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OCEAN7 2007-11

In dieser Ausgabe: Wenn Senioren segeln - ein ungewöhnlicher Törn von der Karibik nach Mallorca! Außerdem eine Reportage von einer sehr stürmischen Regatta quer durch das herbstliche Mittelmeer.

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yacht<br />

97<br />

Italienischer Charme<br />

Endlich in Padenghe sul Garda, dem<br />

Start- und Angelpunkt der Veranstaltung<br />

am unteren Westende des Gardasees angekommen,<br />

sehen wir unsere Ahnungen<br />

bestätigt: Klasse (Essen & Wein) sowie<br />

Schönheit (Autos & Boote, Wetter &<br />

Landschaft, Damen) verflechten sich<br />

untrennbar mit einer liebenswürdigen<br />

Tendenz zur Improvisation, welche uns<br />

Alpenrepublikanern meistens durchaus<br />

nahe liegt, die unsere nördlichen,<br />

deutschsprachigen Nachbarn jedoch<br />

vermutlich als absolute Planlosigkeit beschimpfen<br />

würden. Erkenntnis Nummer<br />

zwei: Wer darauf zählt, mit bruchstückhaften<br />

Italienischkenntnissen („barca“,<br />

„motore“, „rapido“, etc.) bei graumelierten,<br />

dickbäuchigen Herren Anfang 60<br />

in engen Rennanzügen mehr zu ernten<br />

als ein freundliches „si, si“, der kann mit<br />

seiner journalistischen Sorgfaltspflicht<br />

gleich im Lago di Garda baden gehen.<br />

Englisch spielt es nicht, und auch Frandas<br />

andere, und schließlich sichert uns<br />

ein kurzer Anruf von Schwarz beim Co-<br />

Organisator der Salo Historic Racing,<br />

Franz Steinbacher, die deutschsprachige<br />

Exklusivberichterstattung über dieses<br />

norditalienische Oldtimer-Kleinod (zu<br />

den Vor- und Nachteilen dieser besonderen<br />

Konstellation später mehr).<br />

Rennen zu Wasser<br />

und zu Lande<br />

Am Weg in Richtung Süden fällt gerade<br />

das charmant im Abendrot glühende<br />

Bozen mit dem für seine Erdpyramiden<br />

berühmten Hausberg Ritten zurück, als<br />

die zu erwartenden Träume zu Wasser<br />

und auf vier Rädern mehr und mehr<br />

das bisher vorherrschende Gesprächsthema<br />

„klimatische Benachteiligung der<br />

Alpennordseite“ ablösen. Die Temperaturen<br />

tendieren gegen sommerliche 25<br />

Grad, und rekapituliert wird die freundliche<br />

Einladung Franz Steinbachers, der<br />

hauptberuflich als gerichtlich beeideter<br />

Sachverständiger für das Oldtimerwesen<br />

in Wien tätig ist und selbst einige Jahre<br />

am Gardasee lebte und arbeitete. „Am<br />

Gardasee“, so Steinbachers Ankündigung,<br />

„plant man eine Rallye nach<br />

Vorbild der berühmten Mille Miglia.“<br />

Der Vorteil dabei: Die Veranstalter rund<br />

um Presidente Vittorio Palazzini planen<br />

keine seelenlose Retortenveranstaltung,<br />

sondern berufen sich auf die heroischen<br />

Zeiten von 1921 bis 1966, als Motorsport-Legenden<br />

wie Tazio Nuvolari<br />

oder Alberto Ascari den Asphalt rund<br />

um die Stadt Salo bei damals weltweit<br />

beachteten Grand Prix-Schlachten zum<br />

Brennen brachten. Mindesten ebenso<br />

lang währt die Tradition des zweiten<br />

Teils der Veranstaltung, jener der historischen<br />

Rennmotorboote. Bereits in den<br />

20er-Jahren wurde im Golf von Salo die<br />

berühmte „Coppa dell’Oltranza“ (frei<br />

übersetzt etwa: der unerreichbare Pokal)<br />

ausgetragen. Erdacht hat sich diese, damals<br />

schon mörderischen, Geschwindigkeitsschlachten<br />

niemand geringerer als<br />

der Schriftsteller Gabriele D’Annunzio.<br />

Er verbrachte seinen Lebensabend in<br />

seiner Villa in Gardone am Gardasee<br />

und neben seiner Liebe zu Rennbooten<br />

05 Ungewohntes element. Millionenwerte<br />

am Haken sorgten für angespannte Momente.<br />

06 Centomiglia. Am Rande der Salo Classic<br />

trainierten die Teams für die berühmte<br />

Hundert-Meilen-Ragatta.<br />

machte ihn vor allem seine<br />

Rolle als eine Leitfigur<br />

des italienischen Faschismus<br />

und als einer<br />

der Mentoren Benito<br />

Mussolinis bekannt.<br />

Abseits politischer<br />

Hintergründe war und<br />

ist der Gardasee neben<br />

dem Lago di Como seit damals<br />

das bevorzugte Testrevier der<br />

wagemutigsten Rennboot-Piloten.<br />

Zwar machte der technische Fortschritt<br />

auch vor dem in verschiedenste Klassen<br />

unterteilten Rennmotorboot-Sport<br />

nicht halt: Die heutigen Boote haben<br />

mit den damaligen Geräten ebenso<br />

wenig zu tun, wie der erste VW Käfer<br />

mit einem nagelneuen Golf. Dennoch<br />

markierte ein mit einem Ferrari-V12-<br />

Motor bestücktes Boot den Geschwindigkeitsrekord<br />

bereits 1953 bei sagenhaften<br />

241,708 km/h!<br />

05<br />

06<br />

„Die Salo classic soll<br />

irgendwann die neue Mille<br />

Miglia werden.“<br />

Franz Steinbacher

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