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OCEAN7 2007-11

In dieser Ausgabe: Wenn Senioren segeln - ein ungewöhnlicher Törn von der Karibik nach Mallorca! Außerdem eine Reportage von einer sehr stürmischen Regatta quer durch das herbstliche Mittelmeer.

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100 yacht<br />

Gründen relativ einfach vorherzusehen<br />

waren. Was sich hier im Hafen von Salo<br />

an Alfa-, Ferrari- oder Chevrolet-getriebenen<br />

Rennboot-Juwelen versammelte,<br />

ließ jeden noch so teilnahmslosen Signore<br />

den Mund offen stehen.<br />

„Die Stärke der Salo classic liegt<br />

in der Kombination historischer<br />

autos und Motorboote.“<br />

Vittoria Palazzini<br />

Mahagoni, Alu, Chrom<br />

Italienischer Meister, Welt- und Europameister,<br />

Weltrekordhalter; derlei Prädikate<br />

gehörten in dem 20-Boote-starken<br />

Starterfeld zum guten Ton. Technisch<br />

gesehen handelt es sich bei den aufwändig<br />

restaurierten und liebevoll instand<br />

gehaltenen Fabrikaten mit klingenden<br />

Namen wie „Chelli“, „San Marco“ oder<br />

„Popoli“ um so genannte Dreipunkter<br />

der Baujahre 1957 bis 1974: Sehr flache<br />

Rennboote, deren schmaler Boden vorne<br />

links und rechts jeweils eine „Tatze“<br />

aufweist. Bei hoher Geschwindigkeit<br />

liegen solche Boote nur mit den beiden<br />

Tatzenenden und dem Bootsende<br />

auf dem Wasser, was auch den Namen<br />

erklärt. Der Fahrer (in unserem Fall typischerweise<br />

Italiener, wohlhabend und<br />

wohlgenährt) kniet auf dem Boot, lenkt<br />

es mit einer Hand und mit der anderen<br />

betätigt er den Gashebel. Mit modernen<br />

Booten dieser Bauart verbindet die<br />

Oldies die Tatsache, dass sie bei nied-<br />

riger Geschwindigkeit nur bedingt als<br />

schwimmfähig zu bezeichnen sind – was<br />

die Faszination und Eleganz der Bewegung<br />

nochmals unterstreicht. Auf das<br />

wahre Alter der oftmals unbezahlbaren<br />

Einzelstücke deuten neben der traditionellen<br />

Rennsport-Nationalfarben der<br />

ehemaligen Besitzer (rot für Italien, blau<br />

für Frankreich, weiß/silber für Deutschland,<br />

grün für England) vor allem die<br />

nach heutigen Maßstäben<br />

beinahe possierlich<br />

wirkende Verarbeitung<br />

– vornehmlich unter Zuhilfenahme<br />

edler Werkstoffe<br />

wie Mahagoniholz,<br />

handgeklopftem Aluminium<br />

und jeder Menge<br />

Chrom. Entscheidet<br />

heutzutage der Leichtbau über Form<br />

und Optik, herrschte damals noch die<br />

Willkür der „optischen Geschwindigkeit“:<br />

Was bei Stillstand schnell aussah,<br />

erfüllte seinen Dienst (zumindest über<br />

Wasser) zumeist prächtig.<br />

Echte Kerle<br />

Während heutige Rennfahrer, ob im<br />

Boot oder im Auto, weitestgehend austauschbar<br />

und technikabhängig in ihren<br />

computerkonstruierten Boliden hocken,<br />

umweht die Helden dieser Vier- bis<br />

Zwölfzylinder-Schönheiten eine heroische<br />

Aura wahrhaft unterscheidbarer<br />

Charakterköpfe aus einer Zeit, als<br />

Rennfahrer noch als echte Gentlemen<br />

galten und die Ehefrauen zum Rennwochenende<br />

etwas Schwarzes einpackten<br />

– für alle Fälle. Übrigens: Mit der<br />

Deutschen Sabine Gasnner erkämpfte<br />

sich auch eine Dame ihren Fixplatz in<br />

der historischen Rennbootszene. Diese<br />

beschränkt sich derzeit noch weitestgehend<br />

auf Italien – allein der italienische<br />

Motorbootverband (Federazione Italiana<br />

Motonautica, FIM) brachte 1998<br />

den Mut auf, eine eigene Serie, derzeit<br />

bestehend aus vier Veranstaltungen, ins<br />

Leben zu rufen. Die strengen Auflagen<br />

verlangen nebst einer nachweislichen<br />

Originalität (vor Baujahr 1974) vor<br />

allem einen optisch wie technisch tadellosen<br />

Zustand der Boote – in Summe<br />

existieren etwa 50, von denen jedoch selten<br />

mehr als 25 aus den wohl behüteten<br />

Garagen und Museen geholt werden.<br />

Die motorsport-historische Bedeutung<br />

der chromfunkelnden Schönheiten hielt<br />

die Teilnehmer jedoch keinesfalls davon<br />

ab, die Wunderwerke der Motorenbaukunst<br />

aufheulen zu lassen und damit die<br />

ehrwürdigen alten Damen zwei Tage<br />

lang auf durchaus halsbrecherische Weise<br />

über den wellenreichen Gardasee zu<br />

scheuchen – zumal der Ehrgeiz von Fall<br />

zu Fall naturgemäß verschieden gewichtet<br />

war.<br />

Eines steht nach dem Ende des Premieren-Events<br />

der Salo Classic jedenfalls<br />

fest: Wer jemals im Rahmen einer Oldtimer-Veranstaltung<br />

beim Aufheulen alter<br />

Rennmotoren eine wohlige Gänsehaut<br />

verspürte, der sollte einmal im Leben<br />

ein solches Boot aus nächster Nähe<br />

gehört und gesehen haben. Von dieser<br />

Erinnerung kann man lange gustieren<br />

– vor allem zurück im kalten Österreich,<br />

wenn wieder einmal der Winter naht<br />

und man sich plötzlich bewusst wird, auf<br />

der falschen Seite der Alpen zu leben.<br />

01 Rasante Ästhetik. Verchromte<br />

Einblicke aus einer Ära, in der Schönheit<br />

und Geschwindigkeit noch zusammengehörten.<br />

02 RoteR hai. Der 12-Zylinder des Ferrari-<br />

Rennbootes stellte akustisch alle<br />

Konkurrenten in den Schatten.<br />

03 amoRe. motoRe. Alfa Romeo, Ferrari<br />

und Chevrolet prägten Anfang der 60er<br />

die Szene.<br />

01 02 03

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