jugendgeschichte Christi erzählend, steht dasEvangeliar aus Plock in engem Zusammenhang mit böhmischen Malereien, vor allem dem um 1085entstandenen Krönungsevangeliar Wratislaws II. in der Prager Universitätsbibliothek, das seinerseitswieder einer grösseren süd<strong>deutsche</strong>n Gruppe angehört4). Direkt aus Süddeutschland, undzwar aus Regensburg, stammt der berühmte Emmeraner Evangelien-Kodex, der ursprünglichfür das Benediktinerkloster Tinz bei Krakau bestimmt war und den wohl die Gemahlin WladislausHermanns und Tochter Kaiser Heinrichs III., Judith, um das Jahr 1099 als Geschenk für das vonihr begründete Kloster mitbrachte. In streng geschlossenen Formen sehen wir hier Christus in derMandorla thronend, Evangelisten und Heiligengestalten. Von höchstem Interesse ist das Blatt,das unter säulengetragenen Rundbögen zwei Kaiser, Heinrich (den I. und III. ?) und KaiserKonrad II. zeigt, Reichsapfel und Szepter in den Händen haltend; in der unteren Reihe stehenunter ähnlichen Rundbögen drei Äbte. Es zeugt von dem Reichtum des künstlerischen Lebensunter Wladislaus Hermann, an dem seine <strong>deutsche</strong> Gemahlin wohl besonderen Anteil hatte,wenn sich aus seiner Regierungszeit noch ein dritter bedeutender Kodex erhalten hat. Es ist dasebenfalls für das Kloster Tinz gearbeitete Sakramentarium, das der majestätischen Ruhe desEmmeraner Evangelien-Kodex gegenüber eine bewegtere, dynamischere Formensprache zeigtund dessen künstlerische Herkunft wohl in Köln zu suchen ist.Im 12. Jahrhundert kommen die Einflüsse vor allem aus dem Westen. Das Evangeliar aus Kruszwicim Gnesener Kapitelarchiv5) ist von Walicki6) wohl richtig mit der Schule von Helmarshausen(bei Paderborn) in Verbindung gebracht worden. Die dargestellten Szenen aus dem Leben Christi,je zwei auf einer Seite, zeigen die knappe, von strengen Konturen umrissene, energische Bildsprache,wie sie die niedersächsischen Handschriften des Kreises um Heinrich den Löwen auszeichnet.Historisch interessant ist das Widmungsbild, auf dem dem Papste Damasus die Handschrift überreichtwird. Eine andere Handschrift, das jetzt in Leningrad befindliche „Buch der acht Prophex)K opera: Dzieje malarstwa w Polsce I: Taf. 3— 4, A bb. S. 15— 16.2) W alicki-Starzynski: Dzieje sztuki polskiej S. 21.3) Kopera I: Taf. 1— 2.4) vgl- K . M. Sw oboda: Zum <strong>deutsche</strong>n Anteil an der K unst der Sudetenländer, Brünn-Leipzig 1938 S. 135) K opera I: S. 6— 10.6) W alicki-Starzynski: S. 25.33
ten“ 7), scheint ein Beleg für die Bedeutung zu sein, die die Zisterzienser nicht nur für die Baukultur,sondern auch für die darstellenden Künste im Osten gewannen. Von der malerischen Ausschmückungihrer Kirchen haben sich leider (in Jgdrzejöw und Sulejöw) nur geringe Reste erhalten.Die Beziehungen aber, die das „Buch der acht Propheten“ zu dem allerdings späteren Psalter ausdem Zisterzienserinnenkloster Trebnitz sowie zur thüringisch-sächsischen Malerschule aufweist(in Thüringen lag das bedeutende Zisterzienserkloster Schulpforta), machen eine Vermittlerrolledes Ordens wahrscheinlich. Mit ihren asketisch strengen, dabei leidenschaftlich bewegten Gestaltenund Szenen, ihrer kühn stilisierten und doch von