Diese Form lag also bereits lange Jahre vor, als Rhaetikus in Frauenburg eintraf. Doch K opernikus zögerte trotz seines und seiner Freunde Drängen mit der Veröffentlichung. Er wiesoft auf die Sitte der Pythagoräer hin, die ihre Philosophie nicht veröffentlichten, sondern stetsnur mündlich im eigenen Kreise Weitergaben. Seine Zurückhaltung war sicher nicht in der Scheuvor dem Widerspruch, den seine Forschungsergebnisse erwecken mussten, begründet, sondernvielmehr in der Scheu vor dem lärmenden Sich-Einmischen Nichtverstehender, wie PhilippLenard in seinen „Grossen Naturforschern“ mit Recht festgestellt hat.Mit Genehmigung seines Lehrers hatte Rhaetikus noch im Jahre seiner Ankunft in Form einesSendschreibens einen Vorbericht über das kopernikanische System verfasst, der unter demTitel „Narratio prima de libris Revolutionum Nicolai Copernici“ 1540 auch im Druck erschien.Zwei Jahre später — nachdem Kopernikus dem Drängen seiner Freunde nachgegeben hatte —konnte Rhaetikus dann in Nürnberg die Drucklegung des Hauptwerkes von Nikolaus K opernikus selbst in die Wege leiten. Es erschien 1543 mit dem Titel„Nicolai Copernici Torinensis de revolutionibus orbium coelestium Libri V I“ .Der im hohen Alter stehende Schöpfer dieses epochalen Werkes aber war während der Drucklegungschwer erkrankt. Es wird berichtet, dass der greise Forscher, kurz bevor er starb, nochdas erste Exemplar seines gedruckten Werkes erhielt.Am 24. Mai 1543 verschied Nikolaus Kopernikus — über 70jährig — und wurde als Domherrim Dome zu Frauenburg zur letzten Ruhe gebettet. Die Kenntnis der Grabstätte ging inder Folgezeit verloren — vielleicht führen neu angestellte Nachforschungen, die im Herbst 1939durch den Krieg unterbrochen wurden, nach ihrer Beendigung zur Klarheit. Sein Werk aber,das zunächst von der Mitwelt nur gleichgültig aufgenommen worden war, wurde bald als Fanaleiner neuen Zeit bekannt. Es setzte sich allen Verfolgungen, die ihm die Hüter des Dogmasund der geistigen Unfreiheit bereiteten, zum Trotz in langen Jahren und nach harten Kämpfendurch und erstritt so — und das ist das grösste und bleibende Verdienst des Kopernikus —einer neuen Epoche des Denkens und Forschens in der Geschichte der Menschheitden Sieg.K am pf und Durchsetzung der Lehre des KopernikusDas Werk des Kopernikus war in der Zeit grösser Entdeckungen und grösser geistigerEntscheidungen entstanden und herausgekommen. Es sei nur an den anderen grossenDeutschen jener Zeit, an Martin Luther, erinnert, der 1517 seine 95 Thesen inWittenberg angeschlagen und damit offen seinen Kampf gegen die geistige Zwangsherrschaftund den Dogmatismus der römischen Kirche aufgenommen hatte. Beide, Kopernikus undLuther, sind, auch wenn sie sich in noch so vielem unterscheiden, als Glieder der ewigenKette des gleichen germanischen Kampfes um Geistesfreiheit zu werten. Sie kämpften beideauf verschiedenen Ebenen. Wir wissen aus Überlieferungen, dass Kopernikus den KampfLuthers mit Anteilnahme verfolgte, und zusammen mit seinem Freund, dem nachmaligenBischof Tiedemann Giese, die Misstände der römischen Kirche offen sah. Kopernikus, derseine eigene Lebensaufgabe darin erblickte, sein neues Weltbild zu schaffen und zur Geltungzu bringen, glaubte jedoch, dass durch Massnahmen der Erneuerung, die er allerdings für dringendnotwendig hielt, der Bestand der alten Kirche noch erhalten werden könnte. So ist es zuverstehen, dass der Mann, der als Revolutionär des Geistes einem neuen Weltbild die Bahnbrach, in dieser Hinsicht noch in der alten Welt verhaftet blieb.Das Werk des Kopernikus aber hatte den Kam pf mit beiden Kirchen zu bestehen. Die erstenAngriffe kamen von der evangelischen Seite— und zwar von Luther und von Melanchthon.17
