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viertei jahresschrift dfs instituts iur deutsche ostarbeit krakau

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ohne geradezu selbstverständliche Anlehnung an bereitsbestehende M ittelpunkte der alten Siedlungslandschaft.D ie m it der Zeit zunehmende Zahl der W oladörfer bildetenden bis ins 15. und 16. Jahrhundert spürbaren N achklangder deutschrechtlichen K olonisation. Bisher hattedie Siedlung nach west<strong>deutsche</strong>m Muster die Tendenzenzur Guts- und Vorwerkswirtschaft aufgehalten, da jeneim Ausgangsstadium auf der grundherrlichen Zinswirtschaftohne Verpflichtung zu landwirtschaftlichen A r­beitsdiensten beruhte. Nun breitete sich die Eigenwirtschaftauf Grossgütern aus. Vorw erke gelangten auchin bisher reinen Bauerndörfern zur Anlage. D am it setzteeine allgemeine Rechtsm inderung der ursprünglich freienK olonisten ein. D er Sozialaufbau, w ie ihn die deutschrechtlicheK olonisation bewirkt hatte, wurde dam it nivellierendausgetilgt. D er grundbesitzende A del erlangtegleichzeitig die wirtschaftliche K raft, neue Stadtanlagenfür engere Bezirke zu schaffen.D ie Darlegungen K .’s, die durch eine A nzahl K artenunterstützt werden, zeichnen sich dadurch aus, dass sieeine differenzierende Analyse der Quellen zu Grundelegen. Jede einzelne Ortsgeschichte w ird untersucht. Sow ird jed e Starrheit in der vergleichenden Übertragung derErgebnisse verm ieden. Im m er wieder wird darauf hingewiesen,dass die räumliche Gleichsetzung von W aldheide,Fürstenbesitz, Landvergebung, des deutschrechtlichenK olonisationsgebietes und des Zinsbauerntums nurder allgemeine Regelzustand ist, dass aber alles der E n t­wicklung unterliegt und gerade die Ausnahm en, w o siesich in ihren M otiven aufhellen lassen, nur die grosse L i­nie der Ergebnisse bestätigen. D ie Erfolge der Gliederungder U ntersuchung nach Besitzgebieten, sowie die ständigeErörterung der Geländeverhältnisse zeigen den W ertder räumlichen und geographischen Betrachtung. Zumersten Male und vielfach ausschlaggebend werden fernerdie Zehntregister allseitig ausgewertet, nicht nur die A rtder Zehntung.Was nun aber die A rbeit für die weitere Erforschung derSiedlungsentwicklung im Generalgouvernem ent über dielokale Bedeutung für die Litzm annstädter Gegend hinauserhebt, ist die kritische Stellungnahme zur polnischenGeschichtsforschung, die sich seit langem bem ühte, den<strong>deutsche</strong>n Einfluss auf das Siedlungswesen zu verkleinernund für unwesentlich, ja hem m end zu erklären. EinigeEinzelheiten seien genannt: Der B egriff der hospites fin ­det eine sehr einleuchtende Aufhellung und widerlegtdam it die polnische Auffassung, dass der deutsch-rechtlichenK olonisation eine ausgedehnte gleiche Bewegungbereits vorausging. D ie Land- und G rodgerichtsbüchereignen sich nicht zur Feststellung des ethnischen B evölkerungsbildesder Städte, da diese Gerichte nur m it dempolnischen A del zu tun hatten. D ie Flucht des polnischenBauern als M ittel, sich v o r der Bedrückung durch denHerrn zu schützen, kennzeichnet den w eiten Abstand derpolnischrechtlichen Siedlungsverhältnisse gegenüber demdeutschrechtlichen Anspruch auf das Eigentum an derScholle. Aus allem ergibt sich, dass die deutschrechtlicheK olonisation eine für das Land m assgebliche Leistungwar und nicht etwa einer heimischen Entw icklung hinderndim W ege stand. Gegenüber diesen entscheidendenW iderlegungen leugnet K . aber keineswegs, dass auch inder vordeutschrechtlichen Zeit eine Siedlungsraumausweitung stattfand, dass Mittelpunktssiedlungen bereitsvorhanden waren und auch die späteren Städte vielfachlokal an sie anknüpften, und dass ferner ein alter freibäuerlicher( = altadliger) Stand im alten Polen vorhandenwar. Das alles ist selbstverständlich positiv bei der A u f­hellung der ältesten polnischen Geschichte zu werten;aber es ist nicht geeignet, die <strong>deutsche</strong> Siedlungsleistungim Ostraum zu verkleinern.P rof. D r. W . Czajka, PragAlbert Breyer, Deutsche Tuchmachereinwanderung inden ostmitteleuropäischen Raum 1550— 1830. Ost<strong>deutsche</strong>Forschungen Bd. 10. — Leipzig: Verlag S. Hirzel 1941.270 Seiten.M it diesem Buch liegt die letzte Arbeit Breyers vor,dessen Lebensinhalt der Förderung und Festigung <strong>deutsche</strong>nW esens in Polen galt. Bei Ausbruch des deutschpolnischenKrieges wurde er zum polnischen Heeresdiensteingezogen, wurde bald danach v on einer <strong>deutsche</strong>nFliegerbombe schwer verletzt und erlag diesenVerletzungen im Spital in W arschau wahrscheinlicham 11. 9. 39.Das Buch beginnt: „A us dem W esten kamen in einemnie endenden Zuge die höheren Formen des kulturellenLebens und des gewerblichen Könnens nach Polen,darunter auch das Tuchmacherhandwerk“ . Diese E r­kenntnis wird dem Leser auf jeder Seite erneut bewusst,denn hinter dem anspruchslosen Titel verbirgt sich nichtnur eine geschichtliche Darstellung der einzelnen Einwanderungsströmezu den verschiedensten Zeiten sowieder wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen der einzelnenTuchmachergruppen, sondern ein umfassenderBeitrag zur Kultur- und Sittengeschichte einzelner <strong>deutsche</strong>rBerufs- und Schicksalsgemeinschaften in einerfrem dvölkischen Umgebung.Zwei Dinge kom m en in der Arbeit gut zum Ausdruck:zunächst die Tatsache, dass polnische Adlige sehrw ohl die Überlegenheit der <strong>deutsche</strong>n Handwerkergegenüber ihren polnischen Untertanen kannten undfür ihr Land eine Verbesserung der wirtschaftlichenVerhältnisse durch die Gründung <strong>deutsche</strong>r Siedlungenoder durch die Ansiedlung <strong>deutsche</strong>r Handwerkererhofften, obw ohl ihnen in den ersten Jahren recht bedeutendeGeldausgaben erwuchsen. Nur auf diese Weisegelang es Polen, eine Angleichung an westeuropäischeVerhältnisse und Lebensgewohnheiten zu erreichen.Der zweite Vorzug, den die Arbeit aufzuweisen hat,ist die ausgezeichnete Darstellung des W esens, derseelischen Haltung, der gesellschaftlichen Formenund Anschauungen der <strong>deutsche</strong>n Siedler. Schicksaleganzer Bevölkerungsgruppen der früheren <strong>deutsche</strong>nStaaten spiegeln sich hier wieder: soziale und räumlicheEnge in der Heim at lassen eine Vielzahl <strong>deutsche</strong>rHandwerker dem R u f der polnischen Grundherren be­126

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