n i m 1 r m mSchinkel glaubte wie sein Zeitalter in einem Schlossbau durch gotisierende Einzelheiten dieStimmung des Mittelalters und „etwas mehr Grossartiges“ hervorrufen zu können. Wir habenheute gelernt, dass jede Stil-Wiederholung vergangener Bauformen zu einer künstlerischenUnklarheit fuhrt und dem Eigen-Charakter des Baumeisters wie seiner Zeit nicht gerecht werdenkann. So mutet uns die gotisierende Verbrämung des alten Barockschlosses wie eine Kulissenmalereian. Ich habe die tiefere Erklärung dieser Geisteshaltung Schinkels ausführlich in meinemSchinkel, Berlin 1939, im Kapitel „Alt<strong>deutsche</strong>r Styl“ , S. 93 ff., herauszuarbeiten gesucht. Schinkelwar es heiliger Ernst mit den mittelalterlichen Formbestandteilen, die er verwendete. Er hates mehrmals ausgesprochen, dass er durchaus glaubte, ein neues, vollendeteres Werk ausführenzu können, dem die alten Bestandteile einen besonderen Reiz des Altertümlichen verliehen.Wie grosses Interesse gerade dieser Schinkelentwurf seiner Zeit gefunden hat, geht aus einemfeinausgearbeiteten Modell hervor, das Georg Gottfried Kallenbach am 30. November 1839 andie Königliche Kunstkammer in Berlin geschenkt hat. Von dort ist es ins Schinkel-Museumgekommen.Brody und WerkyIm März 1837 teilte Schinkel dem Fürsten Ludwig Wittgenstein mit, dass die Pläne für dasSchloss des Fürsten in Arbeit seien. Am 21. Mai 1837 konnte er ihm die Pläne und die Erläuterungendazu überreichen. Am 13. September 1837 schickte Schinkel an den Fürsten nach Brody inGalizien weitere Erläuterungen für den Schlossbau.Drei Jahre später ist eine neue Situation eingetreten. Fürst Wittgenstein schreibt an Schinkel,die Schlosspläne von 1837 seien noch nicht ausgeführt, er habe jetzt, 1840, ein altes Schloss beiWilna an der Wilia gekauft, dessen Umbau er gern durch Schinkel vornehmen lassen wolle.Es folgen zwei weitere Briefe Schinkels, in denen er sich bereit erklärt, den Umbau zu übernehmen.Er rät, von allzu weitgehenden Umbauten abzusehen, da die ihm überschickten Bestandsaufnahmenein wohlerhaltenes Gebäude mit schönem klassischem Giebel zeigen. Er sendetschon, da ihm grosse Eile anempfohlen sei, Zeichnungen mit Angabe der geplanten Verbindungsflugeizwischen dem Hauptgebäude und den Seitengebäuden. Für den Giebel wie auch für Mauernischenempfiehlt er Zinkgussfiguren aus der Fabrik von Geiss in Berlin.Der letzte Brief Schinkels ist vom 10. Juli 1840 datiert. Schinkel klagt darin über eine Behinderungseines rechten Armes. Kurze Zeit später erfolgte der geistige Zusammenbruch Schinkels,bis ihn der Tod nach einem Jahre am 13. Oktober 1841 erlöste.Im Jahre 1933 gelangten aus Neuwied in das Schinkel-Museum die Originalzeichnungen Schinkelszu einer gewaltigen Schlossanlage, signiert und datiert 1837. Da Fürst Wittgenstein erst 1840den Besitz Werky bei Wilna erworben hat, können die schönen aquarellierten Pläne nicht Werkyzum Gegenstand haben, wie Wolzogen gemeint hat.Sie sind vielmehr jene in Schinkels Briefen erwähnten Zeichnungen für das galizische Schloss,das ich mit Brody identifizieren möchte.Es ist eine mächtige Gesamtanlage. Das Hauptschloss besteht aus einem grossen Baublockmit Bogenfenstern, zwei Innenhöfen, und an der Vorder- wie an der Rückfront angesetztenSeitenflügeln. Diese Flügel enden an der Hauptseite in zwei hohen flankierenden Türmen. DieFlügel der Rückseite enden in zwei kuppelgewölbten Kapellen.31