Von Luther stammt der Ausspruch: „Der Narr will die ganze Kunst Astronomiae umkehren!Aber wie die heilige Schrift anzeigt, so hiess Josua die Sonne still stehen und nicht das Erdreich!“Und Melanchthon schrieb im Herbst 1541: „Manche halten es für eine hervorragendeLeistung, eine so verrückte Sache zu machen, wie dieser preussische Sternforscher, der die Erdebewegt und die Sonne anheftet. Wahrlich, weise Herrscher sollten die Zügellosigkeit der Geisterzähmen!“ Ein lutherischer Geistlicher, Osiander, war es auch, der, nachdem ihm 1442 vonRhaetikus die Aufsicht über die Drucklegung des kopernikanischen Hauptwerkes in Nürnbergübertragen worden war, eine grobe Irreführung bewirkte, indem er ohne Namensnennung —sodass man glauben konnte, dass Kopernikus selbst ihr Verfasser sei dem Werke eine Vorredeeinfügte, die die neue Lehre als blosse Hypothese hinstellte.Katholischerseits hatte man sich zunächst nicht in den Streit der Meinungen eingemischt.Während der Arbeit an seinem Werke hatte Kopernikus sogar Förderung und Interesse andemselben durch einzelne Persönlichkeiten der katholischen Kirche erfahren. So hatte sich1515 der Bischof Paul von Middelburg, der vom Papst mit Vorarbeiten zur Kalenderverbesserungbetraut worden war, an Kopernikus gewandt mit der Bitte, ihm hierfür auf Grundseiner Arbeiten und Kenntnisse einen eigenen Vorschlag zu machen. Kopernikus hatte damalsgeantwortet, dass seine Untersuchungen noch nicht soweit gediehen seien, dass er einen Vorschlagoder seine Vorarbeiten einsenden könne. 1536 hatte der Kardinal Nikolaus von Schönbergaus Rom an Kopernikus geschrieben und die Bitte geäussert, dass Kopernikus sein Werkveröffentlichen möge. Als diese Veröffentlichung dann erfolgte, hat Kopernikus diesen Briefund eine eigene Vorrede mit Widmung seines Werkes an den damaligen Papst Paul III. alsEinleitung der „Revolutiones“ drucken lassen. Trotz dieser Einleitung aber hat die katholischeKirche bald jenen scharfen K am pf gegen die Lehre des Kopernikus und ihre Verbreitung begonnen,der dazu führte, dass 1616 die „Revolutiones“ auf den Index gesetzt wurden, und fortanbis zum Jahre 1835 zu den für die Katholiken von Rom aus verbotenen Büchern gehörten. ÄussererAnlass für das Verbot des Werkes des Kopernikus war der Versuch von Galilei (1564— 1642),der als einer der ersten für die kopernikanische Lehre eintrat, den Papst zu bestimmen, dieErdbewegung als mit der Bibel vereinbar zu erklären. Galilei zog sich dadurch die Vernehmufigund Verfolgung durch die Inquisition zu, die ihn auch, nachdem er, von ihr dazu gezwungen,der Lehre des Kopernikus abgeschworen hatte, bis an sein Lebensende verfolgte. Die gleicheInquisition hatte Giordano Bruno (1548— 1600), der das kopernikanische Werk als erlösendeTat begrüsst und zur Anschauung von der Unendlichkeit des Weltalls verallgemeinert hatte,im Jahre 1600 in Rom den Scheiterhaufen bereitet.Es liegt auf der Hand, dass diese Versuche der Unterdrückung des kopernikanischen Weltbildesdurch die Kirche von Rom viele Gegner schafften, die sonst nicht aufgetreten wären,und die den Kam pf um die Durchsetzung der neuen Lehre zunächst erheblich erschwerten. Aberwie überall so hat sich auch hier nicht das Dogma behauptet, sondern der Geist der Wahrheitblieb siegreich.Diesem Geiste entsprach es, dass die Lehre des Kopernikus in der Folgezeit genauestenNachprüfungen an der Wirklichkeit standzuhalten hatte. Kopernikus selbst hatte hiermit denAnfang gemacht, indem er auf Grund seiner Lehre ein Jahrbuch über den künftigen Lauf derPlaneten vorausberechnete, um die Ergebnisse dieser Vorausberechnungen mit der Wirklichkeit,d. h. mit Beobachtungen, vergleichen zu können. Dieses Vorhaben kam jedoch nicht zur eigentlichenAuswirkung. Als dann nach dem Erscheinen der „Revolutiones“ und nach dem Tode ihresSchöpfers andere die Prüfung seiner Lehre durch Beobachtungen fortsetzten, fiel das Urteilnicht immer zu ihren Gunsten aus. Die von Erasmus Reinhold (1511— 1553) auf der Grundlageder kopernikanischen Lehre erstellten Vorausberechnungen in den sogen. „Prutenischen
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