scharfer Naturbeobachtung zeugenden Tierornamentikist diese Handschrift ein ausserordentlich fesselndes Werk hochromanischer Buchmalerei.Die ebenfalls in Leningrad aufbewahrte, aus Polen stammende „Genesis“ 8) gehört schon dem 13.Jahrhundert an. A uf dem Hauptblatt sind in eine kunstvoll verschlungene Ornamentik feingezeichneteRundbilder aus der Geschichte der Schöpfung und des ersten Menschenpaares eingefügt,deren lebendiger Realismus schon zur Frühgotik hinüberleitet.Hatten die bisher aufgezeigten, sehr bedeutenden Werke <strong>deutsche</strong>r Malerei in Polen im wesentlichendynastischen oder kirchlichen Beziehungen ihre Entstehung verdankt, so musste die nachdem Mongolensturm von 1241 in grossem Masstab einsetzende <strong>deutsche</strong> Besiedlung des Ostraumesfür das <strong>deutsche</strong> Kunstschaffen in Polen eine Verdichtung und grössere Bodenständigkeitbewirken. Es kommt hinzu, dass von nun an stets die lebhaftesten Wechselbeziehungen zu denebenfalls deutsch besiedelten, südlich angrenzenden Karpatengebieten bestanden. Freilich habensich aus dem eigentlichen 14. Jahrhundert kaum malerische Zeugnisse in Polen erhalten; dieseGründerzeit scheint ihre Kraft vor allem den grossen Bauten zugewandt zu haben. Ein vereinzeltesKreuzigungsbild aus einem Krakauer Evangeliar um die Jahrhundertmitte9) steht österreichischerBuchmalerei nahe10). Gegen Ende des Jahrhunderts dagegen stehen wir plötzlich vor einerreichen Gruppe von Handschriften, die nun, den Vorgängen in Architektur und Plastik entsprechend,eng mit Böhmen Zusammenhängen11).Der „Isidorus Hispalensis“ der Warschauer Nationalbibliothek12) und das 1397 datierte Gradualeder Karmeliter in Krakau13) schliessen sich unmittelbar den sogenannten Wenzelhandschriften an,jenen von dem unfähigen Nachfolger Karls IV. inspirierten Schöpfungen, in denen eine dekadenteHofkunst sich in üppiger Phantasie und unersättlicher Ornament- und Fabulierfreude auslebt,wobei zugleich in den Drolerien, nicht ohne Zusammenhang mit der französischen Buchmalerei,ein neuer frischer Wirkhchkeitssinn sich Bahn bricht14). Eingehendere Untersuchung wird hiernoch köstliche Funde machen können. Die Miniaturen der Gnesener Bibel von 141415) schliessensich einer etwas jüngeren, ebenfalls böhmischen Gruppe an, die vor allem durch das HasenburgerMissale von 1409 vertreten wird16).7) K opera I: S. 23— 28; 32.8) K opera I: Taf. 6; A bb. S. 30.9) K opera I: S. 35.10) vgl. das bei Stange, Deutsche Malerei der Gotik, B d. I— II abgebildete Material.u ) In seinem Aufsatz „D ie kunsthistorische Stellung der Marienkirche in Krakau“ („D ie Burg“ II, 1, S. 81— 88) hatH . G. Oliass auf den analogen V organg in der Architekturgeschichte hingewiesen.la) K opera I: S. 46— 49.13) Kopera I: S. 51— 56.u ) vgl. Burger-Schm itz-Beth, Die <strong>deutsche</strong> Malerei vom ausgehenden M ittelalter bis zum Ende der Renaissance,S. 164— 176.16) K opera I: S. 67.le) vgl. H . Jerchel, Das Hasenburgische Missale von 1409, die W enzelswerkstatt und die Mettener Malereien von 1414.In: Ztschr. des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 4 (1937), S. 218— 241.34
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