—------- — . -Ti« i i ■ •i.iTiT—■riiat'MT— T ' ^ r - - ■asriaA uf der rechten Seite des Hauptgebäudes liegt ein ausgedehnter Bau, welcher die Pferdeställe,Wagenremisse und eine hohe Reitbahn enthält. A uf der linken Seite ist’ eine Gärtnerei geplant,mit grossen langgestreckten Treibhäusern. Weiter zurück im ansteigenden Gelände liegt hinterden Stallungen eine Meierei mit Kuhställen.Vor dem Schloss sind breite halbrunde Terrassen angelegt, die bis zu einem schiffbaren Gewässerherabführen, an dessen Ufer die weitausgedehnte Gesamtanlage malerisch im ansteigenden,bewaldeten Gelände liegt.Der eigenwillige Gesamtplan wird beherrscht durch die gewaltigen Türme, welche das Schlossflankieren. Das Schloss selbst ist in beiden Stockwerken von hohen Bogenfenstern gegliedert,11 an jeder Seite des quadratischen Blockes. Sie stehen sehr dicht gereiht und nehmen mit demPrinzip der Reihe ein Kunstmittel wieder auf, das Schinkel in allen Epochen ausgesprochenbevorzugt. Der eigenartige Baublock ist ohne sichtbare Dachfläche mit nach innen gezogenenDächern, auch dies ein Merkmal, das den Baumeister von seinen Anfängen an beschäftigt hat.An Kühnheit und Eigenart sucht die Anlage ihresgleichen. Man wird an dem Ungewöhnlichendes Entwurfs die nächste Verwandtschaft zu den Riesenplänen von Orianda und der Akropolisverspüren. In Brody aber ist, wie ich meinen möchte, Schinkel noch um einige Grade näheran sein eigenstes Element herangekommen. Jene Gebäude arbeiten im grossen Gesamtbilde mitherkömmlichen Mitteln, wenn auch im kühnsten Masstabe. Brody aber wagt den letzten Schrittin ganz unbetretne Gebiete der Architektur. Vielleicht, dass diese gewagte Fremdartigkeit mitdazu beigetragen hat, den Bauherrn von der Ausführung abzuhalten, ebenso wie die grosseKostspieligkeit der aufwendigen Anlage. So ist also auch dies Traumschloss des späten Schinkelein unwirklicher Traum des Baumeisters geblieben.Erst 1840 erwarb Wittgenstein Werky. Ob Schinkels Angaben für den Ausbau der Ruine, insbesonderefür den Bau der Zwischenglieder zwischen dem Mitteltrakt und den Seitengebäudendurchgeführt wurden, bleibt noch festzustellen.A uf dem Skizzenblalt, welches ich für Kressendorf abbildete, stehen die beiden unteren Einfällein enger Verwandtschaft zu Brody. Wir können mit ihrer Hilfe immer enger den künstlerischenCharakter von Schinkels Ideen zu einem Schlossgebäude bestimmen. Er nähert sichwieder, nun jedoch ganz befreit von griechischen Zutaten, dem ersten Entwurf von Kressendorf.Ein Schloss hat für Schinkel die Struktur eines wuchtig aufragenden gleichsam kristallinischenBlockes, ohne jede Konzession an überlieferte Klein Verzierungen. Darin spricht denn aus demtiefsten Wesen des Künstlers ein preussisches Merkmal, und es ist nicht zu übersehen, wie erin den hochfliegenden Spätwerken dem preussischen Stil seiner Anfänge und seiner reifen Meisterwerkenoch einmal stärksten Ausdruck gegeben hat.I32
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